21. Dezember 2007

Liebe Netzlerner!

Für das neue Jahr 2008 wünsche ich Ihnen und Euch alles Gute, Gesundheit und den Erfolg, dem Ziel der Bildungsfreiheit für Minderjährige näher zu kommen.

Die Rechte und Freiheiten des Einzelnen, die das deutsche Grundgesetz gegenüber dem Staat, der Regierung und der mehrheitlichen Gemeinschaft garantiert, werden mittels Empörung über tragische Einzelbeispiele immer weiter ausgehöhlt. Dennoch sollte man auf das Recht pochen, dass die Bildung Minderjähriger wieder ohne staatliche Einengung und Einflussnahme gewährt wird wie in jedem anderen entwickelten Land. Mögliche Zwischenziele auf dem Weg könnten eine richtige(Privat-)Schulautonomie, ein ordentliches Fernschulwesen oder auch nur die Straf- und Verfolgungsfreiheit im Falle der schulfreien Bildung sein. Das Grundgesetz jedenfalls ließe alle diese Selbstverständlichkeiten, die es bis zur Zeit der Nazis sogar in Deutschland gab, dem Wortlaut nach zu.
Ich denke, dieses Jahr muss der staatliche Schulzwang gebührend geächtet werden. Er kann Bildung nicht zuträglich sein. Er benachteiligt viele Kinder und ganze Familien in ihren Situationen. Manchen schadet er sogar. Und er wurde in seiner heutigen Form durch Hitler manifestiert und über teilweise gleichlautende Gesetzestexte in den späteren Bundesländern etabliert. Ich bin davon überzeugt, dass kein Staat der Welt weder Bildungs- noch Erziehungsgewalt haben sollte. Besonders nicht unser Land.

Liebe Netzlerner!

Hallo,

wir unterrichten unseren mittlerweile dreizehnjährigen Sohn Mathias seit April 2006 daheim - nicht aus religiösen Gründen, sondern weil er eine sehr unausgewogene Begabungsverteilung hat und die Schule chronisch auf den Fähigkeiten aufbaut, die er nicht hat. Infolgedessen kämpfte er, trotz Gymnsialzulassung seitens der Grundschule, mehrfach bescheinigter Intelligenz im oberen Durchschnittsbereich und kinderpsychiatrisch attestierter Legasthenie, auf der lokalen Hauptschule um ein "ausreichend" in den sprachlichen Fächern, fand dort weder bei Kindern noch Lehrkräften Resonanz für seine Interessen und Begabungen und entwickelte eine "Anpassungsstörung mit Angst und Depression gemischt", wie es das Gutachten des unterfränkischen Landesarztes für Kinder- und Jugendpsychitrie formulierte. Nachdem die Schule sich nicht in der Lage sah, Wesentliches an der dortigen Unterrichtssituation zu ändern, und wir daraufhin unseren Wunsch äußerten, die Unterrichtung unseres Sohnes in die eigenen Hände zu nehmen, entwickelten Schulleitung, die Schulpsychologin der Stadt Aschaffenburg und das örtliche Schulamt ein Beschulungskonzept, wonach Mathias Schüler der Schule bliebe und teils im Klassenverband, teils von mir, der Mutter, im vormittags leer stehenden Tagesstättenraum unterrichtet würde - informell wurde dabei auch angesprochen, inwiefern auch eventuell andere Kinder dabei profitieren könnten, sei es durch Leserechtschreibförderung, sei es durch elterliches Engagement im naturwissenschaftlich/technischen Bereich (Mutter Diplombiologin, Vater Dr. rer. nat. in Physik, arbeitet im Bereich Netzleittechnik in einem mittelständischen Unternehmen). Die praktische Umsetzung dieses Modells im Herbst 2006 hatte jedoch nur knapp zwei Wochen Bestand, dann wurde es seitens der übergeordneten Schulbehörde der Regierung Unterfranken gestoppt, wobei man sich trotz wiederholter Anfragen unsererseits kategorisch weigert, sich inhaltlich mit unserer Forderung nach einem Unterricht, der Mathias gerecht wird, zu befassen.

Die praktischen Auswirkungen unseres Unterrichts sind:

1.dass Mathias mittlerweile brauchbar liest: im Frühsommer 2006 fragmentierte eine knapp siebzigseitige Detektivgeschichte aus der "Detektiv Kwiatkowski"-Reihe von Jürgen Banscherus auf dem Niveau des zweiten Schuljahrs, groß gedruckt und reichlich bebildert, für ihn in eine Ansammlung mehr oder weniger verstandener Einzelepisoden, und die Auflösung des Falls entging ihm - mittlerweile hat er u.a. mehrere Romane von Walter Moers und den neueseten Artemis-Fowl-Band mit Verständnis gelesen 2. dass wir einen Zugang zur Rechtschreibung und den Fremdsprachen gefunden haben, auf dem sich weiter aufbauen lässt, der jedoch sehr von dem abweicht, was derzeit Usus ist - u.a. nutzen wir das Fingeralphabet der Taubstummen als Hilfe zum Erlernen der Orthographie 3. Dass Mathias Mathematik, Naturwissenschaften und Technik gemäß seinem Begabungsniveau verfolgen darf - derzeit macht er chemische Experimente mit seinem Vater, lernt, den Asuro-Roboter zu programmieren, wir arbeiten mit dem "Algebra 1"-Buch der Gymnasien und machen Exkurse in die Vektor-Rechnung. Seitens der Schule jedoch hat man ihn sitzen lassen, d.h. er müsste die Klasse 6 wiederholen, weil er in dem Schuljahr dort "keine Leistung gezeigt" habe - klar, er war ja auch keinen Tag dort. Das Jugendamt spielte "den guten Beamten und den bösen Beamten" - mit uns und Mathias reden tat der kleine Praktikant, dem die Drohung der Sorgerechtseinschränkung immer etwas peinlich zu sein schien, der Chef dagegen wies fortwährend auf die Rechtslage, und kaum war der Praktikant fort, bekamen wir die Ladung wegen Sorgerecht vor dem Familiengericht - die Verhandlung wird am 07.12. stattfinden. Im Ordnungwidrigkeitenverfahren beriefen wir uns auf §16 OwiG, mein Verfahren hängt, weil die Richterin kein Urteil sprach, sondern die Verhandlung auf unbestimmte Zeit vertagte, das meines Mannes wird am 12.12. sein. Vor etwa vier Wochen bekamen wir einen "Entwurf zur Vollstreckung des Schulzwangs", in dem eine Reihe von Falschdarstellungen zur Sache standen, man sich auf Gesetze und Urteile berief, die u.E. auf uns nicht zutreffen (ob unser ordnungswidriges Verhalten rechtswidrig ist, ist nicht geklärt, solange kein Gericht hier geurteilt hat; und die höchstrichterlichen Urteile zur Schulpflicht beziehen sich auf völlig anders gelagerte Fälle) und man darauf hinwies, dass es hier keine Möglichkeit des Einspruchs gäbe, wir aber Klage gegen die Stadt erheben könnten, dies jedoch keine aufschiebende Wirkung habe - bis zum Ende der Woche hätten wir Zeit für eine Stellungnahme. Wir sandten der Behörde eine entsprechende Kommentierung mit Richtigstellung der Sachlage und juristischer Erörterung zu und bekamen heute morgen den Bescheid dennoch unverändert zugestellt. Im Klartext: Bei uns können Familien finanziell ruiniert (derzeit sind bei uns 2000 Euro Zwangsgeld angesetzt, dies kann sich jedoch, siehe den Fall "Neubronner" in Bremen, schnell in die Höhe schrauben), gegebenenfalls Menschen inhaftiert und Kinder polizeilich der Schule zugeführt werden, ohne dass sich vorab ein Gericht damit befasst. Im Hinblick auf die Sorgerechtsverhandlung werden wir Mathias also nächste Woche vorausslichtlich tatsächlich in die Schule schicken, damit wir wenigstens keine Schwierigkeiten seitens des Jugendamts/Familiengerichts bekommen,wenn wir ausreisen wollen - siehe das BGH-Urteil vom 16.11. Wir würden wirklich gerne hier bleiben, weil wir uns hier eigentlich wohl fühlen - aber wir werden nicht zulassen, dass unser Kind die Schule als funktionaler Analphabet verlässt. (Siehe die Versetzungsbestimmungen an den bayerischen Hauptschulen!!!: versetzt wird man, wenn die Durchschnittszensur "ausreichend" ist und man nicht mehr als drei "mangelhaft" hat, dabei sind alle Fächer mit Ausnahme des Fachs Sport Vorrückfächer. Versetzt werden und einen Hauptschulabschluss bekommen kann man also auch mit einer 6 in Englisch und einer 5 in Deutsch - mit attestierter Legasthenie kann Mathias da tatsächlich kaum durchfallen, solange er psychisch durchhält und sich mitschleifen lässt, indem er lieb und nett ist; O-Ton der Förderlehrerin: Basisfähigkeiten auf der Hauptschule seien nicht, lesen, schreiben und englisch zu lernen, sondern überhaupt zu erscheinen, pünktlich zu sein und die Sachen dabei zu haben. Ob ein so ausgebildetes Kind dann ausbildungsfähig ist, ist dann seine Sache.)

Die Ordnungswidrigkeitsverhandlung war dann am 10.12. - Wie war es gelaufen?

Sorgerecht: Die Richterin schränkte unser Sorgerecht nicht ein. Da ich ihr jedoch gesagt hatte, dass seitens Professor Warnke auch ein Internat, bei dem auf legasthene Kinder Rücksicht genommen wird, o.k. gewesen wäre, verpflichtete sie uns quasi, da nachzufragen. Außerdem schloss sie sich der Meinung des ASD an, dass wir starrsinnig an der Meinung festhielten, nur unsere Beschulung sei o.k. bzw. dass wir hier Forderungen stellten. Dass diese Forderung lediglich war, dass nach den derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnissen die voraussichtlichen Ergebnisse der vorgeschlagenen Maßnahmen nicht wesentlich schlechter sind als unsere - was uns im Hinblick auf das Erlernen des Lesens, Schreibens und Englisch und der Förderung der mathematischen Fähigkeiten nicht unerheblich zu sein scheint, hatte dann keinen Raum mehr, weil das Verfahren eh schon um eine Dreiviertelstunde überzogen war.

