21. Dezember 2007

PISA-Schlüsse

Aus dem Rundbrief der GEW vom 16.12.2007 zur PISA-Studie 2006:
"Die Ergebnisse der PISA-Studie 2006, die die OECD am 4. Dezember veröffentlicht hat, geben keinen Anlass, in Jubelarien auszubrechen.
Die bildungspolitisch Verantwortlichen sind gut beraten, die Resultate ohne Scheuklappen zur Kenntnis zu nehmen und endlich wirksame Konsequenzen zu ziehen. Die „Fortschritte", die Deutschland seit dem PISA-Schock 2001 gemacht hat, sind so kümmerlich, dass sie den Kultusministern eigentlich die Schamröte ins Gesicht treiben müssten. Denn hinter den nackten statistischen Daten verbergen sich viele Einzelschicksale junger Menschen. Sechs Jahre sind verstrichen, in denen die Bundesrepublik fast ein Viertel der Jugendlichen eines jeden Jahrgangs mit völlig unzureichenden Deutsch- und Mathematik-Kompetenzen in ihren Lebens- und Berufsweg entlassen hat,
kurz: den jungen Menschen ihre Zukunftschancen bereits mit dem Abgang von der Schule auf ein Minimum gestutzt hat - und bisher gibt es keine Aussicht auf schnelle Besserung: Die Gesellschaft wird auf absehbare Zeit noch weitere „Lost Generations" ins Leben schicken, wenn das Steuer jetzt nicht herumgerissen wird."

Die Lösung wird aber wohl kaum, wie die GEW ihn fordert, ein Schulstrukturwandel sein. Vielmehr muss das lähmende Monopol des Staates für die Organisation des gesamten Bildungswesens fallen. Für nachhaltige Bildung, Kreativität und individuelle Förderung müssen alle Türen frei werden: Motivierte, beziehungsfähige und reife Lehrkräfte, die von Schülern mitbestimmt werden können, Bildungsbegleitung und -beratung, mehr individuelle Angebote, Fernschulmöglichkeiten, Materialien, mit denen auch eigenständig gelernt werden kann, außerschulische Bildungsmöglichkeiten und -offerten und vieles mehr. Wie sagte es der Altbundespräsident und "Ruck"-Redner Roman Herzog vor bereits einem Jahrzehnt: "Entlassen wir unser Bildungssystem in die Freiheit".

Statistisch fast unerhebliche Verbesserungen hin oder her: Jemals nur im Mittelfeld der Leistungsvergleichsstudie zu landen hätte erwarten lassen, dass die (Eigen-)Mächtigen der Bildung wenigstens ihren penetranten Stolz auf ihr altehrwürdiges, aber zwangsbewehrtes Schulsystem fahren lassen. Stattdessen wären Demut und die Aufgabe aller Eitelkeiten angebracht gewesen.

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