29. August 2008

Glossen und Possen, leicht verdrossen

Es war einmal ... wieder Zeit für Elternabende. Für vier Kinder auf zwei Abende an zwei verschiedenen Schulen verteilt. Kein Problem, soweit man nicht alleinerziehend ist. Nach den üblichen Punkten der Tagesordnung kam wie immer auch die Belehrung über die Schulordnung und mögliche Freistellungen, deren Anordnung vor oder nach Ferien ja grundsätzlich verboten wird. Interessant dabei war mal wieder der Hinweis auf die klare, exponentiell steigende Hierarchie: Eltern dürfen gar nichts. Lehrerinnen dürfen schon bis zu zwei Tagen vom Schulbesuch freistellen, die Schulleitung bis zu 2 Wochen und die Schulaufsicht sogar bis zu 2 Monaten. Den Hinweis darauf, dass wohl nur der Führer bis zu 2 Jahren hätte freistellen können, konnte ich mir still verkneifen. Die freien und geheimen Wahlen des bereits im Vorjahr gewählten Pflegschaftsvorsitzenden beim Tagesordnungspunkt zuvor hatten ja eindeutig ein durchweg volksregiertes System belegt. (JE)


Normalerweise sind Eltern an guter Bildung für ihre Kinder interessiert.
Normalerweise melden bildungsinteressierte Eltern ihre Kinder zu diesem Zweck an einer Schule an. Wenn bildungsinteressierte Eltern aber aus irgendwelchen Gründen eine geeignetere Bildungsform außerhalb des steuerfinanzierten Schulsystems für ihr Kind entdecken, sollte ihnen die staatliche Gemeinschaft keine Knüppel zwischen die Beine werfen. Soviel Freiheit muss ein freier Staat mindestens bieten! Stattdessen werden solche Familien bei uns leider kollektiv diskriminiert und staatlicherseits unterdrückt. (JE)
Während der Spiegel verächtlich Menschenrechtsverletzungen im "Bible Belt" der USA beklagt (siehe "200.000 US-Schüler werden geschlagen" am 22.08.2008), gerät offensichtlich in Vergessenheit, dass auch im eigenen Land, quasi sogar auf höherer Ebene, Menschenrechte verletzt werden. In Amerika sind es die Eltern, die betreffende Schulen und Konzepte für ihre Kinder auswählen, und zwar wissentlich und in voller Verantwortung dafür. In Deutschland können Eltern Gewaltschulen erst gar nicht verhindern. Hier ist es sogar der Staat selbst, der alle Eltern und Kinder ohne Ausnahme zum Schulbesuch zwingt, notfalls mit Staatsgewalt und unter Gefängnisstrafe (so geschehen bei Fam. Dudek in Hessen). Zurück geht dieses Bildungsregime auf die Übernahme der strafrechtlichen Maßnahmen, die mit dem Reichsschulpflichtgesetz von 1938 eingeführt wurden. Das Regime damals gewann in der Öffentlichkeit an Stärke und Bestätigung, weil freie Rede und bestimmte Meldungen in der Presse unterdrückt wurden. Heute ist man so weit, dass man sich in unserem Land Bildung ohne Schulbesuch und staatliche Hoheit gar nicht mehr vorstellen kann, obwohl sie in anderen Ländern seit Jahren und Jahrzehnten wieder bestens funktioniert. (JE)
Dank intensiver Bemühungen gibt es in Deutschland vereinzelt Fälle, wo Homeschooling als illegal geltend geduldet wird. Das hängt vom Bundesland und auch vom Einzelfall ab. Zitat: "Die Bedingungen sind, daß wir uns eine Grundschule in unserem Landkreis suchen, die bereit ist mit uns zu arbeiten. Falls wir keine finden, wird der Schulamtsleiter unsere örtliche Grundschule anweisen es zu tun. Wir kennen die Schulleiterin und sie hat sich auch vor einem Jahr schon dazu bereit erklärt, falls sie den Auftrag erhält. Unsere  Kinder müssen dann ca. alle zwei Monate Klassenarbeiten in den Kernfächern in der Grundschule mit den anderen Kindern mitschreiben. Eine Anlaufzeit wird uns zugebilligt da wir die Kinder seither nicht auf Prüfungen vorbereitet haben. Das weicht natürlich von unseren Vorstellungen recht weit ab, doch sind wir andererseits froh endlich Klarheit zu haben und es wäre ein riesiger Fortschritt, wenn so eine Regelung für alle Hoomeschooler möglich wäre." Die Regel bisher aber waren Androhung von Sorgerechtsentzug, Zwangsgelder und anderen Zwangsmaßnahmen bis hin zu Gefängnis (siehe Hessen).
In Gesprächen mit Mitbürgern fällt immer wieder auf, wie ungebrochen die Überzeugung der Deutschen ist, der Staat müsse Bildungshoheit haben, nur Schulbesuch führe zum Ziel und zum Zwecke guter Bildung müsse staatlich notfalls mit Gewalt agiert werden. Wie kommt das? Für mich steht mittlerweile fest, dass diese Einstellung ihre Wurzeln im Obrigkeitsdenken und den längst nicht aufgearbeiteten Erziehungs- und Bildungsidealen der Nazizeit hat. Man bedenke, dass nach dem Krieg das Reichsschulpflichtgesetz Hitlers von 1938 (70 Jahre!) teilweise sogar wortwörtlich in die Landesschulgesetze der jungen BRD übergegangen sind. Auch im Osten wurden trotz demokratischen Anstrichs staatlich autoritäre Strukturen und die gezielte Ablehnung reformpädagogischer Ansätze und privater Bildung übernommen. Wie vom Dritten Reich gewohnt, werden bis heute Zwangs- und Strafmaßnahmen bei bürgerlichem Zuwiderhandeln in die Tat umgesetzt.  Das ist nach gründlicher Praxisrecherche heute einzigartig in der Welt, trotz Schulpflicht. Selbst 30 Jahre nach Verstaatlichung (Monopolisierung/Uniformierung) der Bildung vermochten selbst die 68er nicht, diese Strukturen und Denkmuster zu zerschlagen. Im Gegenteil, diese mußten benutzt werden, um etwas zu erreichen. Kurz: Nicht die Schulpflicht selbst hat totalitäre Wurzeln, sondern die Gewaltmaßnahmen zur Durchsetzung des staatlich angeordneten Schulbesuchs. Für bildungsnahe Familien mit privaten Alternativen zur Schule ist schon gedanklich kein Platz mehr.
Daher ist mir die Verdeutlichung der Isolation Deutschlands mit seinem Bildungsregime sehr wichtig. Mittlerweile weltweit gibt es spezielle Möglichkeiten des Freilernens. In meinem Land herrscht nur alternativloser Schulbesuch, und zwar immer seltener zum Wohle unserer Kinder. Ich meine, dass es keinem Staat der Welt ansteht, eine bestimmte Art der Bildung oder auch des Bildungserwerbs vorzugeben. Die Freiheit und das Recht auf Bildung bedürfen keines staatlichen Zwangs in irgendwelcher Form. Mein Wunsch und  Ziel ist letztlich eine Veränderung/Verbesserung des Bildungssystems, weg von überkommenen, staatlichen Gewaltstrukturen im Schulwesen hin zu Vielfalt, Freiheit und Möglichkeiten im Bildungswesen. "I have a dream", ich weiß. Jedenfalls ist es unser aller Pflicht, dazu beizutragen. Die Geschichte des deutschen Schulbesuchszwangs mit allen seinen, bereits weltweit einzigartigen Maßnahmen der Durchsetzung spricht eine deutliche Sprache. (JE)
Auf kritische Anfrage bezüglich der Bedeutung von Schulpflicht kam aus Regierungskreisen in Baden-Württemberg kürzlich eine Antwort, die an wohlüberlegtem Missverstehen und Ignoranz kaum zu überbieten wäre. Wie selbstverständlich wird darin  von gottgegeben Schulpflicht ausgegangen und auf Begriffsklärung wird vollends verzichtet. Welcher Deutsche käme denn auf die Idee, damit etwa nicht in erster Linie die Pflicht aller Bürger zu sehen, ihre Kinder in staatlich kontrollierte Schulen zu schicken. Die allgemeine Schulpflicht habe "aus wohlüberlegten Gründen" Eingang in die baden-württembergische Landesverfassung gefunden. Es wäre nun interessant zu erfahren, was denn die "wohlüberlegten Gründe" für die Schulpflicht sein sollen. Wenn mit keiner Silbe die üblichen Gründe aus dem vorletzten Jahrhundert erwähnt werden, drängt sich schnell der Verdacht auf, dass hier nur noch die Selbsterhaltung der politischen Klasse im Sinn steht und umtreibt. Wenn es neben allen "wohlüberlegten Gründen" FÜR diese ominöse, besondere Schulpflicht auch noch gute, z.B. pädagogische Gründe DAGEGEN gäbe, sollte dann nicht eine Änderung des Rechtsverständnisses des Begriffs "Schulpflicht" erwogen werden? In Kalifornien beispielsweise konnte bei gleichgebliebenem Gesetz ein völlig anderer Rechtsbegriff für Schulpflicht entwickelt werden: Von strafbewehrtem Schulbesuch über Mini-Schulen mit qualifizierten Eltern bis hin zu Privatbildung für alle Familien auf der einen Seite und einer Schulangebotspflicht für den Staat. Auch unsere deutschen Politiker sollten sich endlich mit uns Eltern in ein Boot setzen, um nach Auswegen und Alternativen zu suchen, was sie für das Wohl der Kinder sicher nicht ablehnen wollten. (JE)
Ich hatte einen Homschoolplatz 2004, ganz neu damals, nachdem mein lernwilliges Kind unter Zwang in schlechten Schulen damals immer mobbing-krank wurde und Lehrer nichts unternahmen. Ausgehend vom Gericht wurde es nie betont, dass sie mir wegen des Hausunterrichts das Sorgerecht weggenommen hatten, aber ich denke, es war deshalb.
Sie schauen heute nicht darauf, sie behaupten, ich wäre krank, hatte die ganzen Jahre aber kein Gutachten von mir machen lassen..., und sie haben nun mit Trick 17, ausgehend vom Arbeitsamt, eine ärztliche Untersuchung, d.h. ein 10-Minuten-Gespräch geführt und seitdem sei ich ihrer Meinung nach sogar rentenfähig, und zwar aufgrund einer Erkrankung im psychischen Bereich, die aber keinen Namen hat. ...
Das OLG-Hamm und das AG ESSEN wie auch das AG Detmold übernahmen die Aussagen (der Behörden) einfach, ohne mich untersuchen zu lassen! Sie stellten mich als miese kranke Mutter da, zu der man das Kind ja aufgrund ihrer psychischen Krankheit (Diagnose fehlt bis heute) nicht schicken könne. ...
Das geschah mit uns bereits 2004 und bisher konnte sich mein Sohn nicht von seinen schlechten Zensuren erholen. Zunächst wurde er zwangweise eine Woche in eine geschlossenen Psychiatrie gesteckt (er war nie psychisch krank und hatte nichts Böses verbrochen). Danach wurde er eiskalt in einer heimlichen Pflegefamilie in ... versteckt, total einsam auf dem Land (nur ein Schulbus fuhr dort)..., dann nochmals umgeschult und bekam miese Zivi-Mathe-Nachhilfe, wohnt im Keller. Er kann durch ein Fenster in den Garten sehen, wo die Hecke so hoch ist wie im Knast!!!
Die Nachhilfe kam erst, als ich über 2 Jahre mit dem Jugendamt schimpfte. Zum letzten Hilfeplangespräch hatten sie mich nicht eingeladen, meinen Sohn dazu überrumpelt, denn er wusste nichts davon, dass 6 Erwachsene mit ihm reden wollten. Sie lügen! Sie erzählten ihm, es käme nur eine Frau, die mal mit ihm  reden wolle, weil er beim AG Detmold vor einer Richterin W. seinen Wunsch geäußert hätte, zu Mama zurück zu wollen. Genau das war nämlich von ihm und mir, der Mutter, seit dem 21. Mai 07 beantragt worden. Im März '08 nun haben sie ihm soweit zugeredet, dass er ihrer Meinung war und weiter dort bleiben wollte, bis er seine 10. Klasse zuende habe. Seine Zensuren waren bisher so mies, dass er sich heutzutage nicht damit bewerben könnte, aber er ist in einer sogenannten Profifamilie, die ihn immer, so heisst es schriftlich, professionell unterstütze.  
Ich stand und stehe auch heute allein da und das weiss das Jugendamt, das nutzen sie aus. Mein Rechtsanwalt hat sich nun auch getrennt, weil ich ihm im letzten Prozess nicht total untertan war. Ich wusste bereits zuvor, dass er mir gegenüber nicht echt war. Er legte sein Mandat nieder. Nun gehe ich allein vor Gericht, wenn es nochmals dazu kommt. Ich schrieb nun zuletzt an den europäischen Gerichtshof. Ich werde bald ein Buch schreiben, es ist dran, ich brauche einen ruhigen Ort und suche eine neue Wohnung. Öfters war ich mit Betern zusammen und allein das hielt mich aufrecht, dass es einen gerechten Gott gibt, der lebt. Er half mir schon oftmals und auch meinem Kind. Sonst wäre es nicht auszuhalten gewesen, was die Amtspersonen mit uns trieben. Sie wollten mich in eine bestimmte Schiene stecken, nur weil ich verschiedene christliche Kontakte hatte. Anfangs wurde Verleumdung (auch heute noch) betrieben. Mein Sohn meinte letztens, das Wort "Volksverhetzung" wäre hier das richtige Wort. Sein Lehrer hätte davon geredet, im Unterricht. Ich habe zur Zeit keinen Rechtsanwalt, auch niemanden, der mein Kind vertreten kann. Die Erziehungsberechtigten müssten das unterschreiben und wer unterschreibt schon sein eigenes Todesurteil?
Ps: Ich kenne in Dortmund ein Missionars-Ehepaar, die mit 5 Kindern Homeschooling machen. Sie (die Kids) sind in den USA angemeldet, dadurch geht es. Da kann ich fast neidisch werden, wenn ich meinen Sohn sehe, der sich da so quälen musste, bisher, in dieser blöden Staatschule. Aber die anderen Kinder auch. Ich kenne kein Kind, das gern zur Staatsschule geht, und ich kenne viele Kinder! (per Email von H.H.)
Humor ist, wenn man trotzdem lacht! Eine kurze, lustige Präsentation zur Pisa Studie und deren Ursachen
Quelle: Fritz Loindl, INITIATIVE Information-Natur-Gesellschaft

