31. Mai 2008

Nachgehakt: Schulbesuchszwang zwingend?

Frage von Johanna Elser am 25.05.2008 auf www.abgeordnetenwatch.de
Sehr geehrter Herr Frankenhauser,

vielen Dank für Ihre Antwort. Leider sind Sie ja eher auf die Schule eingegangen, als auf die Option nicht auf staatliche Hilfe zu rekurrieren.
Hier haben Sie auch §7 genannt.
Dem wollte ich einige Anmerkungen anfügen - auch wenn ich weiß, dass Ihre Zeit wahrscheinlich sehr knapp bemessen ist.

Zuerst einmal wollte ich den §6 anführen. Dieser gibt der Familie den absoluten Vorrang und folgende Passage ist besonders wichtig:

(3) Gegen den Willen der Erziehungsberechtigten dürfen Kinder nur auf Grund eines Gesetzes von der Familie getrennt werden, wenn die Erziehungsberechtigten versagen oder wenn die Kinder aus anderen Gründen zu verwahrlosen drohen.

Unter Trennung verstehe ich auch eine zeitweilige, oder ist das anders gemeint?

Sie haben in Ihrer Antwort geschrieben:
Den regelmäßigen Schulbesuch von Kindern halte ich für unverzichtbar für die Entwicklung ihrer sozialen Kompetenzen und für die pädagogische und altersgerechte Wissensvermittlung durch staatlich ausgebildete Lehrkräfte.

Das bedeutet, dass Sie den Eltern und der Nachbarschaft generell unterstellen, dieses für Ihre Kinder nicht ebenso leisten zu können, wie "Lehrer". Ob die Eltern selber Lehrer sind z.B. ist hier (für Sie) uninteressant.

Leider widerspricht diese Antwort meinem Bild von Rechtsstaatlichkeit:
Ob Eltern schlechter sind als Lehrer muss in jedem Fall (indem Eltern das für sich beanspruchen) einzeln nachgeprüft werden. Alles andere ist eine pauschalisierte Vorverurteilung.

Der Verweis auf Landesgesetze gilt hier nicht, da die Familie und der §6 meines Wissens nicht nachgeordnet sind.

Niemand kann seinen Kindern guten Gewissens empfehlen die Schule zu besuchen, solange diese Regelung den Besuch zu einem Zwang macht.
Also Sorgerechtsentzug, Bußgelder und Verbringung durch Polizei die Konsequenzen sind - solange das Kindeswohl nicht gefährdet ist.

Können Sie sich wirklich keine Versöhnung mit Homeschoolern vorstellen (unter §6)?

Mit freundlichen Grüßen

Johanna


Antwort von Herbert Frankenhauser (MdB) vom 27.05.2008
Sehr geehrte Frau Elser,

vielen Dank für Ihre Nachfragen zum Thema "Homeschooling" vom 25. Mai auf Abgeordnetenwatch.

Der von Ihnen erwähnte Gesetzestext beinhaltet Regelungen über den Entzug der Vormundschaft der Eltern. Er regelt, dass der Staat unter bestimmten Voraussetzungen die Kinder den Eltern entziehen darf, wenn Leib und Leben der Kinder in Gefahr sind. Der Gesetzgeber hat hier aber sehr enge Grenzen gesetzt, die für "Ihren Fall" wohl kaum Anwendung finden.

Mit meiner vorherigen Antwort habe ich nicht unterstellen wollen, dass es die Aufgabe von Schulen oder Lehrern wäre, für die Erziehung der Kinder zu sorgen, das ist die Aufgabe der Eltern. Das soziale Umfeld in Schulen ist aber in der Regel gut geeignet für die Entwicklung der Kinder, diese können ja nicht ihr ganzes Leben lang in der Familie bleiben und lernen so bereits in der Schule den Umgang mit anderen Menschen.

Zuletzt möchte ich Ihnen noch sagen, dass mein Verweis auf die Landesgesetze ebenfalls anders gemeint war. Sie scheinen mit den Inhalten, die Kinder auf staatlich anerkannten Schulen vermittelt bekommen, nicht einverstanden zu sein. Für diese Inhalte sind jedoch die Bundesländer zuständig und nicht der Bund. Meine Antwort zielte also darauf ab, dass Sie sich an das Bayerische Kultusministerium wenden sollten, wenn Sie sich für eine Änderung der Lehrinhalte dahingehend einsetzen, dass Sie keine Notwendigkeit für "Homeschooling" mehr sehen.

Abschließend möchte ich Ihnen, sehr geehrte Frau Elser, noch sagen, dass ich weiterhin davon überzeugt bin, dass Kinder eine staatlich anerkannte Schule besuchen müssen.

Mit freundlichen Grüßen
Herbert Frankenhauser, MdB


Kommentar SF e.V.: Es mag sein, dass das soziale Umfeld in Schulen "gut geeignet" für die Entwicklung eines Kindes ist - wer auch immer dieses "gut geeignet" zu bestimmen und zu beurteilen vermag. Trotzdem scheint es aber zu viele Ausnahmen von dieser Regel zu geben und daher ist es unzulässig, für ausnahmslos alle Kinder und Jugendlichen Schulbesuch zu erzwingen. Also: Mit welchem Recht überhaupt darf Schulzwang demokratisch, also per Mehrheitsbeschluß, bestimmt werden?
Die Faszination an Homeschooling besteht ja auch darin, sich durch niemanden etwas vorschreiben zu lassen und durch nichts fremdbestimmt zu werden, solange eigenverantwortlich für das Wohl und eine gute Bildungskultur von Eltern und Kindern gesorgt werden kann.

Interessante Links

Schule als Ort der Muße - Der wahre (ursprüngliche) Sinn der 'Scholé'
Quelle: bildungsfreiheit.org am 21.05.2008


Wenn der Schulvogt zuschlägt…
4000 Franken Busse
Von Chefredaktor Ulrich Schlüer
... Wer entscheidet: Eltern oder Behörden? Der Schulrat lehnte alle sechs Gesuche ab: Nach neuem Gesetz gelte die Schulpflicht mit fünf generell. Nur «triftige Gründe», z.B. eine schwere Behinderung, würden eine Ausnahme erlauben.  ... 
Der Entscheid von Familie Holdener, ihren ältesten Buben erst im August 2008 einschulen («Einschulung» bezieht sich heute noch auf den Kindergarten, mit dem HarmoS-Beitritt dann auf die neue «Basis-Stufe» mit schulischem Charakter) zu lassen, hat den Staat – mit Ausnahme der von der Verwaltung selbst veranlassten Umtriebe – keinen Franken gekostet. Holdeners Ältester geht einfach ein Jahr später zur Schule. Die saftige Busse diente einzig dazu, einer eigenständigen, für ihre Kinder nach bestem Wissen und Gewissen sorgenden Familie zu demonstrieren, dass die hohen Herren der Obrigkeit nicht mit sich spassen lassen: Widerrede von Untertanen wird nicht geduldet.
Besser-Wisser mit Machtmitteln zerstören die Volksschul-Demokratie.
Quelle: Schweizerzeit am 30.05.2008
Anmerkung: Die Schweizer Rechtschreibung schreibt Busse statt Buße vor. Für Franken und andere Deutsche kann das vielleicht zu Verwirrungen führen. Wichtiger allerdings zu wissen ist, dass es auch in der Schweiz Möglichkeiten der freien Bildung gibt, wenn rechtzeitig ein entsprechender Antrag gestellt wird. Wer sich jedoch dem Schulsystem verschreibt, muss sich auch seinen Ordnungen leben.
Hochbegabt: Zehnjähriger will jetzt Astrophysik studieren
Mit acht Jahren gab er Kommilitonen Nachhilfe, mit zehn steuert er stramm auf den College-Abschluss zu und hat den Notenschnitt Eins plus. ...
Moshes Eltern vermeiden es, ihr Kind ein Genie zu nennen. Er sei ein normales Kind, er lerne ebenso gern, wie er Fußball spiele, Jackie-Chan-Filme schaue und Spielzeugautos sammle. ...
Mit sechs schickten sie ihn in auf eine private Grundschule - aber die wollte "mich nicht nehmen, weil ich mehr wusste als der Lehrer dort", erzählt Moshe. "Ich soll zu gelangweilt geschaut haben." Also unterrichteten die Eltern Moshe zunächst zu Hause, entschieden sich aber nach zwei Jahren, ihn zum East Los Angeles College zu schicken. Am Anfang besuchte er nur zwei Kurse, einen für Mathematik und einen für Sport. Er schaffte in beiden eine Eins Plus und durfte danach weitere Kurse belegen. ...
Quelle: Spiegel am 23.05.2008
Anmerkung: In Deutschland würde dieses Kind zwecks ordentlicher Sozialisation zunächst mindestens 10 Jahre in verschiedene Schulen gezwungen werden.
Generalschlüssel der Bildung
Das Internationale Abitur (IB) verschafft auch deutschen Schülern problemlos den Zugang zu Hochschulen in mehr als 100 Ländern. Nur im eigenen Land ist der Abschluss nicht überall anerkannt. ...
Quelle: Die Welt am 25.05.2008
Freie Schulen
Lernen ohne Regeln
Keine Pausenklingel, kein Frontalunterricht, keine Noten: Freie Schulen haben fast nichts mit dem Pauken an staatlichen Schulen zu tun. Die Kinder dürfen lernen, was und wann sie wollen. So auch in der Montessori-Schule in Berlin Köpenick. Lehrer sind hier "Begleiter" - und den Schülern tut es scheinbar gut. ...
Quelle: Stern am 24.05.2008
Schwerpunkt Bildung bei brand eins 5/2008 (im Magazin "Dummheit gibt's gratis")

Quelle: brand eins Online am 26.05.2008

Termine

Kinder! - ein Film über das Lerngenie der Kinder
Der Film "Kinder!" am 1. Juni (Internationaler Kindertag) in 32 Kinos
Reinhard Kahls neue Dokumentation Kinder! im Kino.
Albert Einstein antwortete einmal auf die Frage, wie er sich seine Entdeckungen erkläre: "Weil ich das ewige Kind geblieben bin." Bereits vor der Schule lernen die Kinder viel. In der Schule selbst verlernen einige dann wieder das Lernen.
Kinder sind die geborenen Lerner. Aber ihr Lerngenie wurde lange nicht weiter beachtet, begann das richtige Lernen doch erst mit dem Ernst des Lebens, der Schule. Dort verlernen sie aber häufig das Lernen - immer noch. Dabei ist es dem Forschen von Wissenschaftlern viel verwandter, als den bekannten Ritualen der Schule.
Quelle: Blog Ratgeber Kinderbuch


Themenschwerpunkt Schule vom 26. bis 31. Mai 2008 in Deutschlandradio Kultur. Jeden Tag soll es um ein spezielles Thema gehen: Frühkindliche Bildung, Grundschule, Haupt-, Real- und Gesamtschule, Gymnasium, berufliche Bildung.
Quelle: dradio am 26.05.2008
Conference 12/13/14 September 2008 in Arbroath, Angus, Scotland
International Freedom in Education Celebration 2008
Learning without Limits: a celebration of choice, diversity and freedom in education
Keynote speakers are John Taylor Gatto, New York and Iain Nisbet, Education Law Unit, Govan Law Centre, Glasgow.
Formal conference, informal conference and family activities
Organised by Scotland's national home education support organisation, Schoolhouse
Quelle und Info: http://www.schoolhouse.org.uk/news/events.html

Familien und Kinder

Unicef-Bericht: Warum von der Leyen mehr arme Kinder zählt als Scholz
Familienministerin kündigt höheres Kindergeld für große Familien an - SPD hält Ausbau der Infrastruktur und kostenloses Schulessen für sinnvoller
Quelle: Die Welt am 27.05.2008


Jedes sechste Kind von Armut bedroht
Die Armutsdebatte spaltet die Bundesregierung .. .
Nach einem Bericht des Familienministeriums sind 17 Prozent der Kinder (jedes sechste Kind) in Deutschland von Armut bedroht. Knapp 40 Prozent der Kinder von Alleinerziehenden gelten als arm, ebenso 30 Prozent der Kinder aus Migrantenfamilien. Am stärksten betroffen sind Kinder und Jugendliche in Haushalten mit Hartz-IV-Bezug. Hier liegt das Armutsrisiko bei 65 Prozent. ...
Quelle: Finacial Times Deutschland am 26.05.2008
Prognos-Institut: Kinderarmut größer als erwartet
Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen hat davor gewarnt, die Armut von Kindern in Deutschland zu unterschätzen. Sie legt alarmierende Zahlen vor. ...
Quelle: Focus am 26.05.2008

Schul(system)versagen ... ist das Versagen der Schule, nicht ihrer Schüler.

