28. November 2008

Story/Kurzweil/Konkretes (Ausgabe #50)

Hausaufgaben - oder lieber was Sinnvolles?
Ich: "Komm, Fred, lass uns mal schnell die Hausaufgaben erledigen."
(keine Reaktion aus dem Wohnzimmer)
Ich: "Fred, komm mal bitte. Wir hatten besprochen, dass um 6 Hausaufgabenzeit ist..."
(keine Reaktion)
Ich (bewege mich denn doch auch mal ins Wohnzimmer): "Fred, kommst du jetzt mal bi..."
Er (6 Jahre alt, stinksauer): "MENNNOOO!!! Du hast mich beim Rechnen gestört!!! Jetzt kann ich mich nicht mehr konzentrieren!!!"
Ich fasse mir jeden Abend innerlich an den Kopf, wieso ich diesen Kappes überhaupt auch nur das winzigste Bisschen mitspiele.
Heute war es in Deutsch je eine Zeile Lineal, Ali, Lippen und Lappen schreiben. Nicht viel, aber völlig sinnentleert.
Ich sage also, gut deutsche Mutter: "Na komm, das geht doch ganz schnell."
Er: "Ich mach das aber nicht."
Ich: "Es ist echt nicht viel. Bitte, mach es eben."
Er: "Nur, wenn du mir einen Grund dafür sagst."
Hm. Den hätte ich ihm nicht geben können ohne schamlos zu lügen. ;-) Er wird dann wohl wieder mal keine Hausaufgaben haben. Vielleicht schreibt er statt dessen morgen einen langen Brief an seine Freundin Linnea.
Quelle: Zuschrift, Autorin der Redaktion bekannt