Interessante Links

Abschied vom Lehrplan
Deutschlands Schulen denken um: Bisher war genau festgelegt, was wann in die Köpfe musste. In Zukunft sind sie frei, wenn das Ergebnis stimmt. Was dann passiert, kann man in Kassel besichtigen. ...
Bildungsforscher wie Olaf Köller von der Berliner Humboldt-Universität glauben, dass die Standards das Lernen an deutschen Schulen "revolutionieren" werden - zum Positiven: Wenn nicht mehr der Lehrplan zählt, sondern nur noch das Ergebnis, müssen auch nicht alle alles gleichzeitig lernen. Individuelle Förderung wird möglich, keiner fühlt sich über- oder unterfordert.
Quelle: Financial Times Deutschland am 25.08.2008


Lernen wie im Paradies
Gemeinsames Lernen in der Natur, ohne verfrühten Notendruck und Leistungsstress; der Unterricht fächerübergreifend und die Schüler beflügelt von natürlichem Lerneifer - eine Utopie, die in Wiesbaden Schule machen soll. ...
Quelle: Deutsche Welle am 24.08.2008
Wenn Mama auch die Lehrerin ist
Rund 100 Kinder wurden im Kanton Zürich bisher zu Hause von ihren Eltern unterrichtet – neu gelten verschärfte Regeln. Ein Dutzend Eltern widersetzt sich und übt den zivilen Ungehorsam. ...
Quelle: limmattal.ch online am 27.08.2008

Studien #37

Education Research Institute (NHERI):
Aktuelle Daten zu Homeschooling
In den USA ist Homeschooling erlaubt und wird immer populärer. Das National Home Education Research Institute (NHERI), eine Forschungseinrichtung zur Unterstützung des Rechts auf Homeschooling, hat einige Daten zu Homeschooling zusammengetragen. Sehr lesenswert !
Quelle: NHERI. Brian D. Ray. "Research Facts on Homeschooling."


Der Bildungsmonitor 2008
Wo stehen die Bundesländer beim Bildungscheck?
Eine Studie der "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft"
Quelle: http://www.insm-bildungsmonitor.de/
Kommentar von "Familientrends" am 27.08.2008:
1) Leider wird seit Jahren das Prinzip der Subsidiarität in der Bildung immer stärker verletzt. Anstatt denjenigen, die tatsächlich die Verantwortung für die Ausbildung der Kinder haben, also den Lehrern und den Eltern, auch die Freiheit zuzugestehen, wie sie die Ausbildung organisieren, ist ein Trend zur Zentralisierung zu beobachten. Dies geht zwangsläufig mit der Bevormundung und Entmündigung derjenigen, die vor Ort in den Schulen Verantwortung tragen, einher und ist z.B. daran erkennbar, dass die aufgeblähten Bildungsbürokratien in den Landeshauptstädten den Lehrern nun im Detail (in voluminösen Lehrplänen!) vorschreiben, wie sie den Kindern Mathematik, Deutsch oder eine Fremdsprache beizubringen haben.
2) Es gibt starke politische Kräfte, die immer wieder versuchen, den Wettbewerb im Schulbereich auszuschalten. Beispielhaft sei auf Bestrebungen verwiesen, die "Einheitsschule" durchzusetzen, auf die vielen Vorschriften und Eingriffe, mit denen in vielen Bundesländern Privatschulen zu kämpfen haben, oder auf das Verbot des Homeschooling in Deutschland.
Studie: Psychische Störungen von Schülern nehmen zu
Psychische Störungen und Auffälligkeiten im Verhalten von Schülern nehmen nach Erkenntnissen von Psychologen und Pädagogen zu. Das betrifft sowohl die Häufigkeit als auch die Intensität der Störungen.
Studien zufolge sind 15 bis 22 Prozent aller Kinder und Jugendlichen betroffen, sagte die Psychotherapeutin Sabine Koepsell vom Zentrum für Nervenheilkunde an der Universitätsklinik Rostock. «Nach konservativen Schätzungen sind fünf Prozent aller Kinder und Jugendlichen dringend behandlungsbedürftig.» Wie viele von ihnen sich tatsächlich in einer Behandlung befinden, sei unbekannt. ...
Quelle: Süddeutsche Zeitung am 25.08.2008

Familien, Kinder und Jugendliche

Immer mehr Kinder werden vernachlässigt
Erstmals beleuchten Experten das Ausmaß von Kindesvernachlässigung in NRW. Das seelische und körperliche Leid der Kinder nimmt offenbar zu. Experten setzen vor allem auf eine Strategie, um den Wehrlosesten zu helfen: den familiär-fürsorglichen Staat ...
Anders als die Ausmaße sind die Ursachen der Gewalt vergleichsweise gründlich erforscht. Und trotzdem überraschten die am Donnerstag präsentierten Ergebnisse. Denn die Experten zogen bei ihrer Ursachenanalyse sämtliche Register konservativer Kulturkritik.
Fast alle beschworen eine große Gefahr: die Durchlöcherung der Familie in der hyperliberal-individualistischen Gesellschaft. Und fast alle ließen ihre Ausführungen in dem Gedanken gipfeln, das von aller Bindung, Tradition und vorgegebenen Ordnung befreite Individuum lebe zu isoliert und sei dadurch zu schnell überfordert - vor allem mit der Elternrolle.
"Hohe Scheidungsraten und häufiger Partnerwechsel" machten beispielsweise laut Erwin Jordan vom Institut für soziale Arbeit (ISA) Elternhäuser immer instabiler und produzierten zunehmend überforderte, alleinerziehende oder verantwortungslose Erziehungsberechtigte. ...
Quelle: WamS am 24.08.2008


Endstation Kinderpsychiatrie:
Wie schwierige Kinder abgeschoben werden
Die Statistik beweist es: Immer mehr verhaltensauffällige Kinder werden in die Kinder – und Jugendpsychiatrie eingewiesen. Aber gehören sie auch alle dort hin? Der Blick hinter die Mauern gelingt so gut wie nie, es gibt kaum Studien, Ärzte haben Schweigepflicht nach außen. Viele Kinder sind dort mit Diagnosen, die „Störung des Sozialverhaltens“ beinhalten – für die Psychiatrie eine Krankheit: Oft bekommen sie Medikamente, werden ruhig gestellt. Sind diese Kinder krank oder wären sie nicht in speziellen Jugendhilfeeinrichtungen besser aufgehoben? ...
Quelle: WDR-Sendung "Monitor" am 14.08.2008
Individuelle Förderung
Schule versagt, Eltern müssen ran
Das aktuelle Bildungsbarometer des Zentrums für empirische pädagogische Forschung zeigt: Förderung wird in unseren Schulen unprofessionell gehandhabt. Eltern zücken den Geldbeutel und springen in die Bresche.
Wie wird in unserem Bildungssystem gefördert, wer ist dabei einbezogen, wie kommt die Förderung bei den direkt und indirekt Betroffenen an? 1510 Schüler, Lehrer, Ausbilder und Eltern haben den Online-Fragebogen des Zepf-Bildungsbarometers vollständig bearbeitet, 510 davon in der Funktion als Eltern und 545 als Lehrkräfte. Ein zentrales Ergebnis: Eltern bezeichnen die Zusammenarbeit mit den Lehrkräften bei der Förderung der Kinder in den Schulen als nur befriedigend – kein akzeptables Resultat ...
Quelle: Focus Schule am 27.08.2008

Schulversagen ... ist das Versagen der Schulpolitik, nicht der Schüler.

Erfahrungsbericht
Arge Krefeld behindert Schulbildung von Hartz IV Kindern
Quelle: pr-sozial am 26.08.2008


Konturen eines Bildungsregimes - Die kommerzielle Umgestaltung von Wissensinstitutionen macht Bildung zur Ware
Es tut sich was in der Bildung. Der PISA- Schock trug und trägt zu einer großen Transformation des deutschen Bildungssystems bei. Die Dimensionen dieser Umwälzung sind nicht zu unterschätzen. Bildung ist jetzt offiziell das, was durch Tests gemessen werden kann. Es geht darum, sein Kreuzchen an der richtigen Stelle zu machen. ...
Quelle: TeacherNews am 27.08.2008
Schulversagen ist hausgemacht
Immer mehr Schüler leiden an Leistungsängsten und Aggressionen. Andere Ursachen, gleiche Symptome: Kleine Prinzen sind ebenso betroffen wie Kinder aus sozial schwachen Familien. ...
Quelle: Focus Online am 23.08.2008 mit sehr interessanten Kommentaren
Schulschwänzer: CDU will Eltern bestrafen
Eltern, die nicht für den regelmäßigen Schulbesuch ihrer Kinder sorgen, sollen künftig mit Bußgeldern sowie Zwangsmaßnahmen dazu gebracht werden, ihre Kinder wieder zum Unterricht zu schicken.
- Vorstellbar sei etwa, die Eltern zu gemeinnütziger Arbeit an den Schulen zu verpflichten. Das fordert der CDU-Schulpolitiker Sascha Steuer. Gestern stellte der Politiker das Fünf-Punkte-Programm gegen Schulschwänzen in Berlin vor. ...
Quelle: Berliner Morgenpost am 23.08.2008
Kommentar: Solche Pläne disqualifizieren jeden Bildungspolitiker und belegen, dass sie pädagogisch keinerlei Plan haben.

Leserechos #37

Hallo Herr Edel, sie fragten in ihrem Rundbrief nach einer Familie für das ZDF.
Ich habe 3 Homeschoolingkinder, darunter ein schwerst mehrfach Behindertes, welches erstaunliche Fortschritte macht seit es nicht mehr zur Schule muss.
Da saß es die ganze Zeit nur im Rollstuhl, es wurde nichts mit ihm gemacht, außerdem war es seelisch als kleinkindhaft einzustufen seit der 2. Klasse immer in den Abschlußklassen mit 16- 18 Jährigen zusammen. Der Junge hat fürchterlich gelitten, kam zuckend und weinend, mit den Nerven fertig nach Hause. ...
Die Behörden interessiert das nicht, die drohen mit der Staatanwaltschaft.
Ich sehe mich nicht in der Lage, moralisch, das Kind zurück in den Rollstuhl und in die  Schule zu bringen. Ich denke, dass es, wenn es in diesem Tempo weitermacht, bis nächstes Jahr selber läuft, aber nicht, wenn es den ganzen Tag zur Bewegungslosigkeit verdammt ist, und alle seine Kraft braucht, um mit der Schimpferei und Flucherei seiner älteren Klassenkameraden fertig zu werden.
Meine beiden anderen Kinder sind 16 und 10 Jahre, auch beim Jüngsten gab es viele Probleme mit der Schule, mittlerweile lernt er mit großer Freude und Begeisterung. ...
Dass die Kinder sich so positiv entwickeln, hätte ich mir vorher gar nicht vorstellen können! Liebe Grüße M.O.
Nachtrag: ja, das kannst Du gerne im Rundbrief veröffentlichen, dann schreibe doch bitte noch hinzu, dass ich Kontakt zu anderen Homeschoolern mit schwerbehinderten Kindern suche. Die  Schulen bekommen viel Geld für so ein Kind, können eine zusätzliche Kraft einstellen, die war in unserem Fall aber nicht für E. da, wurde wohl irgendwo anders eingesetzt, auf jeden Fall interessieren sich die Behörden hauptsächlich für dieses Kind.
Vielleicht hat ja noch jemand einen guten Tipp für mich. Eventuell meine E-Mail Adresse druntersetzen, dann können die Leute sich direkt und spontan melden. Liebe Grüße
M.