Brücken statt Barrieren
Beim Übergang von der Kita zur Grundschule bleiben viele Kinder auf der Strecke
...
Es gibt solcher Vorzeigepartnerschaften in Brandenburg. Doch noch immer sind sie die Ausnahme. „Übergänge von einer Einrichtung zu anderen stellen noch zu häufig eher Barrieren als Brücken dar“, sagte Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) gestern zur Eröffnung des Bildungskongresses „Zwei Partner – eine Philosophie“ in Potsdam. Mehr als 250 Experten aus Kitas, Schulen, Kommunen, Politik und Wissenschaft berieten, wie durch eine bessere Gestaltung des Wechsels von der Kita zur Schule die Bildungschancen für Kinder gestärkt werden können. „Wir wollen kein Kind zurücklassen“, betonte Platzeck. Doch genau das passiert in vielen Fällen: Die individuelle Förderung von Kindern kommt schon in den ersten Lebensjahren zu kurz. ...
Quelle: Märkische Allgemeine am 27.05.2008


Porno- und Gewaltvideos an Schulen allgegenwärtig
Kinder und Jugendliche sind immer früher mit extremen Porno- und Gewaltvideos aus dem Internet konfrontiert. Das beklagt der Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger. Jugendgefährdendes Bild- und Textmaterial würde beispielsweise zehnjährigen Mädchen in Schulpausen gezeigt - mit entsprechenden Folgen für die Entwicklung der Kinder. ...
Quelle: Golem am 22.05.2008
Studie: Schulbesuch Schlüsselfaktor für Alkoholismus
... Die letzte Einsicht zur Frage, "warum einige Iren so viel trinken", identifiziert eine Quelle für die Faktoren zu hohem Alkoholkonsum.
Die stärksten Trinker sind männliche Jugendliche, die entweder reine Jungenschulen, Internate oder anglikanische Regelschulen* besuchen, wie der Bericht herausstellt.
Der Bericht basiert auf einer Studie unter 4.450 Studenten des Universitätskollege Dublin (UCD), die im Jahre 2006 von Forschern des UCD Geary Instituts ausgeführt und finanziell vom Sprirituosengiganten Diageo unterstützt wurde. ...
Quelle (engl.): National News (of Ire) am 27.05.2008
* Fast alle Schulen in Irland sind privat, aber staatlich bezahlt und kirchlich geführt.
Missbrauch an Schule: Immer mehr Opfer
... Seit Mitte Mai befindet sich ein Schulwart aus dem Bezirk Melk wegen des Verdachts, elf Kinder sexuell belästigt zu haben, in Untersuchungshaft. Nun dürfte sich der Fall noch ausweiten: Laut Kriminalisten dürfte es noch weitere sieben Opfer geben. Die drei Mädchen und vier Buben gaben an, dass sie von dem 53-Jährigen sexuell belästigt worden seien. In dem Ort sitzt der Schock tief.
"Die Ermittlungen sind aber noch nicht abgeschlossen. Es kann sein, dass sich noch mehr Opfer melden. Der Schulwart war ja mehr als zehn Jahre an der Volksschule beschäftigt", berichtet ein Kriminalist. ...
Quelle: Kurier (A) vom 29.05.2008
15-Jährige von zwei Mädchen auf dem Schulhof misshandelt
... "Eine hat das Mädchen gehalten, die andere schlug zu - und traf es mindestens zehn Mal mit voller Wucht ins Gesicht", sagt ein Polizist. Danach entfernten sich die beiden 16-Jährigen - um eine Zigarette zu rauchen....
Das aus dem Mund blutende Opfer wurde von seinem Vater ins Landeskrankenhaus Villach gebracht. Die Diagnose: starke Prellung am Kopf, Kieferprellung sowie ein abgebrochener Zahn. Die beiden 16-Jährigen werden wegen Körperverletzung angezeigt.
Quelle: Kleine Zeitung (A) vom 29.05.2008
Die Diskussion um die sechsjährige Grundschule
Am Ende der sechsten Klasse lägen die Grundschüler bis zu zwei Jahre zurück hinter den Altersgenossen, die aufs Gymnasium gegangen sind, so das Fazit von dem Bildungsforscher Rainer Lehmann der Berliner Humboldt-Universität zur Untersuchung über die Lernzuwächse Fünft- und Sechstklässler an 69 Berliner Grundschulen und 31 Gymnasienin in Lesen und Mathematik.
Quelle: Deutschlandfunk am 24.05.2008
Teure Privatschulen - Noch ist Schulgeld steuerlich absetzbar
Eltern, die ihre Kinder auf eine Privatschule schicken, können das Schulgeld steuerlich gelten machen - allerdings nicht mehr lange: Ab 2011, so hat das Bundesfinanzministerium angekündigt, sollen Kosten für Privatschulen nicht mehr von der Einkommenssteuer abgesetzt werden dürfen. ...
Quelle: Deutschlandfunk am 23.05.2006
Null Bock auf Schule.
... Bundesweit steigt die Zahl der Schulverweigerer. Zehn Prozent aller Jugendlichen stehen nach Hagedorns Kenntnis ohne schulischen Abschluss da. Das vom Sozialfonds der EU mit 65 Prozent geförderte Projekt "Die 2. Chance" will die Reintegration in die Regelschule erreichen, gleichzeitig soziale Unterstützung geben. Von dem Angebot wissen alle Regelschulen.
Quelle: tlz.de am 27.05.2008
"Wir werden alle kriminalisiert"
Willkommen auf dem Big-Brother-Schulhof: Die Leiter mehrerer Wiener Schulen wollen Kameras an die Wände schrauben, um Vandalismus zu verhindern. Muss das sein? Schüler fühlen sich pauschal verdächtigt und wehren sich gegen eine Schule mit 1000 Augen.
Quelle: Spiegel Online am 28.05.2008

Leserechos

Betreff: Schulrecht Italien
Hallo, Herr Edel, haben Sie Informationen darüber, ob Homeschooling für Ausländer in Italien möglich ist? Seit 2004 gibt es eine allgemeine Schulpflicht, aber es ist mir nicht gelungen, Regelungen für Ausländer zu finden. Herzliche Grüsse. Kati G.

Hallo, die sogenannte allgemeine Schulpflicht in Deutschland unterscheidet sich von den allgemeinen Schulpflichten unserer Nachbarländer. So auch in Italien. Dort sind im Rahmen der "Schulpflicht" natürlich auch Modelle des Homeschooling möglich, selbst für Italiener. Diese und Ausländer sowieso können eigene Schulen, inländische oder auch ausländische Fernschulen wie z.B. die Clonlara School (www.clonlara.de) oder die Calvert School (http://www.calvertschool.org) belegen. Viele Grüße, Jan Edel


Wie kann es angehen, dass Eltern als Verbrecher dargestellt werden, wenn sie ihre Kinder vor Übergriffen in der Schule schützen wollen?
Und von richterlicher Seite gedroht wird, noch nicht mal daran zu denken, wegzuziehen.
Ich habe den Glauben an die Worte Gerechtigkeit und Demokratie verloren. Marlene
Liebe Fam. Edel, ich bin eine Mutter deren Kind eine katastrophale Laufbahn in der Schule erlebt hat. Ich spreche von Schikanen, Mobbing, Diskrimminierung, Selektierung, systematisch betriebener Ausgrenzung meinem Kinde und mir gegnüber, die bis hin zum Rufmord reichen, kurz gesprochen von menschenunwürdigem Verhalten, welche von Seiten der Pädagogen bis hin zur Schulleitung und darüber hinaus betrieben werden. Ich benötige Rat und Unterstützung, um mein Kind effektiv weiterhin zu schützen. Ich wäre Ihnen dankbar und verbunden wenn Sie sich baldmöglichst bei mir melden könnten. Liebe Grüsse R.M.

23. Mai 2008

Lernen, wo es am Schönsten ist

Groenevelds sind eine multinationale Familie aus Südafrika, mit holländisch-italienisch-irischen Wurzeln. Steven Groeneveld ist seit über 20 Jahren in Südafrika, Italien, USA und Deutschland als hochspezialisierter Flugzeugbau-Ingenieur tätig, derzeit bei einem internationalen Konzern in Bremen. Groenevelds wollen ihre 4 Kinder, zwischen 5 und 14 Jahren, trotz der häufigen Umzüge, optimal fördern und bilden. Daher haben sie sich für den Bildungsweg des freien Lernens ohne Schule (Homeschooling/Unschooling) entschieden, der weltweit immer mehr Zulauf erhält. So werden die Kinder nicht zwischen unterschiedlichen Schulsystemen und Sprachen zerrieben und erhalten eine kontinuierliche Bildung in ihrer Muttersprache, Englisch. Ihr Lernen wird von der ebenfalls akademisch gebildeten Mutter, die früher selbst als Lehrerin und Journalistin tätig war, betreut und begleitet.
Seit 4 Jahren leben Groenevelds in Lilienthal bei Bremen, wo ihre Kinder in zahlreichen Gruppen und Vereinen aktiv waren und viele Freundschaften geschlossen haben. Von ihren deutschen Vereinskameraden und Freuden haben sie auch sehr gut Deutsch gelernt. Seit vielen Monaten sehen die Kinder ihren Vater nur noch selten, denn die deutschen Schulbehörden haben die Familie gezwungen die Bildung ihrer Kinder im Ausland fortzusetzen. Der Vater lebt derzeit überwiegend allein im Zuhause der Familie in Lilienthal, und ärgert sich: "Allen Ländern, die aufgrund meines Berufs in Frage kommen, ist lernen ohne Schulbesuch selbstverständlich möglich. Nur in Deutschland besteht man seit 1938 auf einer völlig überholten Schulanwesenheitspflicht."
Besonders empörend finden Steven und Rina Groeneveld, dass deutsche Familien im Ausland mit Billigung des Auswärtigen Amtes sehr wohl ohne Schule lernen dürfen und anschliessend problemlos einen deutschen Schulabschluss erhalten, Ausländer in Deutschland jedoch in die deutsche Schule gezwungen werden. "Deutsche im Ausland nehmen die dort herrschende Bildungsfreiheit gern für sich in Anspruch. Ausländer, die nur vorübergehend in Deutschland sind, werden mit einem uralten Gesetz unter Druck gesetzt und kriminalisiert. Das ist doch lächerlich!"
Groenevelds verstehen auch nicht wieso der deutsche Staat seine Bürger in Sachen Bildung so bevormundet. Sie empfinden das als Anmaßung. "Unsere irischen und südafrikanischen Freunde und Verwandten wollen uns das gar nicht glauben und regen sich sehr darüber auf. Sie sagen dann, es sei doch gut, dass wir dieses schreckliche Land verlassen haben. Aber die Kinder haben sich in Deutschland sehr wohl gefühlt und würden gern wieder bei ihrem Papa sein." Daher kämpft die Familie, wie die Bremer Familie Neubronner, für ihr Recht, in Deutschland Homeschooling zu betreiben. Sie wurde jetzt zu einer Anhörung vor das Verwaltungsgericht Stade geladen, am 02.06. am 10:45 Uhr findet die mündliche Verhandlung statt.
Für Ingenieur Steven Groeneveld steht fest, "Wenn man uns zwingen will, die Kinder in eine Schule zu schicken, suche ich mir lieber einen Job außerhalb Deutschlands." Die Familie kennt mehrere Fälle, wo hochqualifizierte Kollegen der Bildungskontinuität ihrer Kinder zuliebe ebenfalls eine Vorübergehende Trennung in Kauf nehmen und in Deutschland als Strohwitwer leben. Andere haben sich wegen des "German Schulzwang" von vorn herein gegen Jobangebote aus Deutschland entschieden. Aber, "Das ist, trotz des Fachkräftemangels, den deutschen Behörden offenbar egal.", wundern sich Groenevelds. Ihre Petition an die EU wurde angenommen, aber bis die Europäische Gemeinschaft sich um das Thema kümmert, wird noch einige Zeit vergehen - vielleicht zu viel, um für Familie Groeneveld noch hilfreich zu sein.