Werners Bußgeldverhandlung: Das war die reine Farce. Werner kam kaum zu Wort, weil der Richter nonstop redete. Er zeigte einen Stapel Urteile zur Schulpflicht, die alle abschlägig beschieden worden wären und meinte, da wäre es zwar um andere Dinge gegangen, er nähme uns ab, dass es uns nur um das Kindeswohl ginge, aber unrechtmäßig sei es trotzdem - wieso, begründete er nicht weiter außer damit, der Staat hätte ein Bildungsmonopol, wer was anderes wolle, müsse was anderes wählen (????); es ginge ihm auch gegen den Strich, Eltern zu verurteilen, bei denen er sähe, dass sie ehrlich das Beste für ihr Kind wollten. Er fragte Werner, ob Mathias Schulphobie gezeigt hätte, und Werner klärte ihn darüber auf, dass Mathias gemäß Gutachten schulängstlich und depressiv gewesen sei wegen der ständigen Mißerfolgserlebnisse aufgrund der Leserechtschreibstörung; dass aber "Schulphobie" ein Terminus technicus aus der Psychoanalyse sei, der beinhalte, dass das Kind nicht zur Schule wolle, weil es Trennungsängste hinsichtlich der Eltern hätte, und das sei bei uns nicht der Fall. Der Richter zeigte sich über alles, was in der Sorgerechtsverhandlung besprochen worden war, bestens informiert und sagte, man hätte sich zusammengesetzt, um zu erörtern, was zu tun sei, und man wolle ja auch kein psychologisches Gutachten, dass das Kind psychisch nicht beschulungsfähig sei, weil man dem Kind die Prozedur und uns die Kosten von einigen Tausend Euro nicht zumuten wolle. Er ermahnte uns, nicht "Michael Kohlhaas" zu spielen (siehe die entsprechende Novelle von Heinrich Kleist) und uns mit dem Staat anzulegen (!!!!) - ziemlich interessanter Hinweis vor dem Hintergrund, dass wir eindeutige Belege dafür lieferten, dass der Staat an manchen Kindern nachweislich vorbeiunterrichtet und es billigend in Kauf nimmt, dass diese dann eben nicht adäquat lesen lernen. Aber schlechte Schulen seien kein berechtigter Grund, das Kind nicht zur Schule zu schicken (Unseres Erachtens falsch: die allgemeine Feststellung der Schulqualität nicht. Aber der Nachweis, dass das eigene Kind geschädigt wurde und wird, doch wohl, oder?) Er verwies auf das Urteil vom 16.11.{BGH-Beschluss, wir berichteten} und dass das Jugendamt sicher noch mal bei uns vorbeischauen würde. Wir sollten tatsächlich nach der Lösung "Internat" schauen, die Kinder würden in der Pubertät gegen ihre Eltern opponieren und sich lösen, und Mathias benötige den Kontakt mit anderen Kindern, die Auseinandersetzungen und all die Erfahrungen. Er würde die Verhandlung bis März aussetzen und dann würde man "die Kuh vom Eis holen" - was er damit meinte, blieb unklar, wir vermuten, er meint damit, wenn Mathias dann lieb und brav in irgendeine Schule geht, will man das Verfahren einstellen. Das will ICH für meinen Teil jedoch definitiv nicht - es ist mir 250 Euro wert, zu erfahren, ob es bei uns strafbar ist, seinem Kind lesen, schreiben und englisch beizubringen und seine Begabungen angemessen zu fördern.

Wir müssen noch über dem Ganzen schlafen. Derzeit scheint es uns, man habe uns eine Schonfrist gegeben, uns rechtzeitig ins Ausland abzusetzen - da Werner dies aus beruflich-finanziellen Gründen nicht können wird (mit fast fünfzig kriegt man nicht so einfach woanders eine Stelle) und die Prognose für Mathias bei seinen Defiziten und Stärken hier meines Erachtens beliebig schlecht ist, auch auf einem Internat, heißt das bloß, man macht unsere Familie kaputt.

Liebe Grüße Irene
ischrieder @ arcor.de

PISA-Schlüsse

Aus dem Rundbrief der GEW vom 16.12.2007 zur PISA-Studie 2006:
"Die Ergebnisse der PISA-Studie 2006, die die OECD am 4. Dezember veröffentlicht hat, geben keinen Anlass, in Jubelarien auszubrechen.
Die bildungspolitisch Verantwortlichen sind gut beraten, die Resultate ohne Scheuklappen zur Kenntnis zu nehmen und endlich wirksame Konsequenzen zu ziehen. Die „Fortschritte", die Deutschland seit dem PISA-Schock 2001 gemacht hat, sind so kümmerlich, dass sie den Kultusministern eigentlich die Schamröte ins Gesicht treiben müssten. Denn hinter den nackten statistischen Daten verbergen sich viele Einzelschicksale junger Menschen. Sechs Jahre sind verstrichen, in denen die Bundesrepublik fast ein Viertel der Jugendlichen eines jeden Jahrgangs mit völlig unzureichenden Deutsch- und Mathematik-Kompetenzen in ihren Lebens- und Berufsweg entlassen hat,
kurz: den jungen Menschen ihre Zukunftschancen bereits mit dem Abgang von der Schule auf ein Minimum gestutzt hat - und bisher gibt es keine Aussicht auf schnelle Besserung: Die Gesellschaft wird auf absehbare Zeit noch weitere „Lost Generations" ins Leben schicken, wenn das Steuer jetzt nicht herumgerissen wird."