Hallo Jan, meine Tochter S. sollte auch hochgradig legasthen sein. Sie hat aber eine Winkelfehlsichtigkeit und konnte sich, weil visueller Lerntyp, kein Wortbild einprägen.
Nach 5 Schuljahren bekam sie endlich eine Prismenbrille und ohne LRS-Training mit dem Effekt, dass sie ab dato Bücher in die Hand nahm/nimmt und sich die LRS verflüchtigt hat.
Fälschlicher Weise rannte ich mit meiner Tochter erst zu verschiedenen Augenärzten, anstatt zu einem Optiker mit den entsprechenden Messgeräten.
Infos hierzu kann man leicht ergooglen mit den beiden Begriffen: LRS und Winkelfehlsichtigkeit. Nicht alle legasthenen Kinder haben vielleicht ein Winkelfehlsichtigkeit, aber meine Tochter hätte mit ihrer ehemals ausgeprägten LRS – ohne Prismenbrille – ein LRS-Training besuchen dürfen, aber wahrscheinlich ohne großen Erfolg. Liebe Grüße M.M.
Eine kurze Meldung aus Freiburg. Bin alleinerziehende Mutter mit vier Kindern und einem Enkelsohn und unterrichte seit Januar 2003 meine drei jüngeren Kinder (heute 12, fast 14 und 15,5 Jahre jung) zu Hause. Alle drei sind "underachiever" (wie auch ihre große Schwester (21), die derzeit an der ILS/Fernakademie in Hamburg sich auf die Hochschulreifeprüfung vorbereitet) und wurden drei Jahre zuvor von ihren MitschülerInnen auf's Übelste gemobbt, bedroht, sexuell belästigt, körperlich attackiert - die Schulleitungen, die Lehrkörper und das Schulamt haben trotz häufiger Hilfeersuchen meinerseits mit Versetzung in Sonderschulen, mit der Empfehlung von Anwendung körperlicher Gewalt zwecks Durchsetzung der Schulbesuchspflicht sowie mit Anzeigen wegen Verletzung der Schulpflicht reagiert. Kurz - ein Desaster.

23. August 2008

Bund ins Boot: Mit bundesweitem Recht auf Bildung weg vom kleinstaatlichen Schulzwang

Von J. Edel für Schulbildung in Familieninitiative e.V.

Bundeskanzlerin Merkel hat längst verstanden, dass mit Bildung Politik zu machen ist. Vielleicht hat sie sogar begriffen, dass etwas grundsätzlich anders werden muss für unsere Kinder. Jedenfalls ist sie bis zum 9. September auf "Bildungsreise" unterwegs - wenn sie auch nichts wirklich bewegen kann. Denn ihre Bildungsreise muss eine reine Showeinlage bleiben, weil der Bund wegen Föderalismusbestimmungen keinerlei Kompetenz und Mitsprache bei der Bildung im Schulalter hat. Schon anders sieht es drumherum bei Hochschulbildung und Frühförderung aus. Dort können vom Bund milliardenschwere Subventionen und zentrale Vorgaben einfließen, wie z.B. für das Kinderkrippenprogramm einer ambitionierten Ministerin von der Leyen. Für den wesentliche Bereich der Bildung im Schulalter müssen die Regenten in Berlin bislang ohnmächtig zusehen, was in den einzelnen Bundesländern betrieben wird, um die Halbwertszeit des Bildungsverfalls auszudehnen.
Und doch: Verantwortung für Bildung geht alle an. Kinder, Eltern für ihre Kinder, Kommunen und Länder für ihre Landesbewohner und eben auch die Spitze des Staatswesens für alle seine Bürger, auch für die minderjährigen, noch nicht Wahlberechtigten.
Der den Ländern übergeordnete Bund hat momentan zwar keinen Einfluß auf das Schulbildungswesen, jedoch hätte er ausgesprochen hohe faktische Kompetenz, richtungsweisend einzugreifen und Verbesserungen bundesweit, quasi mit einem Schlag, durchzusetzen. Und natürlich ist sein Interesse an Einfluß hoch, denn die Jugendlichen von gestern werden die Politik heute mitbestimmen. Der Bund muss also ins Boot.
Hierzu ist es notwendig, das Natur- und Menschenrecht auf Bildung und die auch staatliche Verantwortung dafür auf Bundesebene zu verankern. Nur so kann der Staat mit gutem Recht bundesweit Einfluß auch auf das so entscheidende Bildungswesen im Schulalter nehmen. Der Begriff "Bildung" muss als Überbegriff zum Unterbegriff "Schule" verstanden werden. Der Teilbereich "Schulwesen" darf nicht länger die einzig mögliche Assoziation für Bildung im Schulalter bleiben. Es müssen dann auch außerschulische Modelle zur Erlangung adäquater Schulbildung gefördert werden können. Das Schulwesen der Länder bleibt allerdings die erprobte und prädestinierte Bildungsoption für junge Menschen. Selbst die den Ländern zugeordnete Schulpflicht kann dabei unverändert belassen bleiben, solange, wie in allen anderen Staaten, freizügig von den Ausnahmeregelungen Gebrauch gemacht würde. Bildung allgemein, inklusive alle ihrer Angebote und Spielarten, ließe sich so vom Teilbereich "Schule" auf der Länderseite als eines der möglichen Angebote für das Recht auf Bildung sauber trennen. Der Bund kann auf diese Weise die verschiedenen Bildungsprogramme wie auch die Schulprogramme auf Länderebene nach bestem Vermögen fördern, ohne die Kompetenz der Bundesländer für das Schulwesen anzutasten.  Darüber hinaus kann der Bund im Gegenzug aber auch den Weg freimachen für außerschulische Bildungsprogramme, z.B. zur Erlangung der Hochschulreife. Wir brauchen jetzt eine Reform für moderne, ambitionierte Bildung, notfalls mit einer revolutionären Weisungskompetenz des Bundes und seiner Kanzlerin.

Interessante Links #36

Schulpflicht A - PRO
Die deutsche Schule – Reform statt Revolution
Werden unsere Kinder besser außerhalb der staatlichen Schule zu Hause von den Eltern, FreundInnen, engagierten Fachkundigen und WissenschaftlerInnen und nach gelockerter Schulpflicht lernen – wenn man die im internationalen Vergleich ernüchternden Resultate unseres Schulsystems bedenkt? In einigen Mitgliedsstaaten der EU sind die Bildungsfreiheit und das Recht auf Homeschooling (Hausunterricht) sogar verfassungsrechtlich verankert. Es besteht Bildungspflicht oder Unterrichtspflicht, doch die Wissensvermittlung ist nicht an den zwingenden Schulbesuch gebunden – so wird es in vielen EU-Staaten gehandhabt. Beim „freien Lernen“ steht Deutschland hintenan.
Soll die allgemeine Schulpflicht in Deutschland nun aufgegeben werden? Zum Beispiel Dänemark kennt bereits seit 1855 keine Schulpflicht mehr. – Wir sind in der Diskussion. ...
Schulpflicht B - CONTRA
Wem gehören die Kinder?
Geburtstage und Jubiläen feiert man, doch was macht man mit einem Gedenktag, der peinlich ist, den es besser nicht gäbe? Am 6. Juli 1938 unterzeichnete Reichsminister Rust das Gesetz, das Kindern in Deutschland außerschulische Bildung verbietet. – 70 Jahre später hat das Netzwerk Bildungsfreiheit (NBF), ein Zusammenschluss von über 20 Elternorganisationen, eine bundesweite Kampagne zur Umwandlung der Schulpflicht in Bildungspflicht gestartet, um dem über drei Generationen anhaltenden, undemokratischen Zustand ein Ende zu bereiten. Sie haben das Datum publik gemacht und den Gedenktag ausgerufen. ...
In Deutschland werden wöchentlich ein bis zwei „Zwergenschulen“ von Elterninitiativen gegründet – aus Sorge um ihren Nachwuchs! Diese Tatsache lässt Rückschlüsse darauf zu, wie hoch der Leidensdruck ist. Andere entscheiden sich für ein Lernen ganz ohne Schule. Die rigorose Härte, mit der diese Eltern verfolgt und kriminalisiert werden, ist undenkbar im restlichen Europa. – In Hessen wurde jüngst ein Elternpaar zu je drei Monaten Haft verurteilt, weil sie ihre Kinder zu Hause erziehen. Dass der Älteste nach nur wenigen Monaten Schulbesuch das klassenbeste Prüfungsergebnis vorgelegt hat, war für den Richter unerheblich.
Dabei brachte Deutschland in den 1920er Jahren die pädagogische Avantgarde hervor: Reformschulbewegung, Jenaplan-, Waldorf- und Odenwaldschule zeugen davon. Sogar A.S.Neill, Gründer von Summerhill, der berühmtesten Alternativschule der Welt, startete seine erste Lehranstalt 1921 in Hellerau bei Dresden. Die Nazis haben diesen Innovationsschub mit Stumpf und Stiel ausgerottet. Bis heute. ...
Die Petition einer irischen Homeschooling-Familie an die Europäische Kommission in Brüssel, die wegen der Arbeit des Vaters nach Deutschland gekommen war, aber hier von den Behörden massiv unter Druck gesetzt wurde, wird sehr ernst genommen. Die Tatsache, dass sie ihr in Irland verbrieftes Recht hier nicht ausüben können, verletze die Abkommen zur Freizügigkeit der Arbeitskraft in der EU. Wären sie als deutsche Familie in Irland, würden sie hingegen vom Außenministerium mit Homeschooling-Material versorgt!
Konkurrenz belebt das Geschäft, daher muss das Monopol fallen, so das NBF. In den USA ist dies schon geschehen, mit dem Erfolg, dass die besten Universitäten bevorzugt Homeschooler aufnehmen, weil sie Bewerber von Schulen in allen Bereichen – akademischen, sozialen und persönlichen – übertreffen, wie auch die nationalen Wettbewerbe zu Lesefähigkeit, Rechtschreibung und Mathe seit Jahren belegen. ...
Quelle: Aktuelle Ausgabe Straßenfeger am 21.08.2008, Seite 18 (pro)
und: Aktuelle Ausgabe des Straßenfeger am 21.08.2008, Seite 19 (contra)
Anm.: In der Zeitung selbst gibt es ein Bild von einem Grabstein mit folgender Inschrift darauf: HIER RUHT die Bildungsfreiheit (Kreuz) 6.7.1938 in Berchtesgaden
Wir vermissen Dich Schmerzlich! Mögest Du bald wiederauferstehen! Wir lieben Dich!
Famili
e


Filmbeiträge im Internet zu allgemeinen Bildungsfragen und Schule
Quelle: http://www.dailymotion.com/bildung4ever/1
Alle Film- und Radiobeiträge im Internet zu schulfreier Bildung und Homeschooling
Quelle: http://beta.wixi.com/?room=Netzlerner
Hinweis: Erst einmalig anmelden (Passwort vergeben) und dann suchen nach "Netzlerner", dort finden sich alle relevanten Sendungen und Beiträge in den entsprechenden Ordnern "Radio", "TV", "Fotos", "Artikel", etc.
Frage zu Homeschooling an Dr. Rainer Stinner (MdB u. FDP) und seine Antwort
("... Meine persönliche Meinung zu dem Thema ist allerdings unverändert skeptisch.")
Quelle: abgeordnetenwatch.de am 21.08.2008
Bildung wird billiger: Die Landesregierung hat die Schulgebühren abgeschafft und einen Bücherscheck für die Oberschüler auf den Weg gebracht.
Beide Maßnahmen zur Entlastung der Familien sollen bereits im bevorstehenden neuen Schuljahr greifen. ... Bei den Schulbüchern löst das neue System jenes der Leihbücher in den dritten, vierten und fünften Oberschul-Klassen ab, auf die Jugendliche aus einkommensschwächeren Familien bisher Anspruch gehabt haben.
Zwar werden ihnen weiterhin die notwendigen Schulbücher zur Verfügung gestellt, in Zukunft allerdings nicht mehr leihweise. Vielmehr gehen die Lehrbücher in den Besitz der Schüler über.
Alle anderen Schüler, also jene, die bisher keinen Anspruch auf Leihbücher hatten, werden von den einzelnen Schulen einen Bücherscheck über 150 Euro bekommen. 60 Euro beträgt dagegen der Zuschuss zum Bücherkauf, sollten Schüler außerhalb der Schulpflicht Lehrgänge besuchen. ...
Quelle: Südtirol Online am 19.08.2008
Anm.: Ein Teil der Bildungsfreiheit, auf die man in Deutschland wohl noch ewig warten muss...