Weitere Information:
Email: rinagroeneveld@hotmail.com
RA Matthias Westerholt 0421 1655290

Interessante Links

Homeschooling - eine neue Form der Bildung der Schüler aus den USA, die durchaus in der Kritik steht. Denn wie der englische Name schon andeutet, werden die Kinder in ihren Kinderzimmern Zuhause betreut und geschult. (Anm. d. Redaktion: Das erfasst natürlich gar nicht, was Homeschooling bedeutet!) ...
Der Zusammenhalt in der Familie wäre u. a. unumstritten einer der Besten.
Vielleicht sollte man über eine erlaubbare, aber auch strenge gesetzliche Bestimmung mit Anträgen und Mitbestimmung der Kinder nachdenken. Ob sich die Befürchtungen von radikalen Schulschließungen herausstellen werden, wird sich zeigen. Doch eines ist klar und wird auch immer so bleiben: Die Entscheidung seine Kinder in eine Bildungseinrichtung schicken zu können.
Quelle: indymedi.org am 21.05.2008


Wenig Ahnung
Bremerhaven ist für Schulverweigerer ein teures Pflaster. Ansonsten weiß die Schulbehörde wenig über das Thema ...
Seit dem November 2003 sind in Bremen jedes Jahr rund 300 Fälle von Schulpflichtverletzung den Behörden gemeldet worden, insgesamt 2.957 - davon 2.425 in Bremen und 532 in Bremerhaven. ...
In wie vielen Fällen der formellen Schulpflichtverletzung ein "Home-Schooling", also eine private Unterrichtung stattfand, hat die Behörde auch nicht erhoben. Mehrere Familien, die wegen "Home-Schooling" aufgefallen seien, seien ins Ausland gegangen, so der Senat.
Quelle: taz am 22.05.2008
Kinderillusionen
1968 und die Pädagogik
Das Ringen um die Kinderherzen, es war vor 40 Jahren - neben der Auseinandersetzung mit dem Staat - die zweite Hauptkampflinie aller Aufbruchsbewegten. Schließlich galt es nicht nur, überkommene Strukturen zu beseitigen, nein, auch ein neuer Mensch sollte geschaffen werden. (Anm. d. Red.: Nur der Schulzwang selbst wurde nicht angegangen, er wurde benutzt) ...
Quelle: Deutschlandradio Kultur am 19.05.2008

Zitate

Die einzige Zeit, die meine Bildung unterbrochen war, war die in der Schule.
George Bernard Shaw


Laß Schule sich nicht in deine Bildung einmischen!
Mark Twain
Nicht für das Leben, sondern (nur) für die Schule lernen wir.
Der jüngere Seneca 4-65 n.Chr., Ep. 106
(Wird erst seit dem Mittelalter verdreht, im Original beklagt Seneca das lebensferne Schulsystem)
weitere Zitate: http://www.homeschooling.de/zitate.htm
aus der Schulpolitik: http://www.homeschooling.de/zitate2.htm
aus der Literatur: http://www.homeschooling.de/zitate3.htm
(ge)wichtige: http://www.homeschooling.de/zitate4.htm

Familie, Kinder und Erziehung

"Wir vertrauen Eltern einfach"
Erfurt. (tlz) "Wahlfreiheit und die Anerkennung häuslicher Betreuung und Erziehung sind in Finnland in einer Weise verwirklicht, wie wir uns das für Deutschland nur wünschen können." Das ist das Fazit des sozialpolitischen Sprechers der CDU-Landtagsfraktion, Michael Panse, der mit dem Landtagsbildungsausschuss in Finnland war. Den Eltern werde Vertrauen entgegengebracht. ...
Quelle: TLZ am 22.05.2008


Wer Familie sagt, denkt vor allem an Kinderbetreuung …?
... Heute ist eine Mutter dann stolz auf sich, wenn es ihr gelingt, trotz Kind(ern) möglichst unterbrechungslos ihre Karriere zu verfolgen. Das ist das Idealbild der Mutter, gebildet, bürgerlich, ambitioniert, das uns die Politik vorgibt. Und zur Erlangung dieses Ideales sollen auch die bundesweiten Aktionstage zum Ausbau der Kinderbetreuung beitragen, die in Deutschland schon mehrmals am 15. Mai, dem Datum des Internationalen Tages der Familie ausgetragen wurden. Mit dem Slogan “Für Kleine Großes leisten” wird klargestellt, daß es keinen Zweifel daran gibt, daß institutionelle Betreuung und Erziehung den familiären Rahmen vollkommen ersetzen kann. ...
Quelle: Blog Bildungsvielfalt am 21.05.2008
Wie der Staat Familien in die Armut treibt
SPD-Minister Scholz warnt vor wachsender Armut in Deutschland. Das Rezept seiner Partei dagegen: der Sozialstaat und Mindestlöhne. Experten sehen das kritisch. Durch die Steuer- und Abgabenlast, so sagen sie, mache der Staat Geringverdiener und Familien zu Hilfsempfängern. ...
Quelle: Die Welt am 19.05.2008

Schul(system)versagen

... ist das Versagen der Schule, nicht ihrer Schüler.

Männer verzweifelt gesucht
Weil zu wenig Männer Erzieher oder Lehrer seien, könne es passieren, dass die Interessen und Begabungen von Jungen nicht ausreichend berücksichtigt würden. Auch dass sich so wenig Mädchen später für Technik und Naturwissenschaften interessierten, könne darin eine Ursache haben. ...
Mit der Kampagne "Bildung braucht mehr Männer" will Schleswig-Holstein mehr männliche Pädagogen anwerben. Derzeit ist nur jede zehnte Lehrkraft des Bundeslandes ein Mann, in vielen Kindertagesstätten arbeiten ausschließlich Erzieherinnen. ...
Quelle: Deutschlandfunk am 21.05.2008


Frauendomäne Erziehung: "Bildung braucht mehr Männer"
... Gerade in der frühkindlichen Bildung arbeiteten derzeit aber überwiegend Frauen. So seien von den rund 7000 Grundschullehrern nur etwa 790 männlich, in den Tagesstätten sei nicht einmal jeder 20. Beschäftigte ein Mann. Schuld ist nach Ansicht der Ministerin vor allem das Image dieser Berufe: Erziehung gelte nach wie vor als Frauensache. ...
Insbesondere Jungen bräuchten aber auch Männer als Vorbilder und Identifikationsfigur, damit ihre speziellen Begabungen und Fähigkeiten nicht zu kurz kämen, sagte Erdsiek-Rave.
Quelle: Welt Online am 22.05.2008
PISA-Studie Südtirol: Julia in der Schule besser als Lorenzo
...
Dennoch befinden sich beide Sprachgruppen in allen erhobenen Bereichen über dem PISA-Durchschnitt. Auf gesamtstaatlicher Ebene wurden die Durchschnittsergebnisse hingegen nicht erreicht. ...
So sind die Mädchen im Lesen deutlich besser, in Mathematik und Naturwissenschaften haben aber die Jungen die Nase vorne. „Auch dies wussten wir aus früheren Untersuchungen“, zeigte sich Meraner wenig überrascht. ...
„Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern in den Naturwissenschaften sind in keinem Teilnehmerland so groß wie bei uns“, betonte Franz Hilpold von der Dienststelle für Evaluation.
Quelle: Südtirol Online am 17.05.2008
"Bildung ist keine Wunderwaffe gegen Armut"
Bedeutet mehr Bildung weniger Armut? Nein, sagt der Armutsforscher Christoph Butterwegge, denn auch eine gute Schul- oder Berufsausbildung bedeutet nicht, dass alle Jugendlichen einen Arbeitsplatz bekommen - so wie es die Politik vorgaukelt. ...
(Anm. SFeV: Wenn die Schulbildung mal tatsächlich immer so gut wäre ...)
Quelle: Spiegel am 20.05.2008

Leserechos

Lieber Herr Edel  ...
Falls es Sie interessieren sollte, lege ich noch zwei neuere Schriftstücke bei. "Ist die Familie noch zu retten" lautet ein Vortrag mit Diskussion, der nächsten Samstag, organisiert von "Familie ist Zukunft" organisiert (www.familieistzukunft.ch) bei uns stattfinden soll. Es wurde in Aussicht gestellt, dass ich mich in der Diskussion mit unserm Anliegen einbringen darf. Für Interessierte habe ich einen Faltzettel dabei, auf dem erklärt wird, dass die Familie keine Rettung braucht, denn: Die Familie ist die Rettung! Das zweite Schriftstück: "Bildung zu Hause hat Schweizer Wurzeln". Vielleicht lernen wir uns noch verstehen. Bitte beachten Sie im letztgenannten Dokument, den letzten Abschnitt. Dort liegt einer der Haken mit dem Begriff "homeschooliing".
Machen Sie weiter so tapfer, so schlagfertig, so kräftig. ... Rudolf Schmidheiny

Danke für die schönen Texte "Familie ist die Rettung" und "Bildung zu Hause hat Schweizer Wurzeln" (s. Text unter www.bildungsfreiheit.org).
Nur bei Bildung "zu Hause" bin ich ganz anderer Meinung. Ich weiß nicht, wie es in der Schweiz ist, aber in Deutschland trifft dieses Bild zu sehr das Klischee zu Hause zum Lernen eingesperrter Kinder. Homeschooling oder besser "Schulfreie Bildung" bedeutet vielmehr Bildung in Home-/Eigen-/Self- Verantwortung im Gegensatz zur Schule. Sie werden bemerkt haben, dass ich beispielsweise niemals von "Homeschool" rede. Schooling dagegen spricht für eine schulersatzweise Tätigkeit, und zwar nicht von Eltern, sondern von Kindern und Jugendlichen.
Bildung zu Hause legt das Lernen auf einen Ort fest und das ist schlecht. Homeschooling ist unabhängig vom Lernort und in der ausgewogenen Praxis wird, je nach Alter, das Lernen nur zu einem kleinen Teil in den eigenen vier Wänden stattfinden. Gruß, Jan Edel


Lieber Jan, danke für die Buchvorstellung. Köstlich finde ich den Leserbrief des Schweizers, der sich nicht vorstellen kann, wie du das alles schaffst, ...
Lieben Gruß, sehen wir uns beim Festival? Dagmar Neubronner
Sehr geehrter Herr Edel,
ich schreibe Ihnen aus aktuellem Anlass aus Bückeburg (wo Familie H. wohnt, über die ich vor einiger Zeit Ihre Adresse erhielt).
Die Lektüre des als pdf anl. Artikels (Hannoversche Allgemeine Zeitung von heute) "Land greift bei Montessori-Schule durch" machte mich insofern stutzig, als für mich (Ex-Lehrer) zwei Dinge durchklingen:
1. Es liegt ein Konflikt mit Vorgeschichte zwischen Niedersachsen und der Montessori-Schule Langenhagen vor, den jetzt auszutragen seitens der Behörde als "reif" bzw. günstig angesehen wird. (Der Geschäftsführer der die Schule tragenden "Gesellschaft für ganzheitliche Pädagogik" spielt dabei offensichtlich eine zentrale Rolle, zumal seine Kinder von dem Vorgang betroffen sind.)
2. Es heißt in dem vorliegenden Bericht wörtlich:
"Wie berichtet, ist die private Ergänzungsschule nur als Grundschule zugelassen. Für Grundschüler ruht die Schulpflicht, solange sie die Einrichtung besuchen. Für ältere Kinder gilt das nicht. Ihre Eltern begehen eine Ordnungwidrigkeit, wenn sie ihre Kinder weiter an die Montessori-Schule in Langenhagen schicken."
Sollte dies so stimmen, gibt es also seitens der Behörden (Land?) die Möglichkeit, die Schulpflicht unter bestimmten Voraussetzungen ruhen zu lassen. Dies ist mir neu.
Ihnen mag der anl. Artikel eine Hilfe sein in Ihrem Bemühen, die unseligen, aus der Nazi-Diktatur übernommenen Schulpflicht-Gesetze zu entrümpeln (sprich: auf europäisches Niveau - das hier einmal keine Absenkung in Richtung "fauler Kompromiss" bedeutet - zu bringen. Mit freundlichen Grüßen H.H.