Die Lösung wird aber wohl kaum, wie die GEW ihn fordert, ein Schulstrukturwandel sein. Vielmehr muss das lähmende Monopol des Staates für die Organisation des gesamten Bildungswesens fallen. Für nachhaltige Bildung, Kreativität und individuelle Förderung müssen alle Türen frei werden: Motivierte, beziehungsfähige und reife Lehrkräfte, die von Schülern mitbestimmt werden können, Bildungsbegleitung und -beratung, mehr individuelle Angebote, Fernschulmöglichkeiten, Materialien, mit denen auch eigenständig gelernt werden kann, außerschulische Bildungsmöglichkeiten und -offerten und vieles mehr. Wie sagte es der Altbundespräsident und "Ruck"-Redner Roman Herzog vor bereits einem Jahrzehnt: "Entlassen wir unser Bildungssystem in die Freiheit".

Statistisch fast unerhebliche Verbesserungen hin oder her: Jemals nur im Mittelfeld der Leistungsvergleichsstudie zu landen hätte erwarten lassen, dass die (Eigen-)Mächtigen der Bildung wenigstens ihren penetranten Stolz auf ihr altehrwürdiges, aber zwangsbewehrtes Schulsystem fahren lassen. Stattdessen wären Demut und die Aufgabe aller Eitelkeiten angebracht gewesen.

Kinderrechte im Grundgesetz?

"Spirale nach unten"
Ein sehr erhellender Artikel, seit 17.12.2007 auch unter FAZ.NET im Internet veröffentlicht mit der Möglichkeit zum Schreiben eines Kommentars

Die im Familiennetzwerk zustande gekommene Arbeitsgruppe zum Thema Kinderechte hat ganze Arbeit geleistet: www.kinderrechte-infos.de

weitere Artikel zum Thema:
Die Zeit am 18.12.: http://www.zeit.de/online/2006/42/Kinderrechte-Verfassung mit der Möglichkeit, einen Kommentar zu verfassen

Die Tagespost am 18.12.: http://www.die-tagespost.de/Archiv/titel_anzeige.asp?ID=36764

Tagesspiegel am 14.12.: http://www.tagesspiegel.de/politik/deutschland/Grundgesetz-Staatsziele;art122,2438935 mit der Möglichkeit zur Kommentierung

Homeschooling mit Will Smith

Interview mit dem prominenten Schauspieler und Pop-Sänger Will Smith

Nach 6 Jahren Erfahrungen mit "Homeschooling" (mit seinen 3 Kindern und anderen Familien) möchte er nun mit den faszinierenden Konzepten eine neuartige Schule gründen und damit "die öffentliche Bildung revolutionieren".
Quelle: http://www.people.com/people/article/0,,20165775,00.html (Text, Foto, Film)

Schulzwang

Die Vereinnahmung der Bildung durch die deutsche Schulgesetzgebung und der in Deutschland entstandene, noch immer aufrechterhaltene Schulzwang führt im Ausland leider immer wieder zu Zeitungsartikeln, durch die unser Land pauschal verunglimpft und der Anschein der ideologischen Nähe zu den Nationalsozialisten erweckt wird.

"As WND has reported, such threats and actions are becoming more common in Germany, but that nation still makes homeschooling illegal under a law launched when Hitler expressed a desire to control the minds of youth." Quelle u. Artikel: WorldNetDaily vom 18.12.2007

Vor diesem Hintergrund wird es unerlässlich, die Wurzeln des staatlichen Schulzwangs lückenlos und im Detail aufzuklären und ggfs. Korrekturen für das deutsche Bildungssystem zu fordern. Hierzu liegen dem Verein SFeV bereits einige Studien und Quellen vor, die den Sachverhalt allerdings sehr eindeutig für o.g. Herkunft ausfallen lassen -  bislang.
Eine eigene Studie/Zusammenfassung zur Handreichung an die Politik ist in Vorbereitung.