Freude im Haus
Chopper und Nami sind wahre Kerzenliebhaber. Wir haben bereits 6 Kerzen auf dem Tisch stehen…
Heute hat Chopper zum zweiten Mal versucht, ein Streichholz anzuzünden.
Diesmal hat er sich gleich an letztes mal erinnert (oder an meine Anweisungen von letzem Mal :)) und hat das Streichholz weg von sich bewegt, fest aufgedrückt - und es klappte!
Er hat sich ganz schön erschrocken, als es dann tatsächlich zischte.
Zwei Kerzen haben wir zusammen geschafft :)
Als das Streichholz schon weggeräumt war (wir haben auf dem Tisch einen extra Ladekipper, der verbrauchte Kerzen und Streichhölzer zur Verwertungsanlage in der Küche bringt), war seine Begeisterung groß: “I did it, I did it, and I didn’t get any fire on my clothes, and I did it towards Mummy and she aufgepasst and I can do it!” Dabei ist er auf seinem Stuhl auf und ab gehops und hat mit den Armen ganz aufgeregt geflattert - schön, so viel Freude im Haus zu haben.
Quelle: Thousand Sunny's Weblog am 23.11.2008
Unser zehnjähriges Jubiläum der schulfreien Bildung
Warwick Castle July 24th, heute beobachten wir eine Adler-Flugschau und Ritterspiele in dieser mittelalterlichen Burg in England. Reisen bildet tatsächlich – das haben wir in 10 Jahren ohne Schule immer wieder genossen. S-girl (20 yrs) hat damals (11 Wochen in 2004) ihre Sprachkenntnisse in Californien und später als Mitarbeiter eines Kinderheims in Süd-Afrika (7 Wochen 2007) vertieft. Auch Ma-boy (22 yrs) ist gereist, wobei ihn eine Werft in Bordeaux und ein Produktionsbetrieb in Dänemark faszinierten. Da sich die Welt der Technik nicht in sein Zuhause zwängen ließ, wählte er nach 4 schulfreien Jahren das örtliche Gymnasium mit technischem Schwerpunkt. Mittlerweile hat er das 5. Sem. in Ingenieurwesen erreicht und wird bald mit dem Bachelor abschließen.
Als die Schulzeit meiner vier „lieben Kleinen“ begann, waren für mich Mutterschaft, Hausarbeit und Familienleben erfüllend, ganz im Gegensatz zum Bilanzieren von Rückstellungen für Risiken aus schwebenden Geschäften. Mein BWL-Studium hatte auch viele Rechtsfragen eingeschlossen (u.A. Handels-, Gesellschafts-, Bilanzierungs- und Steuerrecht). Von der Juristenmaterie wurde ich als Bildungs-Alternativler allerdings wieder eingeholt - Selbst S-girl hat es mittlerweile mit Rechtsfragen zu tun, da sie – wie könnte es anders sein! – Business studiert. Sie hatte sich schulfrei gebildet von Klasse 5 bis 8 und macht ihren Master etwa 30 Jahre nach mir.
1998 hatten wir uns gegen den Schulzwang entschieden, damals waren die Kinder zwischen 5 und 12 Jahre alt gewesen. Die Erfahrungen einer Dekade haben auch uns Eltern sehr gebildet. Besonders dahingehend, dass jedes Kind spezielle Angebote für seine Begabungen und Schwächen brauchte.
Ma-girl (17 yrs) ist glücklich, weil sie unterwegs irgendwo bei netten Engländern ein Klavier fand, das sie stundenlang spielen durfte. Außerdem hat sie ihr Geiglein mit im Gepäck, das sie über alles liebt. Immerwieder zwischendrin zu musizieren hatte für sie besonders auch das Bücherlesen wäh­rend der grauen Winter aufgelockert. Gerade ihre musikalische Begabung ist mir ein Beispiel dafür, dass hohe Spezialisierung einerseits ohne Druck, andererseits aber durch stete Übung und Vervoll­kommnung erreicht wird. Nach 8 Jahren schulfreier Bildung verbrachte sie Klasse 9 und 10 im Gymnasium, um nicht Externenprüfungen machen zu müssen. Sie ist in der glücklichen Lage, dass man kein Abitur braucht für die beiden Berufungen, die sie für sich sieht: die musikalische Künst­lerlaufbahn einerseits und eine glücklichen Familie andererseits.
Für 3 Kinder war es angenehm, dass Lehren nicht mein Ding ist. Da ich ein Administrator nach meiner Wesensart bin, wurden sie nicht von Unterrichtsserien belästigt. Vielmehr bildeten sie sich in vielerlei Weise: durch Ausprobieren und Erkunden, auf Ausstellungen und in Museen, via Satellit und Korrespondenzkurs, ja selbst durch Schulbücher und vorallem beim Reisen. Doch unser Jüng­ster T-boy (15 yrs) hat auditive Stärken, er möchte hören, hören ... hören und wünscht sich eine do­zierende Bezugsperson. Jeder Wortschwall ist für ihn bildend, selbst wenn er aus dem Radio kommt. Gerade ihm hätte es möglicherweise genützt, einigen Lehrertalenten zu begegnen, doch gerade er war – ironically – noch nie in einer Schule. Never mind, wahrscheinlich will er sich bald den Externenprüfungen stellen.
1998 bis 2008: das ist das 10-jährige Jubiläum unseres familienbasierten Lernens. Anfangs wurden wir mit Bußgeldbescheiden „versehen“, auch verurteilt, doch später dann blieb alles jahrelang still.
Als gereifte Eltern genießen wir es nun, dass unsere Jugendlichen mit den Schwingen schlagend aus dem Nest flattern – allerdings anders als die Raubvögel, deren Flugschau wir heute vor dem blauen Himmel Englands beobachten, nämlich anders in der Hinsicht, dass sie nicht dressiert sind.
Quelle: Forum Netzwerk Bildungsfreiheit, Autorin der Redaktion bekannt
Der Weg zum Lesen
c ist 3 jahre alt & vermutlich wird es noch eine ganze weile dauern, bis sie wirklich lesen & schreiben wird. aber - sensibilisiert durch die lektüre von u.a. olivier keller ("denn mein leben ist lernen") - beobachte ich gespannt ihre schritte auf dem weg in die welt der buchstaben. oder besser: der schriftzeichen. vor kurzem sassen wir im fitnesstudio unter dem in grossen blockbuchstaben an die wand gepinselten schriftzug "STARK!". c guckte eine weile und meinte dann: "mama, die haben das falsch gemacht; der punkt gehört doch eigentlich über den strich!". .... schon seit mehreren monaten möchte sie immer mal wieder, dass ich ihr buchstaben oder ziffern aufschreibe. oder ihr bei allen möglichen schriftzügen, denen wir so begegnen (ladenschilder, schilder im bus, worte in büchern/zeitungen/flyern usw), die einzelnen buchstaben und ziffern benenne. .... letzte woche fing sie an zu telefonieren. ich sollte ihr die nummern diktieren & zunächst auch noch zeigen, welche taste jeweils dazu gehört, sie hat dann gewählt. (dieses spiel haben wir relativ schnell auf ein spielzeug-telefon umgeleitet, weil sich zeigte, dass sie gar nicht mit den angerufenen reden wollte. es ging nur ums wählen.) .... heute auf einer autofahrt, bei der wir, wie häufig, ein hörspiel hörten: "in hörspiel kommt ein "s" vor, oder?" - "ja, genau". - "und ein i" - "ja" - "welche noch?" - das ganze dann noch mit ein paar anderen worten. ich glaube, in der grundschule nennen sie das 'lautieren'. ...
Quelle: Blog Bildungsfreiheit: Freies Lernen in Deutschland am 3.11.2008
Prima(r-) Bildung ohne Schulbesuch
Schulverweigerer gibt es viele, vor allem in Deutschland. Hat es vielleicht damit zu tun, dass dort Bildung mit Schulbesuch erzwungen werden soll? Dass Eltern ihren Kindern selbstständig Bildung ermöglichen, ist in diesem Land, so scheint es, unvorstellbar. Von bildungsbewussten Familien wird es trotzdem unternommen, wie der folgende Artikel beweist. Und es funktioniert. ...
Quelle: bildungsfreiheit.org

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