Lieber Herr Hasse, vielen Dank für die Informationen und den Artikel.
Ja, die Zulassung von Ergänzungsschulen für den Grundschulbereich ist ungewöhnlich. Man braucht gute Verbindungen, viel Geld und eine Lobby wie die Montessori-Vereinigung. Aber Sie sehen ja, wie sehr auch diese Privateinrichtungen gegängelt werden. Viele Grüße, Jan Edel


Hallo und danke, Jan Edel,
ich wollte einfach mal meinen Dank an Euch ausdrücken. Wir sind als überwiegend im Ausland lebend und mit Clonlara als Ersatzschule über unsere dritte Befreiung sehr froh. Es ist trotzdem manchmal nicht einfach, alles unter einen "Hut" zu bringen.
Mit (Fam. S.) in Padborg haben wir dank Eurer Hilfe schon telefonisch Kontakt aufgenommen und werden uns bald besuchen. Liebe Grüsse B.O.
P.S. Wenn es Euch gefällt, schickt doch mal wieder ein Paket mit Flyern zu uns...

18. Mai 2008

Im Leben für das Leben lernen!

Leseprobe aus dem Buch "Schulfreie Bildung"
Kapitel 8 (von insgesamt 31) aus dem Buch "Schulfreie Bildung - Die Vernachlässigung schulfreier Bildungskonzepte in Deutschland" von Jan Edel, ISBN 9-783-865825-117

Freiheit für Familien und Schüler

Freiheitliches Lernen in Familien

Der beste Grund für institutionsfreies Lernen für Schüler ist, dass dieser Bildungsansatz in aller Regel zum Leben in vitalen Familien passt, sich organisch und ganz natürlich in die Abläufe eines aktiven Familienlebens eingliedert und maximale Flexibilität, Freiheit und geistige Lebensqualität bietet.

Natürlich gibt es auch viele spezielle Situationen, die oft als Auslöseimpuls für den Ausstieg aus dem öffentlichen Schulsystem fungieren. Hier sind a) individuelle Situationen (z.B. Formen des Autismus, elektiver Mutismus, AD(H)S, Hochbegabung, Lernschwächen wie Legastenie oder Dyskalkulie, körperliche oder Parallelbehinderungen, Leistungsstörungen, Andersartigkeit, Mobbing wegen Auffälligkeiten, Schulangst, Platzangst, Mehrsprachigkeit oder Reisetätigkeiten) und b) institutionelle Konstellationen zu nennen (z.B. Bildungsansatz oder -niveau der Schule, Einseitigkeit einer Schule, Gewaltniveau, Schulweg, Zusatzkosten, Schüler- und Lehrermobbing, Lehrereignung etc. pp.) Meistens ergibt sich eine Kombination an Begründungen, die Familien für ihre Entscheidung angeben.

Eine einvernehmlich zu hörende Erfahrung von Schulaussteigern bzw. Nichteinsteigern beinhaltet, dass das "Leben und Lernen in und mit (mehreren) Familien" dem Leben im Unterschied zu so mancher Schullaufbahn erst Sinn gibt. Informelles und individuelles Lernen in Familien ist lebensintegratives, soziales Lernen und steigert das Lebensbewusstsein und das allgemeine Verantwortunggefühl. Diesen Grund kann zumindest jeder verstehen, der als Vater oder Mutter für mehrere Kinder verantwortlich ist. Die 55 Gründe für Homeschooling (URL: http://www.homeschooling.de/55Gruende.pdf, übersetzt von Stefanie Mohsennia, 2002) machen die genannte Leitlinie im Grundtenor sehr eindrücklich klar:

Verstaatlichte Erziehung und Bildung steht einem selbstbestimmten Lernen in Familien entgegen und behindert die harmonische Entwicklung mehrerer Kinder.

Diese These soll im Folgenden erläutert und teilweise begründet werden.

Familienkonzept vs. Schulsystem

In den Statistiken und Studien zum Bildungsansatz „Lernen in Familien“ (homeschooling) fällt unabhängig von der Nationalität deutlich auf, dass die Akteure fast ausschließlich Familien mit mindestens zwei, drei oder vier Kindern intellektueller Eltern sind.

Woran liegt das und was könnten die Hintergründe dafür sein? Einleitend sollen hier zunächst sozioökonomische Gründe erläutert werden. Man muss wissen, dass in unserer Gesellschaft die Absicherungsbeiträge im staatlichen Sozialversicherungssystem auf einen immer kleineren Prozentsatz von immer schlechter dazu geeigneten und immer weniger dazu bereiten Bürgern abgewälzt wird. Immer weniger Nachwuchs, der seine biologisch mögliche Qualifikation oft zu spät oder gar nicht mehr erreicht, kann für die Explosion der Bevölkerung im Rentenalter aufkommen. Dieser Umstand erhöht auch für ein rein öffentliches Bildungssystem, das in Schulen und in Anwesenheitszwang besteht, den Leistungsdruck zusätzlich. Die evolutionäre, natürliche Absicherung im Alter oder bei Krankheit durch die eigenen Kinder und Angehörigen (Fertilisationsabsicherung) kommt nicht mehr zum Tragen. Durch die Etablierung der Pflichtversicherungssysteme ist man unabhängig vom eigenen Nachwuchs als Vorsorgeverpflichtung geworden. Durch das staatliche Umverteilungssystem (im Gegensatz zur natürlichen Absicherung durch eine hohe Fertilisationsrate) ist es ökonomisch „vernünftig“ geworden, Niesnutzer zu Lasten von Paaren zu sein, die möglichst hoch qualifizierbare Kinder in einer Zahl zur Verfügung stellen[1], die die reine Reproduktionrate von 2,1 übersteigt. Momentan untertrifft Deutschland diese Rate sogar mit Abstand (max. 1,4). Dieser Umstand erhöht zusätzlich den Druck auf Eltern, den zu unterstützenden staatlichen Anforderungen gerecht zu werden.

Auf dem Weg zur gesellschaftlichen Akzeptanz für institutionsfreie Bildungswege weltweit waren immer weniger Eltern länger bereit, für die beinahe gesamte Kindheit ihres Nachwuchses mit aller Kraft einem Bildungssystem zu dienen, das nicht einmal mehr die Erwartungen an akademischer Qualifikation und vor allem an sozialer Kompetenz erfüllen kann. In der Folge merkten sie mehr und mehr, welchen Einfluss die im Grunde ausschließlich fremd bestimmte Erziehung unter quasi ausschließlich Gleichaltrigen hatte. Eltern machten die Erfahrung, dass die Kinder in den vermassten Schulen ihrer natürlichen Kreativität, Freude und ihrer emotionalen Potentiale beraubt werden. Immer höhere Erwartungen an akademische und psycho-soziale Leistungen und die gleichzeitig immer weniger kind- und lerngerechten Bedingungen an öffentlichen Schulen führten und führen dazu, dass sich das ganze Leben einer jungen Familie (mit Kindern) nur noch um die verzweifelte Erfüllung staatlicher Vorgaben dreht[2]:

Die Kinder müssen jedes in seine Einrichtung und Klasse zu unterschiedlichen Zeiten transportiert und abgeholt werden.

Jedes Kind muss entsprechend seiner Schule, seiner Klasse, seiner Mitschülerschaft, seiner Fächer und Lehrkräfte zunehmend privat ausgestattet werden mit ganz bestimmten Heften und Materialien, Sportartenkleidung, Markenartikeln, Nahrung, Getränken oder Geld.

Jedes Kind muss immer intensiver bei den Hausaufgaben betreut werden, um dem Takt und Rhythmus von Schulstunden nicht hinterherzuhinken und um den gleichmäßigen Anschluss nicht zu verlieren.

Ehrgeizige Eltern mögen sogar dazu geneigt sein, den Erwartungs- und Leistungsdruck der Schule mit seiner Notensystematik zu verschärfen, indem sie gefühllos und kalt ebenfalls Druck auf Kinder ausüben.

Notwendiger Nachhilfeunterricht oder Sonderbetreuung zur gerade für alle aktuellen Seite im Lehrbuch eines jeweiligen Faches macht das Leben für Kinder und für Eltern mehrerer Kinder weiter zur Qual.

Hinzu kommen die obligatorischen Vorsorgeuntersuchungen, eine nicht geringe Anzahl von Terminen z.B. beim Zahnarzt, Augenoptiker, Hautarzt, Orthopäden, Erziehungshelfer oder Kinderpsychologen.

Für gemeinsame Mahlzeiten, Unternehmungen oder Musik in der Familie oder für Freizeitbeschäftigungen, interessante Lernangebote wie VHS-Kurse, Bibliothekenbesuche, Musikschulbesuche oder Sport bleibt kaum mehr Zeit. Das vermag die Kulturvermittlung auf ein Minimalmaß herunterzuschrauben und eine große Familie zu zerreißen.

Symptome des Aufmerksamkeits-Defizit (Hyperaktivitäts-)Syndroms (ADS, ADHS), Stresssymptome und psychische Erkrankungen treten immer häufiger zutage und können das Leben für Schüler[3]und Eltern zerrütten und im Extremfall entwürdigen[4].

Dasselbe gilt natürlich auch für die Lehrerinnen und Lehrer, die nicht geringem Stress durch zunehmende Lärmpegel, Disziplinproblematiken und den Auswirkungen einer intensiver werdenden Medien- und Konsumgesellschaft (Stichwort Handy, Player, Gameboy) ausgesetzt sind. Symptome wie Tinnitus oder Frühberentung zeugen von dem zunehmenden Druck im Umfeld der Schule, der nicht mehr selten zu Überlastungs- und Überforderungserscheinungen eben auch der Lehrkräfte führt. Sie sind letztlich fehlbare und ebenfalls überforderbare Menschen, die in einer lauten Klasse von über 30 Schülern die amtlichen Vorgaben und Ansprüche unter gegebenen Umständen nicht umsetzen können und schnell ihre pädagogischen Ideale verlieren. Anschreien, ungerechtes Behandeln oder andere für den Schüler nicht nachvollziehbare Entwürdigungen führen zu Kränkungen oder seelischen Verletzungen, die die Leistungsfähigkeit und Bildung eines Schülers zusätzlich herabsetzen oder komplett unmöglich machen können[5].

Die Problematik der Lehrbeamten ist für mitverfolgende Eltern natürlich nur sekundär. Sie sind in erster Linie für ihre Kinder verantwortlich. Die gesellschaftlichen und damit schulischen Erwartungen und Probleme, die auf eine Familie in unserer modernen Gesellschaft immer massiver zukommen und durch die Anforderungen der Schule am Vormittag dominiert werden, rauben unversehens die restliche freie Zeit jeden Nachmittags im Leben eines Schulkindes[6]. Auch ein halber verlorener Tag ist ein ganzer verlorener Tag. Die Auswirkung, die allein ein Vormittag auf das Leben in einer Familie hat, ist dermaßen dominant geworden, dass sich alles Übrige des Tages dem unterordnen muss und für gemeinsame Unternehmungen, Spiele oder Gespräche keine Zeit und keine Lust mehr bleiben. Am Ende ist der ganze Alltag einer Familie fremdbestimmt und zum reinen Funktionieren in einer Art Maschinerie verdammt.

Verbindlichkeit und Kulturvermittlung

Beziehungspflege, Bestätigung und Bindung in Gemeinschaft und Geborgenheit gehören zu den Kernkompetenzen und Aufgaben einer Familie und sind für die freie Entfaltung und Persönlichkeitsentwicklung eines Kindes unverzichtbar. Wenn dafür aufgrund des Systemzwangs kein Raum mehr bleibt, wird eine Familie sehr schnell von innen her verarmen oder - schlimmer - zerstört. Für die Zukunft unserer ganzen Gesellschaft ist es elementar wichtig, die Kompetenzen der Familie bei der Erziehung und Kulturvermittlung zu erhalten und zu fördern, statt sie durch immer weitgehendere „Professionalisierung“, Verstaatlichung und Verlagerung auf den Steuerzahler zu korrumpieren. Eltern wird nämlich leider das Gefühl vermittelt, dass das Steuersystem für die Erziehung und Bildung aller Kinder komplett aufkommen kann und dass Eltern allenfalls für ihre eigene Reproduktion verantwortlich sein müssen.