22. August 2008

Literatur, Studien und Termine #36

Bettina Kuß: Die Einführung der Schulpflicht als Folge der Institutionalisierung von Schule
Referat und Ausarbeitung über die geschichtliche Entwicklung von Schule und Schulpflicht in den deutschen Ländern, 44 Seiten, Euro 9,99
Quelle: Amazon.de


Emnid-Studie zur Zufriedenheit der Bürger mit dem schulischen Bildungswesen
Die repräsentative Studie hatte die Bertelsmann-Stiftung in Auftrag gegeben. „Es spricht für die Glaubwürdigkeit und Seriosität des Instituts, dass sich die Umfrage nicht nur mit der Systemfrage beschäftigt, sondern für fünf zentrale Bereiche Reformbedarf anmahnt“, erklärte BLLV-Präsident Klaus Wenzel. Die Emnid-Studie fordert den Ausbau der Ganztagsschulen, eine bessere individuelle Förderung, einen professionellen Umgang mit Vielfalt, eine bedarfsgerechte Mittelverteilung und eine grundlegende Reform des gegliederten Schulsystems. ... „Wir verteilen Kinder in einem Alter, in dem ihre Entwicklung noch nicht einmal ansatzweise abgeschlossen ist. Zudem leben allein in Bayern rund 140.000 Kinder in Hartz IV-Familien. Sie haben kaum Chancen auf eine höhere Schulbildung.“, so Wenzel. Er forderte die Staatsregierung auf, die Bedürfnisse vieler Eltern, die sich für ihre Kinder mehr Gerechtigkeit und Chancengleichheit wünschen, nicht einfach zu ignorieren, sondern entsprechend darauf zu reagieren.
Der Studie nach hielten fast die Hälfte der Deutschen das Bildungssystem für ungerecht. Dreiviertel der Bevölkerung und fast 86% der Eltern seien der Ansicht, dass Jugendlichen aus allen Schichten  bzw. aus allen Kulturkreisen die gleichen Chancen eingeräumt werden müssen. Ein anderes Ergebnis sei, dass 76% der Bevölkerung und 71% der Eltern gerne bereit sind, Kindern und Jugendlichen ausländischer Familien zu helfen. Wenzel: „Insgesamt lässt die Studie erkennen, dass Eltern nicht nur die Probleme an den Schulen kennen, sondern dass sie auch Lösungen sehen. Verantwortungsvolle Politiker sollten sich über dieses hohe Maß an Engagement freuen und sich stark machen für eine rasche Umsetzung.“
Quelle: Pressemeldung BLLV vom 04.08.2008
Merkel startet «Bildungsreise»
Der Ruf nach mehr Anstrengungen zur Verbesserung des Bildungswesens in Deutschland wird wieder lauter. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die am Donnerstag eine «Bildungsreise» quer durch Deutschland begann, forderte die Bundesländer zu verstärkten Bildungsinvestitionen sowie zur Zusammenarbeit mit dem Bund auf. «Wenn unser Land die Herausforderungen der Zukunft meistern will und wir die Bildungsrepublik Deutschland werden wollen, dann müssen Bund und Länder an einem Strang ziehen», sagte die Kanzlerin. ...
Quelle: DDP-Meldung vom 21.08.2008 in Der Newsticker
Anstiftung zur Bildungsfreiheit
Am 15. September ist Internationaler Tag der Bildungsfreiheit - diesen Anlaß nutzt das Institut für Wertewirtschaft in Wien wieder, um dem wichtigen Thema der Freiheit des Lernens und Lehrens eine Bühne zu bieten. Aufgrund des geplanten Zwangskindergartens in Österreich, der fortgesetzten Verfolgung von Homeschoolern in Deutschland und nun auch großen Einschränkungen in der Schweiz handelt es sicher hierbei um ein besonders aktuelles Thema. Praktiker der Bildungsfreiheit werden von ihren Erfahrungen erzählen. Welche Alternativen gibt es zur Zwangsschule, welche Möglichkeiten gibt es für Bildung in der Familie, welche Rolle können und sollen Eltern spielen? Nutzen Sie die Gelegenheit, Freilerner, Freilehrer und Engagierte für die Bildungsfreiheit kennenzulernen. Kostenbeitrag für den Eintritt nur einmal pro Familie. Kinder sind sehr willkommen! ? Details/Anmeldung

Familien, Kinder und Jugendliche #36

Frühkindliche Förderung
Mehr Bildung für die armen Babys ...
Ein Verdacht drängt sich auf. Kühle Ökonomen rauben den Kleinkindern die letzte Oase der Freiheit, um eine höhere Rendite aus den Bildungsinvestitionen herauszuschlagen. Die Schonzeit von null bis drei Jahren, in denen das Leben noch keine Termine kennt, wird frühkindlichen Karriereprogrammen geopfert: Englisch für Dreijährige, Musikschule für Wickelkinder und Schach für Zappelphilippe. Eine beängstigende Vision. ...
Trotzdem wäre es ein gravierender Fehler, die Kinder ihrem familiären Umfeld zu entfremden. Ganztagsbetreuung ist in den ersten Jahren nicht die Alternative zum verwahrlosten Umfeld. „Das frühe Familienleben ist heilig“, sagt Heckman. Dementsprechend wurden die Kinder in den Versuchsgruppen auch nur zeitweise in die Vorschule gebracht. Das Wichtigste war: Einmal pro Woche kam die Erzieherin in jede Familie nach Hause. Sie hatte neunzig Minuten Zeit, um mit der Mutter über die Entwicklung ihres Kindes zu reden. Wenn eine Mutter verstand, wie wichtig Vorlesen ist, war sie auch in der Lage, ihr Kind besser zu motivieren. Davon haben dann die Kinder profitiert. „Es geht darum, den Charakter zu bilden und die kleinen Kinder zu motivieren“, sagt Heckman. „Das ist viel wichtiger, als sich ausschließlich um kognitive Fähigkeiten zu kümmern.“
Muss jetzt also wieder einmal noch mehr Geld in die Bildung gepumpt werden? Ifo-Mann Wößmann schüttelt den Kopf: „Das deutsche Bildungssystem leidet weniger an Unterfinanzierung als an ineffizienten Strukturen.“ ...
Quelle: FAZ am 19.08.2008


Mehr Elterngeld, mehr Kinder?
Bekommen Frauen wieder mehr Kinder, weil sich das ökonomisch stärker lohnt?
Erstmals seit dem Jahr 2000 ist die durchschnittliche Kinderzahl je Frau in Deutschland im Jahr 2007 wieder angestiegen. Das belegen neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes, die an diesem Mittwoch veröffentlicht worden sind. Ob die Zahlen nun einen positiven Effekt des Elterngeldes zeigen, ist unter Forschern jedoch höchst umstritten. ...
„Der Anstieg der Geburtenzahl ist so minimal, dass es regelrecht tollkühn wäre, ihn irgendwelchen politischen Maßnahmen zuzuschreiben“, sagte der Bevölkerungswissenschaftler Herwig Birg ...
Quelle: FAZ am 20.082008

Schulversagen ... ist das Versagen der Schulpolitik, nicht der Schüler. (#36)

Ex-Ministerin darf nicht gratis unterrichten
Bildungswelt verrückt: Die frühere NRW-Bildungsministerin Gabriele Behler möchte den Lehrermangel bekämpfen und höchstpersönlich als Lehrerin einspringen - gratis oder für einen Symbol-Euro. Die Schulaufsicht stellt sich quer und vergibt den Job lieber gegen Honorar. ...
Quelle: Spiegel Online am 15.08.2008
Anm: Ein bis zur Absurdität gezeichnetes Bürokratiesystem ..., wenn wir auch kaum glauben können, dass eine Ex-Schulministerin geeignet wäre, sich persönlich und individuell noch auf die Bedürfnisse von Kindern einzulassen. 


Jeder zehnte sächsische Schüler ohne Abschluss - Nachschulungen kosten jährlich mehrere Millionen Euro ...
Noch nie habe es wenige Wochen vor Beginn des neuen Berufsschuljahres so viele offene Lehrstellen gegeben wie diesmal, sagt der Sprecher der Dresdner Industrie- und Handelskammer (IHK), Lars Fiehler. Und noch nie sei die Bereitschaft der Betriebe auszubilden so groß gewesen. Jedoch finden etliche Unternehmen nur schwer Azubis. «Viele Firmen in Sachsen stehen vor dem Problem, dass der Arbeitsmarkt so gut wie leer ist», sagt Fiehler. Ein Grund dafür ist, dass etwa zehn Prozent der rund 41 000 Schulabgänger 2008 ihre Schulzeit ohne Zeugnis beendet haben und so kaum vermittelbar sind.
Zwar haben laut Kultusministerium noch in keinem Jahrgang zuvor derart viele Schüler einen Abschluss mit 1,0 oder ähnlich guten Noten erreicht. Zugleich ist die Quote der Abgänger ohne Zeugnis jedoch seit Jahren konstant. Bundesweit rangiert Sachsen damit im Mittelfeld. Im Vorjahr belief sich die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss laut Statistik auf mehr als 3700.
Quelle: ad-hoc-news am 18.08.2008
«Tagesspiegel»: Nach Schulversagen droht Abschiebung
Nach Schulversagen droht ausländischen Jugendlichen laut «Tagesspiegel» (Mittwoch) künftig verstärkt die Abschiebung. Dem Bericht zufolge soll die Berliner Ausländerbehörde in den neuen «Anwendungshinweisen» zum Aufenthaltsgesetz festgelegt haben, dass Jugendliche ab 16 Jahren ohne deutschen Pass nur dann eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis bekommen, wenn sie ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten können und Aussicht auf einen Ausbildungsplatz haben. Dazu aber ist ein Schulabschluss nötig. Jedes Jahr verlassen rund 1000 ausländische Jugendliche Berlins Schulen ohne Abschluss.
Quelle: Welt Online vom 19.08.2008
Texanische Lehrer dürfen sich bewaffnen
An einer Schule im US-Bundesstaat Texas fühlen sich die Lehrer besonders bedroht von Amokläufern und Schießereien. Deswegen beschloss ein Bezirk kurzerhand, die Lehrer aufzurüsten: Von nun an darf jeder Pädagoge eine Pistole tragen.
Quelle: Spiegel Online vom17.08.2008
Anm.: Also noch so ein Armutszeugnis, aber wenigstens gibt es weder Schulbesuchspflicht noch Schulzwang dort.

Leserechos #36

Lieber Jan, danke für Deinen Dienst, wenn Du das alles selbst schreibst, bist Du ja sehr fleißig! Mir wurde inzwischen eine Professur in Santiago de Chile angeboten, die ich dankend angenommen habe. Sonst wären wir in sechs Jahren eine vorzeigbare Homeschoolfamilie in D geworden. Aber ich will sehen, was wir aus der Ferne dennoch tun können. Vor kurzem bin ich auf das http://de.wikipedia.org/wiki/International_Baccalaureate gestoßen. Außer einem extern abgelegten Abitur wäre das auch eine Möglichkeit für deutsche Homeschooler.
Außer der Gesetzeslage scheint mir das Fehlen von deutschem Lernmaterial bis zum Abitur ein Nadelör für das Homeschooling in Deutschland zu sein. Ich schreibe nicht "Lehrmaterial", sondern "Lernmaterial", weil das Material weitestgehend SELBSTLERNEN erlauben sollte, so wie www.robinsoncurriculum.com. Das ist das effizienteste Lernen und macht Homeschooling vom Bildungsstand der Eltern am weitesten unabhängig.
Herzlichen Gruß! D.