Privatisierungsreport der GEW

In seinem "Privatisierungsreport-5" vom Oktober 2007 (Bezug über GEW-Shop, ISBN 978-3-939470-16-8) wird auf den Seiten 32-34 einiger Unsinn zum Thema Homeschooling verbreitet. Sowohl Herr Edel vom Verein Schulbildung in Familieninitiative als auch Dr. Munoz von den UN werden falsch und irreführend zitiert. Es besteht also immer noch erheblicher Aufklärungsbedarf über schulalternative Bildungsmöglichkeiten, selbst bei denen, die es gut wissen könnten.
Deshalb hier wenigstens noch einmal der genaue Wortlaut des UN-Sonderbeauftragten in seinem Bericht:
http://www.homeschooling.de/genf.htm (engl./deutsch)

Studien, Literatur

Hier eine kleine Korrektur/Ergänzung zu den Studien des Londoner Bildungsforschers Prof. Dr. Alan Thomas:

Die Studie, die dem Buch "Educating Children at Home" zugrunde liegt, wurde in den Jahren 1994 bis 1997 durchgeführt, das Buch erschien 1998 auf Englisch. Dieses Buch wurde übersetzt und ist soeben auf Deutsch unter dem Titel "Bildung zu Hause. Eine sinnvolle Alternative" erschienen (beruht aber noch auf der Studie von 1994-1997). Alan Thomas hat 2002 ein weiteres Buch (auf Englisch) gemeinsam mit Jane Lowe unter dem Titel "Educating your Child at Home" heraus gegeben. Ein drittes Buch hat er gemeinsam mit Harriet Pattison verfasst, es wird demnächst (auf Englisch) unter dem Titel "How Children learn at Home" erscheinen. Dieses Buch beruht auf weiteren, neueren Untersuchungen.

20. Dezember 2007

Kanada: "Viele Grüße aus dem Paradies"

Liebe Stefanie, Du und Deine Familie, Ihr seid jetzt über ein Jahr in Kanada, um dem deutschen Schulpflichtterror zu entgehen. Wie sieht es aus?

Hier streiten sich die Geister, ob Alberta oder British Columbia besser sind, aber beide scheinen Homeschooling-Familien fast alle Freiheiten zu lassen, die man sich nur denken kann. Die oestlichen Provinzen sind wohl etwas strenger. Wir sind hier in British Columbia als Unschooler rundum gluecklich, selbst als "enrolled student". Wenn ich irgendwann keine Lust mehr habe, jede Woche 25 Stunden Lernaktivitaet zu protokollieren und einen kurzen Bericht zu schreiben, dann kann ich auch auf die $1.000,- pro Jahr verzichten und Julian nur "registrieren" - dann gibt's nur $100,- oder so, aber es gibt keinerlei Auflagen, Lehrplaene, Pruefungen, Einmischung oder Sonstiges. Komplette Ruhe fuers ganze Jahr, nur ein Formular im September ausfuellen.
Viele Gruesse aus dem Paradies, Stefanie

Hier der Link zum Nachlesen der ganzen Geschichte:
http://www.leben-ohne-schule.de/stefanie.mohsennia/kanada.html

Hier eine Internetseite der kanadischen Regierung zu den offiziellen Bildungsmöglichkeiten außerhalb von Präsensschulen:
http://www.bced.gov.bc.ca/dist_learning/dl_vs_homeschool.htm

Public School Distributed Learning
Tim Winkelmans
Distributed Learning Unit
Information Department
250 356-7039
Homeschooling & Independent
School Distributed Learning
Lynette Jones
Independent Schools
Office of the Inspector of Independent Schools
250 387-0963


In Kanada leben auch einige deutsche Familien, die durch ihre Erlebnisse in Deutschland bezüglich freier Bildung und damit verbundener Verfolgung schwerst traumatisiert wurden.
Politisches Asyl für Homeschooler aus Deutschland
Aus gut unterrichteten Kreisen haben wir die Information, dass in Kanada ein Verfahren für deutsche Homeschooler läuft, diese als politische Flüchtlinge in Kanada anzuerkennen. Eine große amerikanische Homeschool-Organisation hat die notwendigen Finanzmittel dafür locker gemacht, denn die Chancen für die offizielle Anerkennung stehen offensichtlich sehr gut (quasi durch).Wir werden weiter berichten.

14. Dezember 2007

Liebe Netzlerner!

Wir leben zwischenzeitlich auf Hawaii und ... waren ca. 1.5 Jahre unterwegs (Schulung in Südafrika, Familienbesuch in Kanada). Wir sind deutsche Staatsbürger und hatten daher unsere Kinder in den Schulen. War eigentlich auch in Ordnung so.
Ich musste mich mit Möglichkeiten des Unterrichtens beschäftigen. Wir haben drei Kinder damals 10, 14 und 16 Jahre alt. Auf Grund finanzieller Überforderungen haben wir uns entschieden auf den Zug "Homeschooling" zu springen. Die Möglichkeiten mit Korrespondenz in Deutschland ist schlichtweg zu teuer und das hin und her mit Post lag mir auf dem Magen. Amerika bietet ein Meer and Unterrichtsmaterial, ich brauchte Monate um durch Internet research und Hilfe einer Freundin dann Material zu bestellen. Damit machten wir uns dann in Koffern auf die Reise.
Meine Erfahrung damit ist gut. Ich konnte sehen, dass auch ich als 'nicht studierte' Mutter durchaus fähig bin meine Kinder auf ihrem Weg zu unterstützen. Wir mussten alle neu lernen, was lernen eigentlich bedeutet. Es ist eine reiche Erfahrung und ich bereue diesen Schritt nicht.
Zwischenzeiltich, als Aussenstehende, bin ich zutiefst bestürzt über die Kontrolle des deutschen Staates bezüglich Familen. Ich bin absolut nicht gegen Schule, aber ich lehne Eingriffe in das Familienleben auf diesem Level ab. Ich empfinde es als absolutes Versagen des Staates seinem Volk zu misstrauen und nicht die Alternative, zu dem offensichtlichen Dilemma der Schulen, zu sehen. In Deutschland schämt man sich fast wenn man seine Kinder unterstützt auf dem Erziehungs und Lernweg. In Amerika stellt keiner Fragen oder 'hinterfragt' Motivationen. Es ist emotional wie Tag und Nacht.
Ich kann nur hoffen dass das Verständnis in Deutschland wächst und die Vorurteile darüber ins richtige Licht gerückt werden. Irgendwo fehlt in Deutschland auf hoher Ebene 'common sence', ich kann beim besten Willen diese Verbohrtheit nicht verstehen.
Ich wünsche Ihnen viel Kraft und wachsende Unterstützung auf ihrem Weg.