Aber die Kultur und die Lebensart der Deutschen muss, wie überall auf der Welt, über ein persönliches familiäres Beziehungsgefüge erhalten werden. Wer daher den Säulen der Gesellschaft nicht allen Freiraum und alle Möglichkeiten lässt, macht sich am Untergang des eigenen Volkes schuldig. Zur Kultur eines Volkes gehören bei weitem nicht nur die sogenannten Kulturtechniken Lesen, Rechnen und Schreiben. Kultur beinhaltet auch gemeinsames Erleben, Reden und die Überlieferung von Erfahrungen. Die Vielfalt der Weltanschauungen, Weisheiten, Werte und Bekenntnisse gehört ebenso dazu. Das vermeintlich wertneutrale und minimalistische System der öffentlichen Schule wird in seiner Ausschließlichkeit kaum zu einer echten Diversität einer selbstbestimmten Gesellschaft beitragen können. Durch sein die Familien voll okkupierendes Wesen kollidiert es systematisch und vor allem zeitlich sogar mit dem natürlichen Recht und Bestreben aller Eltern, ihren Kindern Lebensweisheiten, Erfahrungen und Liebeserweise weitergeben zu können.

Lernen in Familienbezügen

In der Lernforschung ist längst bekannt, dass für effektives Lernen emotionale Bindungen[7], Beziehungen und Sinnhaftigkeit der Lernaktivität notwendig sind (siehe z.B. Hüther[8], Grossmann[9], Spitzer[10]). Das Lernen mit persönlich motiviertem Interesse befriedige, begünstige das „flow“-Erlebnis (Csikszentmihalyi[11]), befördere Kompetenzen und sei identitätsbildend. Lernen müsse sich sinnvoll und sinnstiftend mit der eigenen Biografie verbinden (Gebhard[12]). Andere Professoren nun, wie beispielsweise Dr. Bolz[13], die sich darum Gedanken machen, was Eltern heute überhaupt noch dazu treibt auf Familie und Kinder wert zu legen, greifen als Antwort genau diesen Aspekt der Sinnstiftung auf: Demnach sind es Dinge wie Glück und Erfüllung, die im Leben der Familie mit Kindern Sinn stiften und über scheinbar jegliches Opfer und jegliche Entbehrung der Eltern hinwegsehen lassen.

Die weltweite Beliebtheit des schulfreien Lernens ist nicht zuletzt auch dem Umstand zu verdanken, dass Familien nicht in der Ausübung ihrer ureigenen Kompetenz behindert, sondern im Gegenteil in so manchem Land mittlerweile sogar ermutigt werden. Lernen in der Gemeinschaft und im Umfeld von Familien ist organisch, selbstbestimmt und gibt den Familien Würde, Sinn und Aufgabe zurück. Es ist selbstregulativ und ein subsidiärer Beitrag für die Gesellschaft.

Speziell in Deutschland ist dies dagegen ein sehr wunder Punkt. In unserem Land werden, von der finanziellen Unterdrückung ganz zu schweigen, die (noch) intakten Familien in ihrer natureigenen Kompetenz systematisch kaputt gemacht. Familien bekommen die falschen politischen Signale und Leitlinien vermittelt. Im Gegensatz zum offensichtlichen Wunsch vieler bekommen einige die zunehmende Verstaatlichung und auch Bevormundung sehr einschneidend und feindlich zu spüren.

Natürlich wird es gute und bessere Schulen immer und überall geben, aber privatisiertes Lernen bei unseren Nachbarstaaten bedeutet das Gefühl, bei der Bildung nicht entmündigt zu werden, dem Leben in der Familie einfach Sinn geben zu können, eigenverantwortlich für eine Kultur der Bildung zu sein und das Recht zu beweisen, dass individuelles Lernen selbst ohne Schulbesuch besseren Bildungserfolg, mehr Selbstständigkeit und Kreativität hervorbringen kann. Home Education, also informelles, institutionsfreies Lernen hat schließlich Erfolg bewiesen und muss im Sinne von Selbstbestimmung und Würde ein Menschenrecht sein, auch wenn man es für seine eigene Familie nicht in Anspruch nehmen würde.

Zusammenfassung

Freiheit für Familien ist also unmittelbar verknüpft mit der Bildungsfreiheit für Schüler.

Das Leben muss für Familien lebenswert, würdevoll und sinnstiftend bleiben. Wenn mindestens 12 Jahre im Leben eines Kindes in der Familie alles der staatlich dominierten Schule und seinen Zwängen mit Erfolgsdruck, Nachhilfe und Hausaufgabenbewältigung dienen muss, bleiben weder Leben, Kindheit noch eine ganzheitliche, nachhaltige Bildung übrig. Lernen in der Gemeinschaft von Familien ist organisch, flexibel und selbstbestimmend.

Natürliche, intuitive Kompetenzen können somit in der Gesellschaft erhalten bleiben oder finden in dieser vorbildlich Eingang. Freies und vollständig privat organisiertes Lernen gibt den Familien Würde, Sinn und Aufgabe zurück.

 


[1] Oskari Juurikkala: Warum Kinder wertlos geworden sind: Der Beitrag der Sozialversicherung zur Kinderlosigkeit. URL: http://de.liberty.li/magazine/?id=3931 am 21.01.2007

[2] Maria Voigt: Ich komme in die Schule. Nun bist du Schulkind, freust du dich? Falls nicht, musst du trotzdem hin. An den Ort, der den nie wieder loslässt, der ihn zum ersten Mal betrat. 23.09.2006. URL: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2006/0923/magazin/0002/index.html

[3] Stoll, Sabine: Tatort Schule. Die Hemmschwelle für Übergriffe sinkt. 09.02.2007. URL: http://www.nn-online.de/artikel.asp?art=606181&kat=10. Stand: 09.02.2007.

[4] Kühn, Lotte: Elternsprechtag. Wie schlimm ist Schule wirklich? Was Eltern, Schüler und Lehrer täglich erleben. München 2006

[5] Singer, Kurt: Die Würde des Schülers ist antastbar. 3. Aufl., Reinbek bei Hamburg 2002

[6] vgl. Artikel „Weil Lehrer fehlen, opfern Mütter ihre Zeit“ am 6.2.2007 in den Nürnberger Nachrichten

[7] Lehn, Birgitta vom: Warum sich Zehnjährige umbringen. Interview mit Prof. Dr. G. Neufeld. 10.02.2007. URL: http://www.welt.de/data/2007/02/10/1205754.html. Stand: 10.02.2007.

[8] Hüther, Gerald/Gebauer, Karl: Kinder brauchen Vertrauen. Erfolgreiches Lernen durch starke Beziehungen. 2004
Hüther, Gerald/Gebauer, Karl: Kinder brauchen Spielräume. Plädoyer für eine kreative Erzeihung. 2003
Hüther, Gerald/Gebauer, Karl: Kinder brauchen Wurzeln. Neue Perspektiven für eine gelingende Entwicklung. 2001
Hüther, Gerald/Bonney, Helmut: Neues von Zappelphilipp. ADS/ADHS: verstehen, vorbeugen und behandeln. 2002

[9] Grossmann, Klaus E./Grossmann, Karin: Bindungen - das Gefüge psychischer Sicherheit. Stuttgart 2004
Grossmann, Klaus E./Grossmann, Karin: Bindung und menschliche Entwicklung. Stuttgart 2003

[10] Spitzer, Manfred: Lernen. Gehirnforschung und die Schule des Lebens. Heidelberg 2006
Spitzer, Manfred: Geist im Netz. Modelle für Lernen, Denken und Handeln. Heidelberg 2000

[11] Csikszentmihalyi, Mihaly: Dem Sinn des Lebens eine Zukunft geben. Eine Psychologie für das 3. Jahrtausend. Stuttgart 2005
Csikszentmihalyi, Mihaly: Flow - der Weg zum Glück. Der Entdecker des Flow-Prinzips erklärt seine Lebensphilosophie. Freiburg 2006

[12] Gebhard, Ulrich: Die Sinndimension im schulischen Lernen: Die Lesbarkeit der Welt – Grundsätzliche Überlegungen zum Lernen und Lehren im Anschluss an PISA. In: Moschner, Barbara / Kiper, Hanna / Kattmann, Ulrich (Hg.): PISA 2000 als Herausforderung. Perspektiven für Lehren und Lernen. Baetmannsweiler 2003, S. 210 und S. 222

[13] Bolz, Norbert: Die Helden der Familie. München 2006

Quelle: http://wertewirtschaft.org/magazin/?id=4692 oder
http://bildungsfreiheit.org/?id=4692
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Interessante Links

dpa-Nachricht: Unbelehrbare Eltern
Der Wille, die Kinder daheim zu unterrichten, kommt einem Ehepaar aus Otting teuer zu stehen. Jetzt werden Bußgelder in Höhe von mehreren tausend Euro zwangsvollstreckt.
Quelle: Süddeutsche am 14.05.2008 mit recht interessantem Forum


Langfristig nachteilige Folgen einer frühen Einschulung
In Finnland werden alle Kinder nach dem 7. Geburtstag eingeschult
Keinesfalls kann aus den PISA-Ergebnissen hergeleitet werden, dass Früheinschulung zu besserer Schulbildung führt. So werden in Finnland alle und Schweden fast alle Kinder mit 7 Jahren eingeschult (siehe: „PISA-2000, die Klassenstufen der 15-Jährigen"). Hinzu kommt, dass z. B. in Finnland vom dem „Core Curriculum for Pre-School Education“ (Helsinki 2000) nicht gefordert wird, dass die Kinder bereits in der Vorschule Schreiben und Rechnen erlernen. Die 15-Jährigen Finnen, die bei PISA so gut abgeschnitten hatten, haben ein bis zwei Jahr kürzer die Schule besucht als die 15-Jährigen der meisten anderen PISA-Staaten. Der Schlüssel zum Erfolg der Finnen könnte z. B. folgende Ursachen haben:...
Die Auswertung von Schüler-Daten hat in Nordrhein-Westfalen ergeben, dass vorzeitig eingeschult Kinder häufiger sitzen bleiben als andere Kinder (Bellenberg 1996). Darüberhinaus zeigen die Daten aus NRW, dass die vorzeitig eingeschulten Kinder 5-mal häufiger ein zweites Mal sitzen bleiben. ...
Quelle: PISA-Kritik.de, Berlin 2008
Der Schulleiter des Benediktinergymnasiums Ettal:
Humanistische Bildung gefährdet
... Die Verlängerung der Grundschulzeit um zwei Jahre auch im Freistaat hätte eine fatale Konsequenz: Statt „G8“ nur noch „G6“. Gerade für Gymnasien mit humanistischer Ausrichtung wäre das eine Katastrophe. Kern jeder humanistischen Schulbildung ist der Lateinunterricht ab Klasse 5. Kommt das „G6“, würde Latein erst ab Klasse 7 unterrichtet werden. Alt-Griechisch würde Gefahr laufen, ganz zu verschwinden. ...
Quelle: Die Tagespost am 13.05.2008
Mama muss wieder in den Kindergarten
Bestand ihre Kernaufgabe einst darin, unseren Nachwuchs – möglichst unabhängig von den Eltern – zu betreuen, zu fördern und zu bilden, sehen sich die Institutionen heute dem Projekt der Erziehung – und zwar der Kinder und der Eltern – verpflichtet. Bildung scheint hierbei nur noch eine untergeordnete Rolle zu spielen, und die Verantwortung für den schulischen Erfolg wird in die Familien zurückverlagert. ...
Problematisch wird es dann, wenn Chancengleichheit nicht mehr als Folgeerscheinung einer guten Bildung, sondern als Bildungsziel per se betrachtet wird. Wir haben viele Jahre des Experimentierens in Sachen Chancengleichheit hinter uns, in denen alles, von der formellen Gleichmacherei in Gesamtschulen bis hin zum Herunterschrauben der Ansprüche und Standards in der Schulbildung (damit möglichst viele einen höheren Schulabschluss erreichen) ausprobiert wurde. ...
Quelle: Novo-Magazin Mai/Juni 2006
T-Shirts (Ein Damen- und ein Herrenmodell) mit netter Bedruckung, z.B.:
"Lieber frei lernen" oder "Ich lerne für mein Leben gerne - Auch ohne Schule"
Den Shop kann jeder bei sich einbinden, hier der Link: http://freilerner.shirtcity.com