Hallo lieber Jan Edel, vielen Dank für die vielen interessanten Infos so oft und vielfältig!
Ich interessiere mich für die Mutter  I.S., aus Ihrem neusten homeschoolrundbrief, die über die vermeintlichen Gefahren der sogenannten Parallelgesellschaften schrieb und darüber, dass sie nun in GB bei einer homeschoolfamilie wohnt.
Wir werden mit unseren Mädchen diese Woche auch nach England gehen, je nachdem wie sich unsere Nichtschullage weiterentwickelt, auf unbestimmte Zeit.
Wenn Sie meine email adresse an I.S. weiterleiten würden, könnte ich Kontakt mit ihr machen, wenn sie Interesse daran hat. (Anm.: Erledigt)
Wir werden erstmal bis September 2 homeschoolcamps besuchen, die wir letztes Jahr nach dem Hes Fes durch Zufall gefunden haben.
Ich freue mich immer an Vernetzung, Austausch und Mit-Teilen.
An Fernsehauftritten haben wir allerdings auch kein Interesse. Da glaube ich leider nicht an die Kraft der "guten Sendung". Pro 7 hat letztes Jahr bei uns angefragt und wir haben zuhause und mit unserer homeschoolgruppe intensiv diskutiert  und ich fürchte um raus zu gehen und den Mitmenschen flächendeckend von einem alternativem oder ergänzendem Bildungsweg zu erzählen ist die Zeit noch nicht reif. Jedenfalls nicht für mich. Zum Glück gibt es so viele unterschiedliche Lebenswege. Wenn wir jeder an der Stelle aktiv sind, wo unser Herz gerade schlägt, bauen wir alle  am  Gemeinsamen!
Viele liebe Grüsse und Hut ab vor Ihrer  gewählten  Baustelle  ;), K.F.
Hallo Jan, ... Vielen Dank auch für deine total interessanten newsletter, die du immer schickst. Sie sind mir immer sehr wertvoll. ...
Ich hoffe dir und deiner Familie geht es gut. Bei uns geht es so. Die ständigen HS-Überlegungen sind halt auf Dauer anstrengend. Aber Geld und Möglichkeiten zum Pendeln oder Auswandern auch nicht so leicht zu machen. Naja, wir lassen uns aber nicht unterkriegen. Dafür ist es zu wichtig und zu schön. Liebe Grüße auch an deine Familie P.
Hallo, lieber Jan, vielen Dank für die wertvollen Infos. Für die 37 Grad-Sendung würden da nicht Rosemarie und Jürgen Dudek geeignet sein? Liebe Grüße B.R. (Anm.: Vermutl. eher nicht, denn Dudeks dürften genug Stress am Hals haben)

15. August 2008

Bildungsharakiri in Deutschland: "Man kann es eben nicht allen recht machen"

Sie sind eine gesplittete Familie. Mittlerweile. Wie so viele Familien. Wegen des deutschen Schulsystems. Sie ist mit ihrem Kind in England. Er bleibt aus verschiedenen Gründen vorerst in Deutschland. Und wie so oft sind weder Religion noch Freiheitsverlangen die Motive auf der Suche nach schulfreien Bildungsformen. Es sind mal wieder die individuellen Lernvoraussetzungen eines jungen Menschen, der im 0815-System nicht klar kommen kann, ja, darunter leiden muss(te). Es geht schlicht um das Wohl eines Schutzbefohlenen, das im deutschen Dickicht gesetzlicher Bestimmungen keine Chance hat. Daher beruft sich Familie Schießer* in Punkto "Schulbildung in Familieninitiative" nicht auf Elternrechte, sondern auf das Recht des Kindes auf Bildung, Gesundheit und Gleichbehandlung.
Sie unterrichten ihr Kind seit gut zwei Jahren selbst, d.h. seit Mitte des fünften Schuljahrs. Die damalige Situation war, dass Sohn J. sich nachts erbrach, ständig über Kopfschmerzen klagte und nicht in die Schule gehen mochte. Die äußere Situation war die, dass er trotz ehemaliger Gymnasialzulassung mittlerweile in der Hauptschule um ein ausreichend in den sprachlichen Fächern kämpfte und dort für seine Interessen weder bei Kindern noch Lehrkräften Widerhall fand. Mehrere daraufhin durchgeführte IQ-Tests deuteten auf ein sehr inhomogenes Begabungsprofil bei J. hin. Die Schule schien seit Beginn der Schulzeit auf Fähigkeiten aufzubauen, die der Junge bis unter die Debilitätsgrenze schlecht konnte, anstatt seine Begabungen zu nutzen und auszubilden. Eklatantestes Beispiel war der Schriftspracherwerb, insbesondere betroffen war aber auch Englisch bzw. Fremdsprachen. Die unvermeidliche sechs in Englisch war einer der Hauptgründe, weshalb J. von der Realschule auf die Hauptschule überwechselte. Die Fremdsprachen waren der Grund, weshalb er nicht auf dem Gymnasium angemeldet wurde; und in Mathematik (wo er laut IQ-Test große Stärken hat) lernte J. im Wesentlichen, die Dinge so anzugehen, wie er es NICHT konnte - mit dem paradoxen Effekt, dass er Dinge umso weniger konnte, je mehr sie in der Schule geübt wurden. Ein  Gutachten des zuständigen Landesarztes, dem Chefarzt der Kinderpsychiatrie Würzburg, besagt im Klartext, dass das betreffende Kind überdurchschnittlich intelligent und legasthen sei, die Schule es wegen der ständigen Misserfolgserlebnisse krank (Depression, Schulangst) gemacht habe, dass es außer einer Legasthenietherapie eine hinreichend individuelle Förderung im Unterricht benötige und ohne diese die soziale Integration auf Dauer gefährdet sei. Dem Jungen nach sei im Gespräch mit dem leitenden Psychologen der Klinik, also ohne Beisein der Eltern, bestätigt worden, dass familiärer Unterricht o.k. sei und dass im Zusammenarbeit mit den zuständigen Schulbehörden zu klären sei, ob Hausunterricht eine Lösungsmöglichkeit sein könnte. Daraufhin entstanden drei Protokolle über Gespräche mit der zuständigen Sprengelschule, aus denen ersichtlich wird, dass man dort ein über die bisherigen Gepflogenheiten (die J, krank machten!) hinausgehendes Eingehen auf J´s Schwierigkeiten weder für notwendig noch für machbar hält. Der Junge sei erstens gar nicht versetzungsgefährdet und zweitens sei man dafür auch nicht ausgebildet.  Die Förderlehrerin formulierte es so: Basiskompetenzen auf der Hauptschule seien nicht, lesen, schreiben, Mathematik und Englisch zu lernen, sondern überhaupt da zu sein, pünktlich zu sein und die Sachen dabei zu haben. Die Schulleitung akzeptierte das Gutachten als Entschuldigung und erarbeitete zusammen mit der städtischen Schulpsychologin und dem Leiter des Schulamtes ein Modell, wonach J. Schüler der Schule blieb, seine Mutter ihn im vormittags leer stehenden Tagesstättenraum unterrichte und er nur an 8 Wochenstunden (Sport, Werken u.ä.) im Klassenverband teilnahm. Dies hatte jedoch nur zwei Wochen Bestand, danach intervenierte die höhere Schulbehörde und untersagte das Modell kategorisch, ohne auf Einwände einzugehen. Die Schule hätte die Verantwortung, die Kinder zu unterrichten; das Gutachten besage nicht, dass J. nicht in die Schule könne, und wenn Vormünder anderes wollten, müssten sie ein anderes ärztliches Gutachten beibringen. Darauf entspann sich ein Briefwechsel zwischen der Familie und den Behörden. Die Eltern erklärten sinngemäß, dass es schön wäre, wenn die Schule die Verantwortung für die bisherige Unterrichtung von J. übernehmen würde und dass sie J´s Legasthenie für so angeboren hielten wie den Asthmaanfall eines Erdbeerallergikers. Er sei seit dem zweiten Schuljahr unzählige Male medizinisch, psychologisch und heilpädagogisch getestet worden, ohne dass etwas anderes feststellbar gewesen sei als ein sehr inhomogenes Begabungsprofil. Es sei zufällig so, dass der derzeitige Lehrplan ständig auf J´s Schwächen aufbaue anstatt seine Stärken zu Fertigkeiten zu entwickeln und zum Erwerb von Grundfähigkeiten wie Lesen, Schreiben, Rechnen und Englisch zu nutzen. Dies führe dazu, dass er durch die Schulzeit in einer ständigen Mischung aus Über- und Unterforderung gleite, er werde gelobt für Dinge, die er seit Jahren könne und mühe sich vergeblich ab mit anderem; im Bestreben, die unmittelbaren Arbeitsaufträge zu erfüllen, entwickele er Kompensationsstrategien, die leider für den Erwerb der eigentlich angestrebten Fertigkeiten nutzlos bis kontraproduktiv seien, mit dem Erfolg, dass nach anfänglich akzeptablen oder sogar guten Zensuren das Ganze wie ein Kartenhaus zusammenbräche. Alles, was das Kind auf diese Weise lerne, sei, dass Erfolg und Misserfolg für es nicht kontrollierbar sei. Die Schwächen von J. seien nach ärztlichen Aussagen nicht medizinisch relevant, weil sie das tägliche Leben nicht behinderten. Dass sie das Lernen nach Schulkonzept effektiv verhindern, könnten Ärzte nicht feststellen, da sie Krankheiten und keine Lernvoraussetzungen für die jeweils aktuellen Lehrkonzepte prüfen. Die Eltern wiesen darauf hin, in die Schule ein gesundes, intelligentes, gut sozialisiertes, fleißiges, interessiertes, gebildetes, gesättigtes, ausgetobtes, adäquat gekleidetes und nicht durch zu viel Fernsehkonsum abgelenktes Kind gegeben zu haben und nach gut vier Jahren ein krankes, verzweifeltes Kind, das nicht lesen und schreiben könne, keine Chance habe, englisch zu lernen und selbst in Mathematik einiges, das Stoff des ersten Schuljahres ist, nicht verstanden habe, was nur nicht bemerkt oder ernst genommen würde, weil sehr gute anderweitige Fertigkeiten dies kaschierten, zurückbekommen. Solange die Schule kein Unterrichtskonzept vorlegen würde, das in Zukunft nicht am Kind vorbei unterrichtete, würden seine Eltern sein Fernbleiben vom Unterricht als entschuldigt betrachten. Die Antworten der Behörden waren lakonisch, dass dies keine Entschuldigung für das Fernhalten vom Unterricht sei und sie als Eltern die Pflicht hätten, J. in die Schule zu schicken. 
Im Herbst 2007 kam es zu einem Ordnungswidrigkeitsprozess. Die Eltern argumentierten, J. hätte zu Beginn des familiären Lernens eine Detektivgeschichte für das zweite Schuljahr nicht mit Verständnis lesen können, mittlerweile läse er altersgemäße Romane; und ob es bei uns strafbar sei, seinem Kind das Lesen beizubringen. Die Verhandlung wurde vertagt und die Verfahren gegen Schießers dann im Frühjahr 2008 eingestellt. Die Schulbehörde jedoch beantragte bei der Stadt Schulzwang. Diese berief sich dann nicht auf den Schulzwangartikel (§118 BayEUG), sondern auf §119 BayEUG, wonach unerlaubtes Fernhalten von der Schule als Ordnungswidrigkeit gilt, und drohte den Eltern wegen einer Ordnungswidrigkeit 2000 Euro Zwangsgeld an, wenn J. nicht wieder in die Schule ginge. Da sich die Familie zu etwa dieser Zeit auch einer Verhandlung vor dem Familiengericht unterziehen mußte, ging J. also ca. drei Wochen vor Weihnachten noch mal in die Schule. Er sollte in die sechste Klasse, denn man hatte ihn sitzen lassen. Er habe ja im Schuljahr 2006/07 keine Leistung gezeigt. Zeitgleich meldeten Mutter und Kind sich ab und packten die Koffer nach England, wo sie bis heute wohnen. Vater und Mann blieb in Deutschland, um das Haus zu hüten, Steuern zu zahlen und um Ansprechpartner für die erwachsene Tochter zu bleiben, die nach ihrem Abi gerade ein soziales Jahr macht. Was endgültig sein wird, wissen sie nicht - nach ihrer Niederlage vor dem Verwaltungsgericht peilen sie eher ein englisches GCSE als einen deutschen externen Abschluss an. Nach fünf Jahren Residenz im U.K. könnten sie die britische Staatsbürgerschaft beantragen - falls die Erziehung in einer deutschen Schule als unabdingbare Voraussetzung für die Integration in die deutsche Gesellschaft gehalten wird!
Rechtlich berufen sie sich auf das Recht des Kindes auf Bildung ("eine Grundbildung ist nötig zur Teilhabe an der Gesellschaft") und auf Gleichbehandlung ("andere Kinder dürfen mit dem staatlich geplanten "Lernangebot" lernen"). Vielleicht könnten sie noch "körperliche Unversehrtheit" mit rein nehmen. Die Kernfrage ist: Hat der Staat das Recht, ein Kind in einen Lehrgang zu zwingen, der prinzipiell ungeeignet ist, es das lernen zu lassen, was dadurch gelehrt werden soll? Und welche Möglichkeiten haben dann Eltern und Kinder bei uns, obige Grundrechte des Kindes sicherzustellen? Ist die Anwesenheitspflicht in einer deutschen Schule wichtiger als das Recht des Kindes, lesen, schreiben, englisch und Mathematik zu lernen? Diese Fragen hinderten das Gericht nicht daran, die Familie mit Phrasen und Pauschalantworten aus alten, religiösen Fällen abzuspeisen, anstatt sich mit den Argumenten zu befassen.
Halten wir fest: Lehrer haben an unseren Schulen nicht die Aufgabe, Kindern etwas beizubringen, sondern den Lehrplan in Szene zu setzen und allerlei Arbeitsaufträge gemäß Lehrplan zu erteilen, deren Bearbeitung beurteilt wird. Ob das Kind tragfähige Strategien entwickelt, um die Aufgaben zu erfüllen, ist irrelevant; es wird auch nicht nachgeforscht, weshalb Kinder bestimmte Fehler machen oder weshalb sie scheitern. Lehrer haben quasi von Berufs wegen autistisch zu sein: ihr Unterricht richtet sich an niemanden, und die Bewertung folgt formalen Kriterien, wobei die Lehrkraft in etwa eine Normalverteilung um Befriedigend herum legt. Der Bodensatz wird dann nach unten weitergereicht (Nicht-Versetzung, tiefere Schulform). Scheitern wird so institutionalisiert. Das Versagen wird den Kindern zugeschrieben und nicht dem System, das unterschiedliche  Begabungsprofile nicht immer über den Lehrplan bekommt und dann schlicht inkompatibel ist.
Wie anfangs angedeutet, sind schulische Inkompatibilitäten gar nicht selten. Beispielsweise sei hier nur kurz der Fall einer Psychologiestudentin erwähnt, die tadellos lesen und schreiben konnte. Sie hatte aber noch als Erwachsene nicht die Fertigkeiten, die das Kultusministerium heute per Lehrplan zur Voraussetzung für das Erlernen des Lesens und Schreibens macht. Diese Studentin war auch im englischen Schulunterricht gescheitert, hatte das Lesen dann aber daheim in familiärer Unterrichtung lernen dürfen. In Deutschland dagegen, und mittlerweile nur hier, haben Lehrplangestalter und Lehrkräfte das Recht, im Rahmen "Gleichen Unterricht für Alle" Kinder in Lehrgänge zu zwängen, die prinzipiell ungeeignet sind, sie das lernen zu lassen, was dadurch gelehrt werden soll. Der Originalton des bayerischen Staatssekretärs im Kultusministerium dazu: Man kann es eben nicht allen Recht machen.
* Namen von der Redaktion geändert
(c) Schulbildung in Familieninitiative e.V.