Liebe Netzlerner!

Ich habe erst gestern die folgende interessante Seite gefunden. http://www.homeschooling.de

Ich habe ein neunjähriges Kind und einen Laden, mit welchem ich unseren Lebensunterhalt bestreite. In diesem Laden verkaufe ich selbst designte Kleidung, die ich in Asien anfertigen lasse, weshalb ich mich beruflich zwei Monate im Ausland aufhalten muß. Trotz Ablehnung meines Antrages auf Freistellung des Kindes vom Unterricht in diesen zwei Monaten seitens des Schulamtes, habe ich Ida immer mit nach Asien genommen und dort selbst unterrichtet. Das Schulamt empfahl mir die Einweisung in ein Kinderheim in dieser Zeit, was ich natürlich nicht wollte. Nun sind bereits zwei Ordnungsstrafverfahren gegen mich anhängig und ich fühle mich extremen Existenzzwängen ausgeliefert. Einst lebte ich von Sozialhilfe und habe mir die Geschäftsidee vor fünf Jahren nur ausgedacht, damit ich meinen Kindern ein angemessenes Aufwachsen ermöglichen kann. Innerhalb von zwei Jahren entwickelte ich ein eigenes Markenzeichen für meine Kleidung und ich möchte diese Existenz auf keinen Fall wieder aufgeben und mich bei Hartz 4 anmelden. Deshalb frage ich Euch alle: Habt Ihr Kenntnis von ähnlichen Fällen? In denen die Eltern (in meinem Fall eine alleinerziehende Mutter) beruflich zweitweise im Ausland arbeiten muß und die Freistellung des Kindes vom Unterricht nicht genehmigt wird? Begründet wird die Ablehnung übrigens damit, daß Eltern Ihre Berufstätigkeit an der Schulpflicht der Kinder ausrichten müssen. Für Eure Hilfe bzw. Hinweise bin ich Euch schon im Voraus sehr dankbar.

BGH-Beschlüsse (Fortsetzung)

Die BGH-Beschüsse (s. Kurzinfo #3), dass Schulfreie Bildung Kindeswohlgefährdung bedeute (und damit den Sorgerechtsentzug und die Heimunterbringung rechtfertige, können im Anhang auch auf Englisch nachgelesen und in dieser Form weiterverbreitet werden. Zwei Verfassungsbeschwerden gegen diese höchstrichterlichen Beschlüsse sind rechtzeitig zum Ende des 13.12.2007 in Karlsruhe angekommen (Danke den Anwälten, danke Elisabeth Kuhnle). Auch wenn vielleicht nur wenig Aussicht auf Erfolg besteht, waren sie dringend nötig, weil die o.g. Gleichung ansonsten als gesetzt gilt und innerhalb Deutschlands schwerlich zurückgenommen werden kann.

Dem von den Gerichten aufgegriffenen Argument, dass durch die fehlenden Abschlüsse die Zukunft verbaut würde, kann dadurch begegnet werden, dass es 1. den Eltern entgegen der Unterstellung immer und ungeachtet ihrer Schulvermeidungsgründe auf gute Schulabschlüsse ankommt und 2. diese Abschlüsse bzw. Aufnahmen an weiterführenden Schulen, Ausbildungsstätten oder Universitäten in der Regel auch in Deutschland ohne große Probleme möglich sind. Es gibt Aufnahmeprüfungen, Nichtschülerprüfungen (in Österreich "Externistenprüfungen"), Vorbereitungen in Flexschulen, Webschulen und Fernschulen wie ils (Institut für Lernsysteme, Hamburg) oder die dsg (Darmstädter Studiengemeinschaft), die auf einen Abschluss (Haupt-, Real-, oder Hochschulreifeabschluss) vorbereiten und organisieren. Des weiteren gibt es eine zunehmende Durchlässigkeit im Schulsystem und vor allem immer mehr Berufsfachkollegien, an denen auch das berufsbegleitende Abitur auch für Minderjährige ohne Probleme möglich ist. So hat zum Beispiel Klaus Günther, der nie eine Schule besucht hat, in Freiburg erfolgreich Anglizistik studiert und schreibt heute in Bamberg an seiner Doktorarbeit, wie in der oben genannten Sendung "kulturzeit" vom 29.04.2007 berichtet wird.
Der Vorwurf der Vernachlässigung oder gar der Misshandlung von Kindern in Homeschooling-Modellen, weil ihnen darin erheblich mehr Schaden für ihr Leben zugefügt würde als unter gewöhnlichen Umständen (Schule, Internat, Kinderheim), ist in der empirisch erforschten Praxis nicht haltbar. Die Trennung der betroffenen Kinder aus ihrer Familie wegen des anderen Bildungskonzepts wäre unter allen Umständen ein zu vermeidendes, größeres Übel, das auch international zu größtem Unverständnis führen würde.