Literatur / Termine

Dagmar Neubronner
Die Freilerner - Unser Leben ohne Schule
Die Schule ist in vielen Familien das Problemthema Nr. 1. Dagmar Neubronner, Mutter der prominentesten 'Schulverweigerer' Deutschlands, schildert spannend und anschaulich, wie es kam, dass sie und ihr Mann trotz großer Bedenken den beiden Söhnen Moritz und Thomas erlaubten, frei zu lernen - ohne Schule und mittlerweile ohne jeglichen Pflichtunterricht. Wie funktioniert freies Lernen, und wie muss sich Schule verändern, damit es auch dort funktioniert? Was können Eltern und Lehrer tun? Mit ausführlichem Anhang zu pädagogischen und juristischen Fragen.
ISBN: 978-3-934719-34-1
Preis: 19,80 €/ 32,- sFr
Zur Autorin: Die Therapeutin und Publizistin Dagmar Neubronner, ursprünglich Diplombiologin, hat selbst Schule und Studium mit Auszeichnung abgeschlossen. Seit zehn Jahren betreibt sie mit ihrem Mann Tilman den Genius Verlag. Der besondere Lernweg ihrer Kinder, international als 'Homeschooling' bezeichnet, und ihr mutiger Widerstand gegen den spezifisch deutschen Schulzwang machte die Familie über Deutschland hinaus bekannt. Moritz und Thomas Neubronner, geboren 1996 und 1999, lernen seit Herbst 2005 frei.
Quelle: Genius Verlag


Internationales Homeschool-Kolloquium 23.-25. Mai 2008
das "International Home Education Colloquium" findet erstmals in den Niederlanden statt. Letztes Jahr auf Burg Rothenfels waren mehrere hundert Menschen für einige Tage wie in einer neuen Welt - überall Freilerner, Homeschooler und ihre Eltern sowie zahlreiche interessierte und engagierte Pädagogen, Philosophen usw.
Trotz der Bezeichnung "Kolloquium" war es schon im letzten Jahr (und im Jahr davor in Frankreich) eigentlich auch ein Festival der Begegnungen, an das wir alle voller Freude zurückdenken, und dieser lustvolle Charakter soll sich dieses Jahr noch verstärken. 
Info: www.home-education.nl
Jean Pol als Bildungsbotschafter am 01.06.08. im Imax in Regensburg. Dort wird der neue Film von Reinhard Kahl “Kinder” vorgestellt. Hier kann man sich über die Veranstaltung informieren: http://www.adz-netzwerk.de/bildungsbotschafter/index.php
Quelle: Weblog von Jeanpol

Familie und Kinder

Längere Zeit im Kindergarten gleicht Bildungslücken aus
Durch einen längeren Aufenthalt im Kindergarten können laut einer Studie Defizite des Elternhauses bei der Bildung ausgeglichen werden.
Quelle: Frankfurter Rundschau am 11.05.2008


Drei Jahre Kita machen fit für die Schule
Eine neue Bildungsstudie zeigt: Kinder, die eine längere Zeit im Kindergarten verbringen, können damit Defizite des Elternhauses ausgleichen. Die Forscher untersuchten besonders Kinder aus Migrantenfamilien.
Quelle: Tagesspiegel vom 11.05.2008
Familienpolitik: Die Verstaatlichung der Kinder
Deutschland ist ein armes Land - arm an Nachwuchs ...
Der Staat übernimmt die Funktion der Familie ...
Die beste Familienpolitik, so könnte man kurz sagen, wäre der Verzicht auf staatliche Familienpolitik. Im Gegenzug könnten die Steuern und Abgaben drastisch sinken - was hätten die Familien dann mehr Geld zur Verfügung.
Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung am Sonntag, den 11.05.2008

Schul(system)versagen ... ist das Versagen der Schule, nicht ihrer Schüler

Zu jung für die Schule: Viele Grundschüler sind überfordert
Etwa 2500 fünfeinhalbjährige Kinder werden schulpflichtig - Immer mehr brauchen sofort Nachhilfe.
Die Zwillinge Thomas und Tobias * sind gerade fünfeinhalb Jahre alt und noch überaus verspielt, ihre motorischen Fähigkeiten sind längst noch nicht voll ausgebildet. Geradeaus oder rückwärts zu laufen fällt ihnen ebenso schwer wie mit der Schere zu schneiden oder einen Stift zu halten.
Gegen den Willen der Eltern werden sie dennoch im Spätsommer 2007 eingeschult. Nach einem halben Jahr erhalten die Eltern einen Mahnbrief der Schule, der ihnen den Atem verschlägt. Darin werden die Söhne für ihr frühkindliches, nicht schulgemäßes Verhalten gerügt. Den Eltern wird vorgeworfen, mit ihren Kindern nicht genug zu üben und auch sonst ihre Erziehungsaufgaben zu vernachlässigen. Verzweifelt suchen sie daraufhin Rat bei einem Nachhilfeanbieter. ...
Quelle: Berliner Tagespost vom 4.05.2008


Studie unter 6300 Schülern in 7 Bundesländern:
Jedes dritte Schulkind von verbaler Gewalt betroffen
Jedes Dritte Kind sieht sich als Opfer von verbaler Gewalt.
Quelle: Focus Online am 14.05.2008

Leserecho

Lieber Herr Edel
Zwischendurch wieder mal ein Echo. Ihre Informationen sind zu viele, um sie alle zu verdauen. Offenbar haben Sie entweder liebe und gute Helfer oder aber ich weiss nicht, wann Sie Ihre Berufs- und Familienarbeit verrichten. Wie dem auch sei. Ihr Rundmail ist bis heute unübertroffen. - Erlauben Sie nur noch den Gedanken, dass manchmal etwas weniger vielleicht sogar mehr wäre.
Hier in der Schweiz, insbesondere im Kanton Zürich, sind wir noch dabei, Wege zu suchen (vielleicht eher zu erstreiten?), die Bildungsdirektorin (Sozialdemokratin) davon zu überzeugen, dass es Unsinn ist, für Bildung zu Hause ein Lehrerdiplom zu fordern. Die "Frau Wilhelm Tells" meint dazu etwa: Ein Lehrerdiplom bestätigt doch nur, dass der Inhaber trainiert worden ist, schulische Massenabfertigungen gegenüber Schülern vorzunehmen. Insofern gibt es nichts ungeeigneteres für Bildung zu Hause, als ein ausgebildeter Lehrer zu sein.  - Gemäss Bildungsexperte Prof. Hartmut von Hentig, geschieht Bildung immer und überall, egal ob in der Schule oder nicht, einfach dort, wo das Leben des Kindes "stattfindet". Insofern sind Eltern immer auch Lehrer, soweit sie ihr Leben mit den Kindern teilen. Auch wo dies nicht geschieht, lernen die Kinder von ihren Eltern, auch wenn sich diese lieber dem persönlichen Konsum der Tatenlosigkeit oder ihr Leben in Karriere oder Unsinn verplempern.
Bezüglich der gesamtschweizerischen Initiative HarmoS (Schulharmonisierung in der Schweiz) erwachen einige Tiefschläfer in Parteien und Organisationen. Das Schulobligatorium ab vollendetem 4. Lebensjahr scheint doch ein paar Leute zu beunruhigen (obwohl allerorts die meisten Eltern ihre Schützlinge in einer grossen Selbstverständlichkeit ab 4. Altersjahr ihre Kinder in den freiwilligen, staatlichen Kindergarten schicken). Eigenartig: hiesse es Schulobligatorium ab vollendetem 6. Lebensjahr (so ist es meines Wissens generell heute), würden die Tiefschläfer unbehelligt weiter schlafen. Einzig der um zwei Jahre vorverschobene Schuleintritt, wollen ein paar gewitzte Politiker für sich ausschlachten. Jede weitere Gedankenarbeit bezüglich Staatsschulobligatorium verweigern die meisten Tellensöhne. Sie sehen: Wir sind dabei, den Vorsprung Deutschlands wettzumachen. Klar arbeite ich als Bremser und tue zusammen mit ein paar Überzeugten, das beste, um in eine andere Richtung zu arbeiten.
Ihre Arbeit verdanke ich ganz herzlich und grüsse sie aus dem Land des Wilhelm Tell
Rudolf Schmidheiny

9. Mai 2008

Bildung zu Hause - Eine sinnvolle Alternative

Eine Buchvorstellung von Stefan Sedlaczek, Chefredakteur des Online-Magazins "bildungsfreiheit.org"
Quelle: bildungsfreiheit.org am 09.05.2008

Interessante Links

Die Stunde der Idioten
Fünf Minuten vor der Wissensgesellschaft drehen wir die Uhren zurück: Das Bildungssystem versucht, Wissen und Kreativität zu industrialisieren.
Das schafft jede Menge Auftrieb für Hohlköpfe.
1. Der Zweck der Bildung ...
2. Warum wir immer blöder werden (und wozu) ...
3. Tote Hühner ...
4. Die Wiederkehr des alten Fritz ...
Der amerikanische Pädagoge John Taylor Gatto hat die Gründe für den Siegeszug dieses Modells im Industrialismus so beschrieben: Das System ziele darauf ab, "mittelmäßige Geistesschärfe zu produzieren, um das innere Leben zu verkrüppeln, um den Schülern nennenswerte Führungsqualitäten zu verweigern und um fügsame und unvollendete Bürger zu garantieren", kurz und gut, "um das gemeine Volk , kontrollierbar' zu machen". Man kann sich bis heute im Land überall davon überzeugen, wie erfolgreich das System war und ist. ...
5. Bildung und Beweglichkeit ...
6. Bildungsinzest ...
7. Schein-Bildung ...
8. Freischwimmer ...
Quelle: brand eins 5/2008


Vom Verschwinden der grauen Herren
Ein System verliert seinen Einfluss in dem Maße, in dem man sich von ihm unabhängig macht. Es ist nicht notwendig und sogar kontraproduktiv, dagegen anzukämpfen. Das System löst sich vielmehr ‘von selbst’ in Rauch auf, sobald man die Angst vor ihm verliert und niemand mehr an es glaubt.
Quelle: Gedankenhabitat am 03.05.2008
YouTube: Ein sehr interessantes Interview mit Prof. Jeanpol über offene Lernkonzepte, die für Homeschooler lange bekannt und erprobt sind.
Quelle: Jeanpol's Weblog am 06.05.2008
Anfragen an die Abgeordneten Frankenhauser (CSU) bezüglich Homeschooling und Stinner (FDP) bezüglich Bildungsfreiheit und ihre ziemlich enttäuschenden Antworten
Quelle: Abgeordnetenwatch am 30.04.2008
Schulen in der Radarkontrolle
Schulradar.de benotet Schulen: Eltern interessiert - Kritik von Pädagogen
Nach Lehrern müssen sich nun ganze Schulen Benotungen im Internet gefallen lassen - Verbände warnen vor einem Ranking mit bösen Folgen. Seit es spickmich.de gibt, ist die Aufregung groß in deutschen Lehrerzimmern.
Quelle: ZDF heute.de am 05.05.2008
E-Learning for Kids : English language courses
Auf der Unterseite von `E-Learning for Kids` können Kinder zwischen 5 und 12 Jahren ihre ersten Wörter auf Englisch lernen. Themen sind u.a.: `My house`, `Camping`, `What`s your name?`, `Where are we?`
Quelle: Deutscher Bildungsserver am 08.05.2008
Erstaunlich: Der Deutsche Bildungsserver verweist unter der Rubrik "Bildung weltweit" wie selbstverständlich auf Organisationen und Netzwerke für Fern- und Homeschooling in aller Welt hin, die doch nach deutschem Recht für ungeeignet gehalten werden sollen.
Quelle: http://bildungssysteme-international.dipf.de/ z.B. unter Freitext="distance"
Selfmade-Abi: Wir sind unsere eigene Schule
Ein Bericht von Lenya Bock, Selbstlernerin aus Freiburg
"... Auch wenn es komisch klingt: Das Abitur ist nicht das eigentliche Ziel unseres Projekts. Jeder einzelne hat seine eigene Motivation. Was uns verbindet, ist ein großer Idealismus. Den könnte nur das Ziel "Abitur" niemals rechtfertigen. Ich war erstaunt, wie wenig mir im Endeffekt die Prüfungen bedeutet haben. ..."
Quelle: Spiegel Online am 7.05.2008