Interessante Links #35

Kalifornisches Gericht hebt Homeschooling-Limitierung auf
(Recht galt nur für Kinder mit pädagogisch qualifizierten Eltern)
Ein großer Sieg für Tausende von Homeschooling-Familien in Kalifornien und US-weit war die revidierte Rechtsprechung eines kalifornischen Berufungsgerichts am 8. August, dass Eltern in der Tat das Recht haben ihre Kinder in Homeschooling-Modellen lernen zu lassen, auch wenn sie keine Lehrbefugnis oder -qualifikation haben.
Das aus drei Richtern bestehende Gremium erhielt noch im Februar nationsweit Aufmerksamkeit und Kritik, als es urteilte, dass "Eltern verfassungsgemäß kein Recht" hätten, ihre Kinder selbst zu unterrichten. Die Entscheidung wurde auf Basis eines 80-jährigen Gesetzes in der kalifornischen Rechtsprechung gefällt. Jedoch sei, so das Gremium nun am 8. August, in den Jahrzehnten seit diesem Gesetz auch Homeschooling implizit in der Rechtsprechung als legal akzeptiert worden.
"Wir ... stellen fest, dass die kalifornischen Rechtsgrundsätze Homeschooling als eine Art privater Schulbildung erlauben", schrieben die Richter in ihrem einstimmigen Urteil.
Im Februar des Jahres lautete die richterliche Entscheidung in einem speziellen Fall noch, dass Eltern ihre Kinder nur dann selbst unterrichten dürften, wenn sie "eine gültiges Staatsexamen für den Unterricht des betreffenden Levels" haben. Etwas, was viele, wenn nicht sogar die meisten Eltern nicht haben. Im März verkündete das Gericht, es würde den Fall revisionieren, nachdem der Ministerpräsident von Kalifornien, Arnold Schwarzenegger, die originale Entscheidung sehr kritisierte und eine Gesetzesänderung ankündigte für den Fall, dass der Beschluss nicht korrigiert würde. Ebenso der Staatsschulminister Jack O'Connell, der sagte, er unterstütze die Rechte der Homeschooler.
Geschätzte 166,000 Homeschooler gibt es in Kalifornien. Mehr als ein Duzend Organisationen starteten Briefaktionen, um das Gericht zur Revidierung des Urteils vom Februar zu bewegen. Technisch betrachtet ging es in dem betreffenden Fall um angeblichen Missbrauch des Sorgerechts von Eltern, die ihre Kinder selbst unterrichteten. Aber statt einfach nur diesen Fall zu behandeln, weitete das Gericht die Entscheidung generell auf alle Homeschooling-Familien des Bundeslandes aus. ...
Am 8. August stellte das Gericht nun fest, dass Homeschooling im Jahre 1929 zwar aus den Landesgesetzen verbannt wurde und dass auch 1953 und 1961 in Rechtsprechungen "bestätigt" worden sei, dass Kinder nur mit ausgebildeten Tutoren unterrichtet werden dürften. Seitdem aber seien die Grunsätze durch die Rechtsauslegung überholt worden, dass Homeschooling legal sei,urteilte nun das Rechtsgremium.
"Unter diesen Umständen erkennen wir, dass es der richtige Weg der Rechtssprechung ist, den früheren Stand des Gesetzes im Lichte des aktuellen Stands zu interpretieren und erkennen die Möglichkeit des Hausunterrichts als zulässig an, wenn sie, zwecks Kontrolle, als private Schule geführt wird", lautete das Urteil.
Quelle: BP News Network (USA) am 09.08.2008
Anmerkung: Der Lauf der Dinge auf dem Weg zur Legalisierung von Homeschooling-Modellen im herrlichen Kalifornien mag aufgrund ähnlicher Gesetzlage für Deutschland dazu verleiten als Muster zu dienen. Aber wo bekommen wir nur so schnell die 166.000 Familien her, die einfach tun, was sie für richtig halten? Und bei dem Urteil im Februar des Jahres ging es "lediglich" um Rechtsauslegungen, nicht wie bei uns etwa um Strafen, Sorgerechtsentzug und Zwangsmaßnahmen gegen Eltern von Homeschoolern(Selbstlerner).


Flex-Fernschule - Lernhilfe für junge Menschen, die nicht in einer Schule lernen.
Die Flex-Fernschule bietet Vorbereitung auf die Prüfung zum Haupt- oder Realschulabschluss im Rahmen von Erziehungshilfen.
Bei der Flex-Fernschule handelt es sich nicht um ein Programm des Bundes, sondern um eine Einrichtung in Trägerschaft des Caritasverbandes für die Erzdiözese Freiburg.
Lesen Sie, was DIE ZEIT über die Flex-Fernschule schreibt.
Quelle: www.flex-fernschule.de
Trennung und Folgen für die Gorber-Kinder David und Thea:
Wie eine 12-jährige für ihren Bruder zur Mutter wurde ...
Quelle: Bericht bei Medrum am 08.08.2008

Termine #35

Gegen die Eltern der Familie Allendorf wurde eine Geldstrafe wegen angeblichen Homeschooling von über 3000 Euro erlassen, gegen den Bescheid hatten sie Widerspruch eingelegt. Am 6.8.08 war der erste Verhandlungstermin am Amtsgericht in Neuwied, ein weiterer Termin wurde von der Richterin auf den 25.8.08, 9.30 Uhr, Zimmer 120 gelegt.
Homeschooling ist für Allendorfs zur Zeit eine Notlösung, um auf die besonderen Bedürfnisse der Kinder einzugehen und sie in einer schwierigen Zeit zu begleiten.
Der Schulweg zum nächstgelegenen Gymnasium beträgt drei Zeitstunden pro Tag und führt quer durch den Westerwald. Ärztliche Atteste und psychologische Gutachten belegen die besonderen Bedürfnisse der Kinder.
Allendorfs haben sich eigenen Angaben nach sehr umfangreich mit den verschiedenen Beschulungsmöglichkeiten auseinandergesetzt und sind zu dem Schluss gekommen, dass Hausunterricht unter den gegenwärtigen Umständen die beste Lösung für ihre Kinder ist. Gerne gibt Frau Allendorf ihre Erfahrungen mit dem Hausunterricht weiter und sucht darüber hinaus den Kontakt mit der Öffentlichkeit (Siehe Kurzbericht im Anhang).


Der bekannte Bindungsforscher und Entwicklungspsychologe Dr. Gordon Neufeld , Autor von "Unsere Kinder brauchen uns!"  wird auf Einladung des Zentrums für wissenschaftliche Weiterbildung der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz ein zweitägiges Seminar für Lehrkräfte und verwandte Berufe anbieten.
Titel: „Reaching troubled Kids"
(Der vom Veranstalter gewählte deutsche Titel ist auf die hauptsächlich angesprochenen Lehrkräfte zugeschnitten und klingt nicht so kindzentriert, wie die Arbeit von Dr. Neufeld  in Wirklichkeit ist - „Unterrichtsstörungen erfolgreich in den Griff bekommen - es geht!" Aber egal was draufsteht - es ist Dr. Neufeld drin, siehe ausführlichere Informationen auf der deutschen Homepage!)
Ein Vortragsabend sowie ein weiteres, eintägiges Seminar für Eltern, Therapeuten und Lehrer im Frankfurter Raum sind in Planung und werden hoffentlich demnächst mitgeteilt werden können.
Wer das Buch "Unsere Kinder brauchen uns!" und seine gleichnamige Vortrags-DVD kennt, wird sich die Chance, Dr. Neufeld persönlich zu erleben, nicht entgehen lassen wollen. Durch die Förderung als Fortbildungsveranstaltung für Lehrer konnten die Teilnahmekosten gegenüber den frei organisierten Veranstaltungen radikal gesenkt werden: 60 € für ein zweitägiges Seminar, für Lehrkräfte aus Rheinland-Pfalz ist die Teilnahme sogar kostenlos.
Die Veranstaltungen werden in dem klaren, bestens verständlichen Englisch von Dr. Neufeld durchgeführt, es gibt ein ausführliches deutsches Skript mit einem Glossar der wichtigsten Fachbegriffe, und auch die Powerpoint-Abbildungen sind in Deutsch. Für Fragen und Diskussionen stehen zwei Übersetzerinnen zur Verfügung. Auf diese Weise kann die zur Verfügung stehende Zeit optimal genutzt werden.
Frau Dagmar Neubronner (neufeldseminare(@)web.de) wird Dr. Neufeld während seines Deutschlandaufenthaltes begleiten und für ihn dolmetschen.

Organisatorisches:
Leitung: Dr. Gordon Neufeld, kanadischer Entwicklungspsychologe
Datum: 15./16. September 2008, 09.00-17.00 Uhr
Ort: Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Anmeldeschluss: 26.08.2008
max. Teilnahmezahl: 80
Beratung und Anmeldung:
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung
55099 Mainz
Tel. 06131/39-22133 oder -24118
Fax: 06131/39-24714
E-Mail: zww(@)verwaltung.uni-mainz.de
Internet: http://www.zww.uni-mainz.de
Die Veranstaltung ist sowohl durch das Institut für schulische Fortbildung und schulpsychologische Beratung (IFB) des Landes Rheinland-Pfalz als auch durch das Institut für Qualitätsentwicklung (IQ) Hessen akkreditiert.