Interessante Links

Berliner Unis für Studium ohne Abitur
Die Bildungsdebatte in Deutschland wird wieder neu belebt - durch einen Vorstoß des Präsidenten der Humboldt-Universität. Christoph Markschies will Begabte an die Unis holen - allein ein Aufnahmegespräch soll für eine Teilnahme reichen. Quelle: http://www.tagesspiegel.de/magazin/wissen/uni/Bildung-Universitaeten-Berliner-Unis;art296,2394964

Kreativitätskiller Schule
Der Unterricht fördert allzu einseitig rationales Denken – dabei bleiben andere Talente auf der Strecke
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/meinung/Kommentare-Schule-Bildung;art141,2431078

Und plötzlich ist dein Kind weg Eltern kämpfen gegen Behördenmacht
Es kommt immer wieder dazu, dass Kinder fälschlicherweise aus Familien gerissen werden. Verleumdungen, falsche Diagnosen, suggestive Befragung von Kindern führen nicht selten zu falschen Rückschlüssen. Die Folgen sind meist traumatisch für Kinder und Eltern. ...
Einen Alptraum erlebten Christian und seine Frau Suphol aus Hamburg. Christian wurde des sexuellen Missbrauchs seiner Tochter Kerstin verdächtigt. Das Jugendamt veranlasste eine sogenannte "Inobhutnahme", Kerstin kam in ein Heim. Und obwohl der Verdacht längst ausgeräumt und auch vom Jugendamt nicht aufrechterhalten wird, darf Kerstin immer noch nicht in die Familie zurück, ist sogar das Umgangsrecht der Mutter und des Bruders stark eingeschränkt. Seit anderthalb Jahren führen sie nun einen frustrierenden Kampf gegen die Bürokratie. Ähnlich wie Manuela, der in einer Nachtund-Nebel-Aktion ihre vier Kinder genommen wurden und die trotz aller Gutachten und Ungereimtheiten seit Jahren vergeblich um deren Rückkehr kämpft. Quelle: http://www.lernzeit.de/sendung.phtml?detail=1033907

Kinderrechte im Grundgesetz? CSU-Ministerin verteidigt SPD-Vorschlag.
Dr. Siemer vom Familiennetzwerk: "Die bayerische Justizministerin Merk verteidigt den SPD-Vorschlag, Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern. Sie begründet dies u.a. damit, in der bayerischen Verfassung werde auch davon gesprochen, Kinder seien das köstlichste Gut eines Volkes. Damit lenkt sie davon ab, dass der SPD-Vorschlag nicht auf eine allgemeine Wertschätzung von Kindern in der Verfassung, sondern konkret auf die Einschränkung von Elternrechten abzielt. Und erst dann wäre es dem Staat möglich, den Besuch von KITAs oder Kindergärten verpflichtend vorzuschreiben." FAZ. 14.12.2007

Sarkasmus zur politischen Änderungswut am Grundgesetz:
Vergesellschaftung unveräußerlicher Grundrechte
"Ein weiterer Satz muss dem Staat endlich auch einen eigenen Erziehungsauftrag einräumen, um dem möglichen Versagen von Eltern für Kinder jederzeit zuvorkommen zu können und um das unaufdringliche Wohlwollen der jeweiligen Regierung und des Heeres seiner Streit- und Lehrkräfte von vorneherein unverdächtig zu gestalten. Eine deutsche Schule muss der Inbegriff für Erziehung und Bildung schlechthin sein, anders darf das Recht auf Bildung zum Wohl des Staates nicht definiert werden. Auch diese kleinen Modifikationen sind schon seit 1945 überfällig, da ja die entsprechende Rechtspraxis bis hin zum Bundesverfassungsgericht gängig und de facto Standard ist."
aus http://liberty.li/magazine/?id=4577&q=Vergesellschaftung+unver%E4u%DFerlicher+Grundrechte

US-Präsident stellt Rettungsplan vor
Die von Bush (irrtümlich) angegebene Nummer ist die der Freedom Christian Academy aus Texas, die christlich geprägte Lehrmaterialien für den Hausunterricht anbietet. Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,ra9m1/finanzen/artikel/315/146973/

Selbst ist der Mann
Will Smith und Ehefrau Jada Pinkett Smith entwickelten im Rahmen des Heimunterrichts ihrer Kinder bereits eigene Lern- und Lehrtheorien, die sie jetzt auch an andere Eltern weitergeben wollen: "Wir haben den Hausunterricht vor sechs Jahren begonnen. Wir fanden etwa acht oder neun Eltern, also legten wir alle zusammen", so der Schauspieler laut dem US-Magazin "People". "Es sind einfach sehr wirksame Ausbildungskonzepte, an die wir da glauben und es fühlt sich so an, als wolle ich ein System kreieren, dass die öffentliche Ausbildung revolutionieren könnte."
Quelle: http://www.gala.de/stars/news/13933.html