Versagen im Schulwesen

Schulpolitik: Leere Truhen – Ende einer Geisterdebatte?
Die Beweislast ist erdrückend, der Tatbestand bekannt, das voraussichtliche Strafmaß gerecht: «Rein in die bildungspolitische Mottenkiste!» Lebenslänglich? Auf der Anklagebank sitzen keine gewöhnlichen Täter, sondern ein paar verstaubte Kisten. Inhalt: Ideologien, ausgediente Weltanschauungen – Gespenster. Tatmotiv unbekannt.
Quelle: Erziehungstrends.de am 04.05.2008


Vor lauter Schule fehlende Kernkompetenzen
Drei Viertel der 10- bis 13-Jährigen können die Geschmacksrichtungen süß, sauer, salzig und bitter nicht mehr unterscheiden. Nur die Hälfte kann von 11 Gerüchen mehr als 8 richtig erkennen. Dies ist das Ergebnis einer AMA Marketing-Studie, wofür unter der Leitung des Lebensmittelwissenschafters Klaus Dürrschmid von der Universität für Bodenkultur insgesamt 385 Kinder in 18 Schulen getestet wurden. ...
Quelle: Wiener Zeitung am 06.05.2008

Familien und Kinder

Überfordert und schlecht ausgestattet
Die Wirklichkeit in deutschen Kindergärten
Die Regierung will künftig mehr und bessere Kinderbetreuungsplätze. Doch zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft eine tiefe Lücke. Denn schon für die vorhandenen Einrichtungen gibt es zu wenig Geld und zu wenig Personal.
Quelle: ZDF Monitor am 05.05.2008


Achtung: Zugriff - Die Erziehungsgewalt liegt beim Staat
Familiengerichte sollen - anhand anstehender Gesetzesänderungen - auch “ohne den Nachweis des elterlichen Versagens” in die Lage versetzt werden Massnahmen zum “Wohl des Kindes” anzuordnen. Damit werden Hilfeleistungen nicht mehr an das Versagen der Eltern geknüpft und können somit willkürlich entschieden und bestimmt werden.
Was dies im Einzelnen bedeutet ist nicht mehr als das dem Staat allein obliegt zu interpretieren ob es einem Kind gut oder schlecht geht. Ein individuelles Erziehungsrecht für Kinder durch die Eltern ist aus Artikel 5 der UN-Konvention () über die Rechte des Kindes abzuleiten. Durch die Umgehung einer Veränderung im Grundgesetz wird der Artikel der Konvention allerdings zu einer Farce. ...
Update: Was “ohne den Nachweis des elterlichen Versagens Massnahmen zum Wohl des Kindes anzuordnen” auch bedeuten kann - wenn es mit Vorwürfen zu weit geht, zeigt dieses perfide, aber lesenswerte Beispiel: ...
Quelle: Radio Utopie am 04.05.2008

Leserechos

Ich möchte mich bedanken für die regelmäßige Kurzinfos... da steckt einiges an Info drin und die Zeit, die du rein steckst, schätze ich sehr.
Noch ein interessanter Link: http://bildungundgutesleben.blogsome.com/ (Bibliotheken als Bildungseinrichtungen)
Einen schönen Mai wünsche ich, A.S.


Ich möchte dir einfach mal ein dickes DANKE schicken- mit ganz herzlichen Grüßen aus der Pfalz- für deine hervorragende Arbeit und die vielen Infos, die du zusammenträgst!!!Ich freue mich immer über die Kurzinfos! ... LG A.
Lieber Jan, die Anhänge des BVNL bei der aktuellen "Kurzinfo" über eine Aktion "Für ein Menschenrecht auf Bildung" finde ich sehr interessant und wichtig ! Dies könnte ein Ansatz sein um die aktuell total verhärtete Front zum Thema "Homeschooling" aufzuweichen. Hier könnten auch viele Unterstützer gefunden werden da ein allgemeines, breites Thema (Bildungsfreiheit) aufgegriffen wird, welches ja "Homeschooling" als Teilbereich beinhaltet. Aus meiner Sicht sollte man bei dieser Aktion dranbleiben und auch weiter berichten. Die Ziele sind sehr professionell definiert und auch der Europäische Verband "Effe" unterstützt diese Aktion deut-lich. Für mich ist diese Aktion ein echter Lichtblick !!! Herzliche Grüsse: D.
Hallo Herr Edel, ich finde es super, was sie leisten, dass muss man Ihnen lassen. Eines habe ich aber im letzten Rundschreiben nicht verstanden - aber vielleicht sind wir zu Unschooler-ig drauf. Warum unsere Kinder Tyrannen werden - warum haben sie dieses Buch aufgeführt? Ich habe es zwar nur an manchen Stellen quergelesen, um die Quintessenz zu ergreifen, jedoch war es nach meinem Verständnis sehr altbackene, pro-schul, pseudo-Pädagogik (z.B. fallen Sie nie dem Lehrer Ihrer Kinder in den Rücken). Mit Rücksicht auf ihre Zeit brauchen Sie diese Frage nicht zu beantworten. Vielleicht schaue ich noch mal in das Buch rein. Vielleicht erklären sie es auch im nächsten Rundschreiben.
Vielen Dank für alles und mit freundlichen Grüßen R.

Ich hatte von dem Buch über eine Sendung im Radio (WDR5) erfahren. Dort war auch ein kritisches Interview der Moderatorin mit Prof. Dr. Winterhoff zu hören. Ich fand es sehr interessant und dachte mir, andere sollten sich auch ihre Meinung dazu bilden, denn einfach nur alte, schwarze Pädagogik ist es nicht, wofür dieser Winterhoff plädiert. Empfehlen wollte ich aber keinesfalls seine Meinung.
Viele Grüße, Jan Edel

4. Mai 2008

Homeschooling: Für's Leben gern lernen!

Zwischenbericht von Neubronners
Liebe Leute, endlich bin ich mit meinem Freilerner-Buch soweit fertig, und Tilman sitzt am Layout. So wie es aussieht, hat das Buch nun mit allen Anmerkungen, Zitaten aus Behördenschreiben und Gesetzestexten, Briefen an uns usw. doch gut 300 Seiten. Der größte Teil des Buches beinhaltet natürlich meinen Bericht.Wir sind seit kurz nach Ostern hier in Südfrankreich. Leider ist das Internet hier so langsam (Modem), dass ich es nicht mal schaffe, mich in diesen BLog hier einzuloggen. Dabei haben Tilman und sein neuer Nachbar schon Stunden auf dem Dach vebracht, um die Satellitenschüssel auszurichten, während ich im Büro mit die Computerstimme angehört habe, die ständig"Null... Null...Null" sagte. Wenn sie was anderes gesagt hätte, wäre es meine Aufgabe gewesen, laut zu schreien.Es geht uns wunderbar, wir wohnen bei Freunden auf einem großen Hof und haben mehr Platz als vorher. Wir haben zwar den Plan, uns auch noch England und Irland anzuschauen und vor allem dort all die vielen Freilerner kennenzulernen, noch nicht aufgegeben, aber da muss es schon sehr schön sein, um Tilman und die Kinder hier wieder wegzulocken. Die Kinder und ich sind dabei, reiten zu lernen, Moritz übt täglich Bogenschießen und hat angefangen, eine lange lange Geschichte zu schreiben. In den ersten Tagen lud er mich täglich ein zu lesen, was er neu geschrieben hatte, allerdings nur unter der Bedingung, dass ich auf keinen Fall veröffentliche oder darüber erzähle. Beide arbeiten gemäß einer Vereinbarung mit unseigenständig mit dem PC-Programm "Martins Lernwerkstatt", damit sie in Mathejahrgangsgemäß fit bleiben. Da gibt es ein Protokoll, aus dem ersichtlich ist, wann sie was gearbeitet haben, so dass sie und wir jederzeit den Überblick haben, was noch zum Stoff der jeweiligen Klasse gehören würde. Jetzt, wo der Druck weg ist, entwickeln sie von sich aus den Wunsch, auf dem LAufenden zu bleiben. Der Sohn unseres deutschen Nachbarn ist elf wie Moritz, und die Drei haben schon komplexe neue Spiele enwickelt. Wie es darüber hinaus weitergeht, wissen wir noch nicht. Jetzt sind wir erstmal hier und genießen die Freiheit, die Schönheit, den Platz, die Natur und all das in vollen Zügen. Unsere Petition an die Bremische Bürgerschaft, bis zur gerichtlichen Klärungunseres Anliegens der Bildungsfrieheit verfolgungsfrei in Bremen bleiben zukönnen, ist abgelehnt worden. Es sei deutlich geworden, dass wir im Falle einer negativen Gerichtsentscheidung uns dieser nicht beugen, sondern ins Ausland gehen bzw. dort bleiben wollten, und insofern gebe es keinen Anlass für eine Übergangsregelung. Schade! Wir würden nach wie vor am liebsten in Bremen leben, keine Frage. Aber vorerst müssen Tilman und die Kinder sich wohl im Exil einrichten. Es ist, wie gesagt, ein Luxus-5-Sterne-Exil, aber Zuhause ist Zuhause... Herzliche Grüße soweit von Dagmar Neubronner

Interessante Links

"Wenn du dich wirklich für etwas interessierst, lernst du es viel besser, als wenn ein Lehrer dir vorschreibt, Mathe oder was auch immer zu lernen."
Ben Sheppard, 17, Schüler der Booroobin Sudbury School, Australien
Stell dir eine Schule vor, in der Schüler jeden Alters selbst entscheiden, womit sie ihre Zeit verbringen, und in der Entscheidungen von allen gemeinsam demokratisch getroffen werden. Sudbury-Schulen sind solche Schulen.
Weltweit gibt es mehr als 30 davon. Die älteste, die Sudbury Valley School in den USA arbeitet seit 38 Jahren erfolgreich nach diesen Grundsätzen.
Selbstständiges Arbeiten und Lernen findet sich auch im Hausunterricht, auch “Homeschooling” genannt, wieder. ...
Quelle: http://schul-kritik.de/2008/04/28/sudbury-schulen/