Familien, Kinder und Jugendliche #35

Alles für das Kindeswohl
Seelenäußerungen der 5 Gorber-Töchter im Heim
(in das sie gegen ihren und ihrer Eltern Willen verbracht wurden) ...
Zwei der Mädchen zur Frage eines weiteren Verbleibs im Heim:
Wir kommen uns vor wie ein Vogel in einem Käfig - nicht einmal einem goldenen, sondern einem aus Messing."
Mich hält hier nichts!! Ich will nach Hause!!!"
Der Ausruf sei einem Vulkanausbruch gleichgekommen; sie habe mit einer solchen Heftigkeit gesprochen, die man diesem zarten Mädchen nicht zugetraut hatte.
Eine Schwester von ihr beklagt:
Wir haben den Eindruck, dass es bei den ganzen Maßnahmen nicht um das Kindeswohl geht; die meinen, unser Kindeswohl sei erfüllt, wenn unsere Familie zerschlagen wird! Die wollen, dass Mutti und Papa seelisch zermürbt werden ..."
Mit den Tränen kämpfend sagte eine der über 10-jährigen Töchter:
Dass ich aus dem Kinderheim raus will, nach Hause, und der Richter soll sich mit der Entscheidung beeilen. ... wir wollen nach Hause, und der Richter soll dafür mal ins Kinderheim gesteckt werden, dass er mal das Gefühl dafür bekommt, was das ist, wenn man im Kinderheim sein muss!"
Quelle: Medrum am 01.08.2008


Bundeskanzlerin Frau Dr. Angela Merkel antwortete auf die Frage der Mitbürgerin Angelika Kraus im Juni 2008 folgendes:
Verstöße Deutscher Jugendämter gegen Menschenrechte
Sehr geehrte Frau Kraus,
vielen Dank für Ihre Anfrage, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.
Vor dem Hintergrund der spektakulären Fälle von Kindesvernachlässigung und -misshandlung, die in jüngster Zeit bekannt geworden sind, sind die Jugendämter zu Recht besonders aufmerksam. Wenn das Jugendamt ein Kind oder einen Jugendlichen in seine Obhut nimmt, greift es zu einer der letzten Möglichkeiten, um Minderjährige zu schützen. Damit leisteten die Ämter gefährdeten Kindern "erste Hilfe" in einer akuten Notsituation.
Zu Diskriminierungen durch Träger der öffentlichen Jugendhilfe kam es dabei nur in einigen wenigen Fällen. Das Bundesfamilienministerium (BMFSFJ) hat sich intensiv mit den Petitionen an den EU-Petitionsausschuss befasst. Die Befürchtung, dass die Petitionen auf ein grundlegendes Problem hindeuten, hat sich erfreulicherweise nicht bestätigt.
Die Europäische Kommission hat nach den Anhörungen keine Veranlassung gesehen, aktiv zu werden. Das lässt den Schluss zu, dass die Petitionen Einzelfälle betreffen, bei denen schwierige Trennungs- und Scheidungssituationen ein hohes Konfliktpotenzial hervorbringen – ein Konfliktpotential, das sich auch gegen die Mitarbeiter der Jugendämter richtet.
Der Umgang mit hochstrittigen Trennungssituationen von Eltern erfordert ein großes Maß an Kompetenz und Professionalität. Deshalb fördert das BMFSFJ derzeit ein Modellprojekt, mit dem Hilfestellungen für die Beratungspraxis bei schwierigen Trennungs- und Scheidungssituationen entwickelt werden. Das zeigt einmal mehr, dass die Sorgen und Probleme von Eltern und Kindern ernst genommen werden. Daher sehen wir für den Gesetzgeber keinen Handlungsbedarf bezüglich der Bamberger Erklärung.
Es steht außer Frage, dass die Jugendämter mit ihren Fachkräften Familien in vielen schwierigen und komplexen Situationen echte Hilfe leisten – zum Schutz und zum Wohl der Kinder.
Quelle: http://www.direktzu.de/kanzlerin/messages/16992
Vom Petitionsausschuß der Europäischen Kommission hörte man auf Nachfrage am 13.08.2008 Folgendes:
"Noch vor der Sommerpause kam das Deutsche Jugendamt im Petitionsausschuß unter heftige Kritik. Es ist ein Bericht erstellt worden und die Kommission versicherte uns, den Bann von Homeschooling beim nächsten Treffen mit den deutschen Vertretungen auf die Tagesordnung zu setzen." (Kathy Sinnott, EU-Parlament)
Original: "In the petitions committee before the summer the jugendamt came under severe criticism. A report is being produced and the commision assured us that they would bring the ban on homeschooling up at there next meeting with the German authorities." (Kathy Sinnott, EU-Parlament)
Quelle: Email-Netzwerk

Schulversagen ... ist das Versagen der Schulpolitik, nicht der Schüler (#35)

Die folgende Studie des Bildungsministeriums von 2001 verleitete schon damals zu der Annahme, dass das Bildungssystem nun radikal verändert werden müßte. Getan hat sich leider immer noch nichts Wesentliches. Die Studie hat wahrscheinlich kaum einer gelesen.
Hier sind die wichtigsten Passagen.
Seite 9/10: 
Die Kinder, die noch alles wissen wollen, was in ihrer Umwelt vorgeht, und die die Erwachsenen ständig mit ihren „Warum ?“-Fragen nerven, verlieren diese Neugierde meist nach den ersten Schuljahren. Und sie verlassen die Schule oft überfüttert mit Antworten, nach denen sie nie gefragt haben und die sie auch in ihrem Leben nie interessieren und brauchen werden.
Das macht die Wiederbelebung der natürlichen Wissbegierde und die Motivation zum freiwilligen Weiterlernen im Erwachsenenalter besonders schwierig

Lernen ist eine unumgängliche Lebens- und Überlebensfunktion. Ohne die lebenslange lernende Auseinandersetzung mit dem, was aus der Umwelt, der Lebens-, Arbeits- und Medienwelt, immer wieder an Eindrücken und Anforderungen auf sie zukommt, können Menschen nicht als Personen mit eigenem Denken und persönlicher Verantwortung überleben.
Da etwa 70 % aller menschlichen Lernprozesse außerhalb der Bildungsinstitutionen stattfinden
(1), da aber meist nur die schulischen Lernerfolge gesellschaftlich anerkannt und honoriert werden, gibt es eine ungerechtfertigte gesellschaftliche Bildungskluft aufgrund schulischer Zeugnisse und „Begabungen“.
Die Begabungen und Kompetenzen, die sich als Ergebnisse des informellen Lernens außerhalb des autorisierten Bildungswesens entwickeln, finden nicht die Beachtung und Anerkennung, die sie verdienen.
Es ist allerdings eine bleibende Bildungsaufgabe, über den unmittelbaren Erfahrungskreis und persönlichen Anwendungsbereich eines „natürlichen“ Lernens in der eigenen Umwelt hinauszuführen und insbesondere junge Menschen zu veranlassen, auch nach allgemeinen „Lehrplänen“ manches zu lernen, was sie zunächst nicht interessiert, was aber Pädagogen und Bildungspolitikern zur Wahrung einer Kulturtradition und als grundlegend-maßgebendes Orientierungswissen fürs spätere Leben wichtig erscheint.
Dieses formalisierte Lernen hat aber nicht nur zu einer notwendigen Erweiterung der Lern- und Verstehenshorizonte, sondern auch zu einem „entfremdeten“ Lernen geführt, das nicht mehr von eigenen Wissensbedürfnissen der lernenden Menschen getragen wird.
Das scheint ein unauflösliches bildungspolitisches Dilemma zu sein:
Eine gewisse „Formalisierung“ des Lernens in planmäßig veranstalteten, verbindlich geregelten Lehr-Lernprozessen in besonderen Bildungsinstitutionen scheint notwendig, vor allem
- um das, was sich aus dem Lernen anderer Menschen und Zeiten als Ertrag herauskristallisiert hat, für das jeweils neue Lernen fruchtbar zu machen und in die persönliche Wissenskonstruktion einzubeziehen,
- um die geistigen Horizonte über die unmittelbaren Erfahrungskreise hinaus zu erweitern
und
- um zur kritischen Reflexion über das in der Lebenspraxis Gelernte anzuregen.
Wo es aber nicht gelingt, den Lernenden den Sinn dieses Lernens plausibel zu machen, können Neugier und Wissenwollen als innere Antriebe zum Lernen überlagert und erdrückt werden.
Das vom Leben „draußen“ abgegrenzte schulische Lernen hat die fehlenden Interessen der Lernenden durch die Verbindung mit Sanktionierungs- und Gratifikationssystemen zu kompensieren versucht.
Die Erfahrung mit direkt oder indirekt erzwungenem Lernen, mit Lernkontrolle, Noten- und
Versetzungsdruck hat bei vielen Erwachsenen zu abschreckenden Vorstellungen vom Lernen geführt. Sie empfinden deshalb auch die Forderung nach einem „lebenslangen Lernen“ als eine unangenehme Zumutung, der sie nicht freiwillig zu entsprechen bereit sind.
Diese Erfahrungen mit weitgehend fremdbestimmtem, planmäßig veranstaltetem Lernen in
besonderen, von den interessanten Verwendungszusammenhängen in der Umwelt abgehobenen schulischen „Lehranstalten“ sind ein wesentlicher Grund dafür, dass es dann auch den offeneren, stärker teilnehmerorientierten Erwachsenenbildungsinstitutionen nicht gelingt, die Mehrheit der Erwachsenen zur freiwilligen Teilnahme an organisierten Weiterbildungsveranstaltungen zu bewegen. ...
Quelle: http://www.bmbf.de/pub/das_informelle_lernen.pdf, Seite 9/10


Viele Kinder leiden unter Schulstress
Hoher Leistungsdruck und zwischenmenschliche Probleme können bei Schülern gesundheitliche und psychische Beschwerden auslösen. Etwa 20 Prozent der Kinder zeigen sehr häufig oder häufig deutliche Anzeichen von Schulstress. ...
Bei weiteren 22 Prozent treten zumindest gelegentlich entsprechende Probleme auf. Das zeigt eine Forsa-Studie im Auftrag der DAK, bei der Mütter und Väter von Schulkindern unter 18 Jahren befragt worden sind. Vom Stress sind dabei Schüler im Alter zwischen zwölf und 18 Jahren häufiger betroffen als jüngere Kinder.
57 Prozent der gestressten Heranwachsenden sind nach Angaben der Eltern unkonzentriert, nervös oder überdreht. 50 Prozent leiden bei hohem Druck unter Kopf- oder Bauchschmerzen, 43 Prozent sind traurig und ziehen sich zurück. Mit aggressivem Verhalten gegenüber den Eltern oder anderen Personen reagieren 42 Prozent der Kinder und Jugendlichen auf den Schulstress, 32 Prozent der Schüler müssen mit Lern- und Leistungsstörungen fertig werden. In einer solchen Situation wird der Gang zur Schule oft zum Albtraum und die Gesundheit wird belastet ...
Quelle: Monsters and Critics am 05.08.2008
Verwahrlost, aggressiv und ohne Bücher
Grundschullehrer flehen um Unterstützung durch Sozialarbeiter / Hilfe für Kinder und Eltern
In Kreuznach gibt es Schulkinder, die weder Schulbücher noch Mäppchen besitzen, die falsch ernährt sind, die im Winter ohne Socken in die Schule kommen, die austicken, sich auf den Boden werfen. Der Bericht aus Grundschulen schockte den Jugendhilfeausschuss. ...
Quelle: Main-Rheiner Allgemeine Zeitung vom 08.08.2008
Der letzte Bildungsweg
Trotz freier Lehrstellen finden knapp 200.000 Schulabgänger keinen Ausbildungsplatz. In privaten Einrichtungen sollen die Jugendlichen fürs Berufsleben fit gemacht werden. Doch nur gut ein Drittel der Teilnehmer vermag diese Chance zu nutzen. ...
Wer erfahren möchte, warum in Deutschland mehr als 100.000 Lehrstellen unbesetzt sind und gleichzeitig knapp 200.000 Schulabgänger keinen Ausbildungsplatz finden, muss nur eine Woche in einer Bildungseinrichtung wie der Rackow Schule zubringen; muss nur die kleinen und großen Handicaps von Schulabgängern des Jahres 2007 kennenlernen: wie sie an einfachen Rechenvorgängen scheitern oder an der deutschen Grammatik, wie es ihnen an der Fähigkeit mangelt, sich einzuordnen oder sich zu konzentrieren.
Quelle: SchulSpiegel am 04.08.2008
Angst vor der Schule?
Wenn Kinder Schule schwänzen, ist das nicht immer nur Ausdruck von „Null Bock“. Zunehmend haben wir es mit Angststörungen zu tun. Bereits 600.000 Schulverweigerer gäbe es in Deutschland, berichtete die Ärzte-Zeitung. Es sei wie eine sich ständig ausbreitende Krankheit, denn bereits fünf Prozent aller Schüler seien betroffen von Versagensängsten und Angst vor Mobbing. ...
Auch Professor Gerd Lehmkuhl, der Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitätsklinik Köln, erklärte, dass nicht die Schulschwänzer das Problem seien. Es sei vielmehr der „Ausdruck einer komplexen, pyschiatrischen Störung mit persönlichen und sozialen Hintergründen." Bei einigen führt es zu Selbstverletzungen mit Tendenz zur Selbstzerstörung bis zum Selbstmord. Noch gibt es keine genauen Zahlen. ...
Quelle: Epoch Times Deutschland am 12.08.2008