Bildungs- statt Schulpflicht
16-Jähriger überzeugt im Landeswettbewerb "Jugend debattiert"
Christoph Kuhlow (16) beherrscht die hohe Kunst der Diskussion.
LÜBZ/SCHWERIN - Gerade mal zwei Minuten hatte Christoph Kuhlow Zeit, seinen Standpunkt zu der Frage, ob die Schulpflicht durch eine Bildungspflicht ersetzt werden sollte, darzulegen. Seine Argumente, dass Bildung zu Hause individueller gefördert werden könne, dass Schulpflicht ein Eingreifen des Staates in die persönliche Freiheit eines Menschen bedeute und die Eltern selbst entscheiden sollten, erörterte er gegenüber dem Plenum überzeugend, sachlich und ausdrucksstark.
Seine Gegner im Schweriner Landtag ließ er am Ende sprachlos zurück (Anm. d. Red.: Kein Wunder, der deutsche Schulzwang ist angesichts guter Bildungsalternativen mittlerweile lächerlich).
Die Debatte, die er am Montag im Plenarsaal des Landtages vorangetrieben hat, brachte dem 16-jährigen Schüler des Eldenburg-Gymnasiums den Sieg im Landeswettbewerbs "Jugend debattiert" in der Sekundarstufe I ein.
Quelle: Schweriner Volkszeitung am 30.04.2008
Schule und Internet: Leichter Lernen mit dem Laptop?
Was ist eLearning? Und was bringt es? Mehr Eigeninitiative, Internationalität und Individualität, meint ein Tiroler Experte. „Die Schüler behaupten, dass sie in eLearning Projekten mehr lernen und motivierter sind“, sagt Peter Leitl, Leiter des eLearning Cluster Tirols – und bringt damit auf den Punkt, warum auch er von der modernen Unterrichtsmethode begeistert ist. ...
Quelle: Die Presse am 27.04.2008
Wie sieht die Schule der Zukunft aus?
Jede Landtagspartei bietet ein eigenes Bildungsmodell an. Schulentwicklungsforscher Wilfried Bos aus Dortmund bewertet die Angebote. Er selbst rechnet mit einem Zwei-Säulen-System. ...
Professor Wilfried Bos, Direktor des Dortmunder Universitäts-Instituts für Schulentwicklungsforschung, bemerkt dazu erst einmal: "Die Frage nach der richtigen Schulform ist eine Frage zweiter Ordnung. Sie gehört eigentlich in den Hintergrund. Alle Anstrengungen müssen zuerst auf die Verbesserung des Unterrichts gerichtet werden. Darin ist sich die Wissenschaft seit zehn Jahren einig." ...
Quelle: Die Welt am 27.04.2008
„Lehrpläne gehören auf den Müll!“
Von Reinhard Kahl
Hat der Streit um G 8, das um ein Jahr verkürzte Gymnasium am Ende eine reinigende Wirkung auf unsere Schulen? Bildungsministerin Annette Schavan meint: Weniger ist in der Bildung häufig mehr.
Quelle: Die Zeit am 14.04.2008
Nationale Homeschool-Konferenz in Polen diesen Monat - Regierung wohlwollend
Am 7. März traf Andrzej Polaszek, ein Ältester der Evangelisch-Reformierten Kirche in Polen, das Polnische Bildungsministerium und stellte die geplante Nationale Konferenz zu Homeschooling vor. Andrzej sprach 1 1/2 Stunden mit der Ministerin über die am 28. April stattfindende Home Education Konferenz, bei der auch Dennis Tuuri einer der Sprecher sein wird. Es sein ein sehr gutes, ermutigendes Gespräch gewesen. Die Ministerin, ehemals Direktorin einer privaten Volksschule, sei sehr aufgeschlossen gegenüber jeder nichtstaatlichen Form von Bildung gewesen. Dank ihr wird die Konferenz im polnischen Parlamentsgebäude stattfinden können, was eine hohe Medienaufmerksamkeit nach sich ziehen werde. Sie lud Andrzej auch in den Ausschuss zur Ausarbeitung eines neuen Bildungsgesetzes für liberalere Regelungen für Homeschooling ein. Auch die Gründung kleinerer Privatschulen sollen in Zukunft noch viel einfacher gemacht werden. Man hofft, das neue Gesetz könne schon innerhalb eines Jahres vom Parlament angenommen werden.
Quelle: http://www.crechurches.eu/Poland.php und http://crechurches.eu/2008.php
Ein weiterer Grund für schulfreie Bildungsmodelle?
Die Fahrten zur Schule erzeugen am meisten CO2, wie Ravensburger Schüler und LehrerInnen durch eine eigene Studie an ihrer Schule herausfanden. Danach werden zwei Drittel von jährlich 845 Tonnen des klimaschädlichen Gases - insgesamt 560 Tonnen - bei den Fahrten zur Schule und nach Hause in die Luft geblasen.
Quelle: Schwäbische Zeitung am 30.04.2008

Literatur / Termine

Hip-Hop für die Bildung
Von Blitzen, Flügen über Eisberge und wie man Jonglieren lernen kann: Die TU Berlin präsentiert eine bunte Wissenschaftsschau

Während der Langen Nacht der Wissenschaften am 14. Juni werden an der TU Berlin auch in diesem Jahr wieder die Tore zahlreicher Institute, Sammlungen, Werkstätten und Labore geöffnet. Zwischen 17 und 1 Uhr in der Früh winkt ein spannendes Programm mit zahlreichen Veranstaltungen und Präsentationen aus den verschiedenen Forschungsgebieten der Universität.
Quelle und Artikel: Tagesspiegel vom 26.04.2008


Michael Winterhoff: Warum unsere Kinder Tyrannen werden
Sind unsere Kinder überhaupt noch zukunftsfähig? Zündstoff für eine grundlegende gesellschaftliche Debatte. Charakterstudie einer Gesellschaft mit psychischem Defekt - eine ebenso überraschende wie erschreckende Analyse
Kleinkinder außer Rand und Band, Zehnjährige, für die Respekt vor Eltern und Lehrern ein Fremdwort ist, 17-Jährige, die nicht mehr arbeitsfähig sind - Kinder an die Macht? Gesellschaftliche Fehlentwicklungen und eigene Probleme von Erwachsenen verhindern, sich abgegrenzt und strukturierend gegenüber dem Kind zu verhalten und diesem dadurch eine normale Entwicklung seiner Psyche zu ermöglichen. Stattdessen wird es zunächst partnerschaftlich, dann symbiotisch vereinnahmt und kann niemals eine eigene Persönlichkeit entwickeln.
Quelle und qualifizierte Rezensionen bei Amazon
eTwinning fördert europäische Schulpartnerschaften, die über das Internet geknüpft werden. „e“ steht dabei für „elektronisch“ und „Twinning“ für „Partnerschaft“. Lehrerinnen und Lehrer aller Schulformen, -fächer und Jahrgangsstufen können sich mit ihrer Klasse beteiligen. Wer bereits eine Partnerschule hat, kann den Kontakt per Internet vertiefen. Wer eine neue Partnerschule sucht, kann sich eine passende Schule in den 29 teilnehmenden Ländern Europas aussuchen.
Mittels einer einfach zu bedienenden Internetplattform tauschen sich zwei oder mehrere Partnerklassen über ein gemeinsames Unterrichtsthema aus. Jede Partnerschaft nutzt einen eigenen geschützten „virtuellen Klassenraum“, den TwinSpace. Dort können Lehrer und Schüler z. B. per E-Mail, Chat und Dateiaustausch zusammenarbeiten. Die Arbeitsergebnisse werden auf einer gemeinsamen Webseite präsentiert. So lassen sich Fremdsprachenerwerb, Medieneinsatz und interkultureller Dialog lebendig miteinander verbinden.
Gefördert wird die eTwinning-Aktion im Rahmen des Programms für lebenslanges Lernen der Europäischen Union. Die Teilnahme ist kostenlos und einfach, die Anmeldung dauert nur wenige Minuten.
Quelle: http://www.eun.org/portal/index.htm und dt. PDF Guide
Kampagne für Freiheit und Vielfalt im Bildungswesen
In unserer Verantwortung für die Gegenwart und die Zukunft unserer Kinder wird gebeten, die FÜNF FORDERUNGEN der Initiative „Freiheit und Vielfalt der
Bildungswege“ (siehe Anhang) mit Ihrer Unterschrift zu unterstützen.
In einem freien Bildungswesen sind alle Formen des Lernens gesetzlich möglich, ob in
staatlichen oder privaten Schulen, in freien Zusammenschlüssen oder auf individuelle
Weise. Die Aufsichtspflicht des Staates bleibt erhalten. Ein Schulwesen dieser Art
entspräche endlich auch der UN-Kinderrechtskonvention, die für Kinder eine
Bildungspflicht, keinesfalls den Schulzwang fordert.
Das Schulwesen in Deutschland ist in der Krise. Freiheit und Vielfalt im Bildungswesen
ist in ganz Europa und den meisten Demokratien weltweit möglich. Studien aus diesen
Ländern belegen den Erfolg einer Bildungspflicht – ohne Schulbesuchspflicht.
Mit Ihrer Unterschrift unterstützen Sie die Forderung für ein Menschenrecht auf Bildung!
Quelle: http://www.bvnl.de/mediathek/?cid=41
Unterschriftenliste unter http://www.bvnl.de/mediathek/?view=details&mid=125

Familien und Kinder - Novelle §1666 BGB

Aufgrund der Mail- und Faxaktion von letzter Woche zur Novelle des §1666 BGB hat es viele beschwichtigende (meist standardisierte) Antworten von Bundestagsabgeordneten gegeben. Im Gegenzug hier ein Beispiel eines Nachhakens:

Sehr geehrte Frau Lambrecht,
vielen Dank für Ihre Zuschrift vom 25.04.2008 zur Novelle der §§1666ff BGB. 
Soweit Sie ausführen, sind mir die Hintergründe für den Gesetzesentwurf bestens bekannt (und das Gesetz damit natürlich auch verständlich).
Was ich aber beanstande ist Folgendes:

1. Mit den Erleichterungen wird weiterer Willkür Tor und Tür geöffnet. Willkür, mit der man schon ohne dieses Gesetz genug zu kämpfen hat, wenn es um Eingriffe in das elterliche Sorgerechts geht (Ich rede aus der Erfahrung vielfältiger Beobachtung von Fällen).

2. Ihnen ist bei den Erläuterungen zum Gesetz offensichtlich entgangen, dass es rechtlich bereits reichlich Gelegenheit gibt, in verschiedener Weise vorzubeugen und in das Sorgerecht der Eltern einzugreifen. Das steht sogar in den Erläuterungen zum Gesetz. Gesetzliche Änderungen zur Beschleunigung der Verfahren führen also eher zu Irrtümern. Verbesserung zum Wohl der Familien ergäbe daher bestenfalls nur mehr Unabhängigkeit und eine personell bessere Ausstattung der Instanzen.

3. Vor allem scheinen Sie nicht durchschaut zu haben, dass auch die letzte Konsequenz, der Sorgerechtsentzug nun aufgrund eines einfachen Gutachtens eines Lehrers oder eines Mitarbeiters des Jugendamtes durchgeführt werden kann!! Ein etwas objektiveres Gutachten eines Arztes/Psychiaters mit entsprechenden Testungen ist nun überhaupt nicht mehr nötig.

4. Das neue Gesetz vernachlässigt in unzumutbarer Weise, klar die Maßstäbe für "Kindeswohl" bzw. seine Gefährdung zu definieren. Wo sind die Grenzen für Kindeswohlgefährdung??? In Anlehnung an internationale Maßstäbe kann es z.B. bloße oder besonders begründete Verweigerung eines Schulbesuchs NICHT sein. In keinem Land der Welt sonst gibt es Schulbesuchszwang, denn es werden vielfältige Bildungsalternativen akzeptiert. (Ich würde Sie eingehend darüber informieren können, wenn Sie wollten).

5. Mit dem neuen Gesetz wird in einzigartiger Weise die Durchsetzung der Schulpflicht auf Bundesgesetzebene genannt, wo sie wegen der Länderkompetenz keinesfalls hingehört. Das neue Gesetz wurde also auf Kompetenzüberschreitung hin NICHT überprüft und steht so im Konflikt mit dem Gesetzgeber auf Länderebene, der das Recht und die Möglichkeit behalten sollte, die Schulpflicht z.B. als Bildungspflicht für Eltern zu begreifen und verschiedene Möglichkeiten des Bildungserwerbs OHNE oder mit eingeschränktem Schulbesuch zu entwickeln.

Alles in allem haben Sie mich durch Ihr Schreiben in keiner Weise darüber hinwegtäuschen können, dass mit dem neuen Gesetz nun nicht auch härtere Eingriffe "erleichtert" stattfinden können. Eindeutige Grenzen für Kindeswohl und dessen Gefährdung hätten das neue Gesetz gut und unspektakulär werden lassen. So wie es jetzt formuliert und erklärt wird, kann dem jugendamtlichen Missbrauch (und den gibt es in Deutschland in einzigartiger Weise) und dem unterstellenden Irrtum von Lehrern und Nachbarn nicht besser Einhalt geboten werden. Theoretisch kann nun jeder herkommen und Sie, statt Sie als Freund und Nachbar zu beraten, anzeigen, weil Sie aufgrund Ihrer Reisetätigkeit und Ihres außerfamiliären Engagement im Bundestag ihr Kind vernachlässigen. Man könnte behaupten, Ihr Kind könnte in einer Wochenkrippe besser "gefördert" werden und das Gutachten eines befreundeten Pädagogen reichte aus, Ihr Kind der Obhut des Jugendamtes zu übergeben. Bitte lesen Sie hierzu die versteckten Details und Auslassungen im Gesetzentwurf genau nach. Für mich bleibt das ganze Ding ein zum Papiertiger getarnter Wolf im Schafspelz, der in der Öffentlichkeit mit einem (lange vorbereiteten) Lügenkorsett fein gemacht wurde - ganz bewusst oder unwissend.

Über eine dialogische, in der Sache durchdachte Antwort würde ich mich sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen,
Jan Edel