Leserechos #35

Lieber Herr Edel, ... 
Wenn Eltern für eine adäquate Unterrichtung sorgen möchten, die einem nachweislich begabten Kind eine bessere Bildung als einen schlechten Hauptschulabschluss mit Legastheniebescheinigung bietet, ist das eine ausgrenzende Kindeswohlgefährdung, die nicht mit dem Grundgesetz vereinbar ist. Dass kinderpsychiatrisch vom Landesarzt festgestellt wurde, dass das Kind kognitiv eh ausgegrenzt war und der Schulunterricht es deshalb krank machte, und dass aufgrund des absehbaren Bildungsmangels zu befürchten war, dass es auch nach der Schule gesellschaftlich ausgegrenzt sein würde, ist irrelevant. Dafür gibt es dann ja die vom Jugendamt bezahlte Psychotherapie. Es ist nicht verboten, vermeidbar die Parallelgesellschaft der funktionalen Analphabeten zu produzieren. Irgendwer muss ja die Ein-Euro-Arbeiten machen, und da müssen sich die dafür auserkorenen Kinder rechtzeitig dran gewöhnen, wo sie hingehören!!! DAS ist Kindeswohl im deutschen Sinne. Hier in England wohnen wir bei einer anderen Home-Ed-Familie zur Untermiete. Da Home-Education recht verbreitet ist, gibt es zahlreiche Gruppen, die sich mehr oder weniger regelmäßig treffen - zum gemeinsamen Unterricht in bestimmten Fächern bei einem "private Tutor" bis hin zu Kegelnachmittagen und Spieleabenden. Zumindest in unserem Umfeld spielen religiöse Gründe eine recht marginale Rolle für die Home-Education - wir kennen eine einzige Familie. (Und die sondert sich nicht ab!) Wir kennen aber viele, bei denen die Kinder in irgendeiner Hinsicht nicht der Norm entsprechen und die deshalb akademische oder psychische Probleme in der Schule hatten: Legasthenie, ADHS, XYY, Asperger-Syndrom, Minderbegabung, Hochbegabung. Außerdem "Unschooler", bei denen die Kinder sich selbst entschieden haben, lieber daheim nach eigenen Interessen zu lernen, oder bei denen Eltern diese Bildungsform einfach schöner fanden, anstatt die Verantwortung dem Staat abzugeben. Kurz: eine buntere Mischung als auf solchen Home-Ed-Treffen kann man sich kaum vorstellen. Soviel also zu "Parallelgesellschaften". Dagegen haben die Schülerzusammensetzung, das soziale Umfeld und zu einem beträchtlichen Teil auch die Bildungsinhalte des katholischen Mädchengymnasiums, das unsere Tochter besuchte, und der lokalen Sprengelhauptschule, die unser Sohn besuchte, ziemlich wenig miteinander gemeinsam. Wenn die Schulbehörden und Gerichte in Deutschland nach "Parallelgesellschaften" suchen, brauchen sie nur in unser gegliedertes Schulsystem zu schauen. Neulich war in der Wochenend-Beilage der Financial Times ein sehr positiver Bericht über Home-Education in England - und zwei Artikel weiter war ein Bericht darüber, dass in Deutschland ökonomische Probleme drohen, weil die Deutschen so wenig Kinder kriegen und deshalb Einwanderer suchen (natürlich jung und gut ausgebildet), und dass für die Integration der Einwanderer, die da sind, aber so wenig getan wird, dass nur ein vernachlässigbarer Bruchteil der Ausländerkinder, die in Deutschland zur Schule gehen, es bis auf eine Uni schaffen; dagegen ein hoher Prozentsatz die Schule ohne Abschluss verlässt. Soviel zur Realität der vielbeschworenen "Vermeidung von Parallelgesellschaften". Mit freundlichen Grüßen, I.S.


Sehr geehrter Herr Edel, ich hatte gestern keinen Newsletter mehr von Ihnen erhalten. Das hat mich etwas gewundert, da ich Sie einen Tag vorher in einer anderen Angelegenheit kontaktiert habe. Ich hoffe nicht, dass beide Angelegenheiten in einem Zusammenhang stehen? Freundliche Grüsse aus der Schweiz, S.M.

Nein, nein. Keine Sorge. Ich werde nur nicht mehr jede Woche einen Rundbrief herausbringen, zumal Ferienzeit ist. Beste Grüße in die Schweiz, Jan Edel

Sehr geehrter Herr Edel, dann bin ich beruhigt. Ich finde Ihren Newsletter sehr interessant und stehe auch mit anderen „Kämpfern“ in Deutschland in Kontakt. Freundliche Grüsse, S.M.


Vielen Dank für Ihre Infos. Sie sind Ermutigung und sehr aufklärend.
Möchte Sie anfragen, ob Sie wissen, wo ich in der PISA-Studie die Passage finde, dass sozial Kinder die aus Ländern stammen, wo man früh in den Hort geht und gleich anschliessend ins Schulsystem eingegliedert wird, die Entwicklung rückständig ist. Schulleistungen gut, sozial aber schlechtes, schwaches Verhalten.
Vielleicht wissen Sie das. Besten Dank jedenfalls für Ihre Bemühungen.
Freundliche Grüsse M.B.

Hallo, ich habe bei einer oberflächlichen Suche gerade nichts gefunden, tut mir Leid.
Es gibt aber eine Studie, die größer Aggression und Bindungsschwierigkeiten bei Kindern und Jugendlichen nachweist, wenn diese in Kinderkrippen und Horten untergebracht/erzogen wurden. Die  Studie hat m.E. das Familiennetzwerk mit Frau Steuer in Auftrag gegeben (www.familie-ist-zukunft.de).
Beste Grüße,
Jan Edel


Lieber Herr Edel, zurecht vermuten Sie, dass der Ganztagszwang, der schleichend an Schulen eingeführt werden soll und in Hamburg an den Gymnasien schon  seit vier Jahren von der bundesdeutschen Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt schon eingeführt ist, Kindern nicht nachweislich nützt.
Im Gegenteil, die einzige diesbezügliche gründliche Studie zur "Wirkung ganztägigen Schulforganisation" von Professor Klieme und Radisch des Deutschen Instituts für internationale Pädagogische Studien von 2004 kommt zu dem Egebnis, dass die
"Die Ganztagsorganisation als solche... im allgemeinen keine Auswirkungen
auf das Leistungsniveau der Schulen" hat. Und weiter :
"Möglicherweise hat eine Verlängerungaktiver Lernzeit in der Schule einen gewissen positiven Effekt auf die kognitiven Fä-higkeiten lernschwacher Schüler,  WÄHREND DER WEFFALL ELTERLICHER UNTERSTÜTZUNG BEI SOZIAL HÖHER GESTELLTEN FAMILIEN NEGATIV ZU BUCHE SCHLÄGT, beides zusammen kann eine Nivellierung im Leistungsbereich bewirken."
Besonders auffällig sind demnach die negativen Auswirkungen von Ganztagsschule bei Gesamtschulen:
"An Gesamtschulen schneiden die Schüler von ganztägig geführten Schulen durchschnittlich
sogar etwas schlechter ab als Schüler an halbtägig geführten Schulen dieser
Schulform (vgl. Lehmann 2002, S. 3)"
Die Ganztagsschule dient also tatsächlich wirtschaftlichen und vor allem ideologischen Zwecken: Denn auf die Studie habe ich seit Jahren immer wieder alle verantwortlichen Schulpolitiker in Hamburg hingewiesen. Sie ist dort wohlbekannt. Viele Grüße M.K.
Hi! Ich bin jetzt schon 15, werde nächstes Jahr 16.
Von der Schulpflicht bin ich befreit ab der 9. Klasse. Wahrscheinlich auch mit 16. Aber danach kommt ja die Berufsschulpflicht. Was ist denn besser? Wenn man sagt, dass die Eltern wollen das man zur Schule geht, oder wenn die Eltern auch dafür sind?
Ich möchte halt nicht, das die mich dann jeden Tag mit der Polizei chauffieren…
LG V.

Keine Sorge, welche, die mit der Polizei chauffiert werden müssten, davon gibt es ca. 500.000 in Deutschland. Täglich. Dass wäre viel zu teuer.
Vielleicht bringen sie Dich ein oder höchstens zweimal. Danach müsstest Du schon alleine wollen, denn der Staat ist ja kein Taxiunternehmen.
Berufsschulpflicht kann ja auch über ein Berufsschulzentrum erfüllt werden. Dort braucht man nicht mal einen Schulabschluss. Aber das ist dann ein anderes Thema. Und auch eine andere Behörde (Ich glaube Gewerbeaufsicht). Erkundige Dich über Berufschulzentren, Berufskollegs (an denen man auch Abi ablegen kann) und mach Dir darüber erst Sorgen, wenn Du dann 16 bist.
Das mit den Eltern müsst ihr zusammen absprechen. Wenn die Eltern sagen, sie wollen ja, dass Du zur Schule gehst und Du gehst einfach nicht, dann könnte es sein, dass das Schulamt irgendwann das Jugendamt einschaltet und dass die dann eine Erziehungshilfe für Dich anbieten. An der Stelle könntest Du dann die Flex-Fernschule vorschlagen, sozusagen als Notlösung.
Alles klar?
LG J.

3. August 2008

"Das Elend des Vormittags auf den Nachmittag ausweiten" (frei nach Prof. Dr. Albert Wunsch)

Gleichmachende Ideologie
Zur Meldung "Geld für den Ganztag" vom 27.06.2008
Geld für den Ganztag, das hört sich gut an und läßt sich damit immer gut verkaufen. Über eine halbe Millionen Euro läßt sich der Landessteuerzahler den Ganztag im Märkischen Kreis zusätzlich kosten. Das wären knapp 20% aller Steuergelder im Kreis, die für Ganztagsbetrieb an Grund- und Sonderschulen aufgewendet werden. Die Zuschüsse für Schulzeitmodelle für Familien, die nichts auf den Ganztag geben, sind dagegen vermutlich so gering, dass sie zahlenmäßig schon nicht mehr erwähnenswert sind. So wird das Programm "8bis1" am Ende der Meldung nur kurz unter Fernerliefen erwähnt.
Ich bin der Ansicht, dass hier schleichend und mal wieder über die Köpfe der individuell Bedürftigen hinweg eine bestimmte Familien- und Schulpolitik durchgezogen werden soll, die viel mehr einer gleichmachenden Ideologie folgt als wirklich das Wohl der Kinder und ihrer Familien im Sinn zu haben.
Dass im PISA-Musterland Finnland die guten Bildungsergebnisse z.B. ohne Ganztagsbetrieb erreicht werden und dort im Gegenteil immer mehr auf den psycho-sozial unverzichtbaren Beitrag des Familienlebens gesetzt wird, das will in Deutschland erst gar niemand wissen. "Staat"-dessen wird gnadenlos auf den Ganztag gesetzt. Die Vermutung, dass damit nur die "Wegorganisation" der Kinder und damit die uneingeschränkte Erwerbstätigkeit der Erwachsenen die öffentlich aber versteckt gehaltene Absicht ist, erhärtet sich dadurch, dass es keinerlei wissenschaftlichen Beleg für das allgemein bessere Wohl von Kindern im Ganztagsbetrieb gibt. Stattdessen wird in der Meldung behauptet, das Geld käme 3101 Schülern (in Grund- und Sonderschulen) zu Gute. Den allgemeinen Vorteil für diese Kinder sehe ich in keiner Weise. Der Großteil dieser Kinder hat nämlich fürsorgliche Eltern, die privat wesentlich mehr zum Wohl ihrer Kinder leisten als der Ganztag. Wenn diese die knapp 1000 Euro, die anderen Familien in Form von Ganztagsbetreuung jährlich netto "zugute" kommt, in die Hand ausbezahlt bekämen, wären so manche lehrreiche Familienunternehmungen nicht nur zeitlich möglich, sogar auch finanziell locker hinterfüttert. Gerecht und zum besseren Wohl unserer Kinder.
Quelle: Leserbrief von J. Edel, veröffentlicht am 30.06.2008 in LN


Ergänzung dazu: Der politisch einseitig geförderte Ganztag schränkt die Wahlfreiheit der Bürger bei der Bildung derart ein, dass man sich einmal mehr Gedanken um Demokratie und die Wahrung der Menschenrechte in unserem Land Gedanken machen muss. Nicht einmal Fragmente bleiben dann nämlich von einer freien Wahl für die Erziehung und Bildung unserer Kinder. Man kann nur auf die ersten Verfassungsklagen von Eltern hoffen, die bald keine Halbtagsschule für ihr Kind mehr finden werden, aber von ihren Grundrechten Gebrauch machen und viel Zeit mit ihrem Nachwuchs verbringen wollen. Politische Regelungswut, Gier nach Mainstram und Gleichheitswahn, aber auch schlicht Realitätsverlust, Pseudo-Kinderfreundlichkeit und politisches Spar- und Wahlkampfkalkül sorgen trotz proklamierter Demokratie immer häufiger zur Vernichtung von Wahlfreiheiten. Neben der Kleinst- und Kleinkinderbetreuung, bei Fragen der privaten Lebensführung und vor allem im Bereich der Erziehung und Bildung greift die Krake Staat immer unverhohlener zu. Private Einrichtungen müssen schließen, Privatschulen werden zu teuer oder sind zu vereinzelt, und nun geht es auch noch an die verbliebenen Elemente freier Gestaltung der Bildung: Kinder sollen am liebsten normiert und ganztags von ihren familiären Bezügen getrennt werden. Wer nicht mitmacht und frei wählen will, wird zunächst ungläubig angeschaut und anschließend geächtet.