Zitate, Studien, Literatur

"Alan Thomas vom 'Institute of Education' der Universität London hat in seiner pädagogischen Forschung nachgewiesen, dass Kinder ein natürliches Lernen kennen, das wesentlich effektiver ist, als das programmatische Lernen der Schule.161"
Fußnote 161: Alan Thomas. Educating Children at Home. Cassell Academic: London, 1998; Jane Lowe, lan Thomas. Educating Your Children at Home. Continuum: London, 2002
Quelle:
Fischer, Ralph; Ladenthin, Volker (Hrsg.): Homeschooling - Tradition und Perspektive. Systematische Pädagogik Band 8. Würzburg 2006, Ergon Verlag ISBN 3-89913-482-6

Der Londoner Bildungsforscher Alan Thomas ist Doktor der Psychologie und hat in seiner neueren qualitativen Studie von 2005 100 Familien ohne Schule untersucht. Das Buch ist 2007 auch auf deutsch erschienen. (s.a. http://www.homeschooling.de/studien.htm)
Thomas, Alan: Bildung zuhause. Eine sinnvolle Alternative. Originaltitel: Educating Children at Home. Leipzig 2007, tologo Verlag, ISBN 978-3-940596-00-0
In der Sendung "Kulturzeit" am 29.04.2007 beim Sender 3Sat plädierte der Bildungsforscher Ladenthin, "etwas unverkrampfter mit dem Thema umzugehen". Niemand bliebe dumm, weil er einen einzigen Lehrer habe "und niemand wird deswegen schlau, weil er in einer Klasse sitzt". Sondern es käme auf die Qualität dieses Unterrichts an. Ladenthin wörtlich: "Es gibt schlechten Homeschooling-Unterricht und guten Schulunterricht, aber es gibt auch schlechten Schulunterricht und guten Homeschooling-Unterricht. Und die Aufgabe wäre dafür zu sorgen, dass beides gut wird."
Auf seiner Website http://www.students.uni-marburg.de/~Spiegler/ befindet der Soziologe und Autor der ersten wissenschaftlichen Studie "Home Education in Deutschland" Dr. Thomas Spiegler von der Phillips-Universität in Marburg: "Die bisher vorliegenden Studien kommen zu dem Schluss, dass Schüler mit Home Education hinsichtlich des Erwerbs sozialer Kompetenzen anderen nicht nachstehen, oder diese sogar übertreffen."
Quelle: Spiegler, Thomas: Home Education in Deutschland.Hintergründe - Praxis - Entwicklung. Wiesbaden 2007, Verlag für Sozialwissenschaften, ISBN 978-3-531-15729-0

1. Dezember 2007

Liebe Netzlerner!

Wir wissen keinen Rat mehr, möchten Ihnen einfach von unserer Situation Kenntnis geben. Ob vor Ort noch eine Einigung erfolgt, kann ich noch nicht abschätzen. Wir haben mit einem medizinischen Problem zu tun, das belastet zusätzlich. Für Ihre bisherigen Informationen bedanken wir uns. {..} Unser Sohn hat heute Geburtstag und kann jetzt selbst mit einer Geldbuße belangt werden. Einfach unglaublich. Wer so etwas nicht selbst erlebt, glaubt es nicht...

Liebe Netzlerner!

Obwohl ich immer wieder auf unsere Schwierigkeiten bei der Beschulung unserer Kinder hinwies, wurde unsere Familie lediglich mit Trennung und Ordnungsgeld bedroht und durch die Schule denunziert.
Wenn man mir als Mutter zutraut, unter diesen Umständen eine gute Erziehungsarbeit zu leisten und die Kinder zu ermutigen und zu trösten, dann erwarte ich auch unverzüglich die Erlaubnis, sie eigenverantwortlich mit Hilfe einer Fernschule (Clonlara, ILS Hamburg, SGD Darmstadt, Philadelphia Siegen oder Webschule Bochum) zu unterrichten.
Die Beschulungssituation hier {..} mit täglich dreistündigen Schulwegen, einer Grundschule, deren Rektor mit der Kindsmutter nicht mehr spricht, und einer Regionalschule, die um ihre Reputation fürchtet, ist desolat.
Eine Schule in Trägerschaft der evangelischen Kirche entfernte zwei Hochbegabte aus einer Klasse binnen eines Schuljahres, begleitet vom Jugendamt, das diese äußerst üblen Vorgänge als „Schnee von gestern“ bezeichnet. Leider übersieht das Jugendamt, wie viele Familien von der Haltung dieser Schule betroffen sind. Die Kinder treffen sich in Koblenz und Königswinter wieder, jedenfalls die Kinder der betuchteren Familien.
Parallelgesellschaft?
Die Denunziation einer Neuwieder Schule wurde vom Jugendamt hartnäckig als Druckmittel gegen unsere Familie genutzt. {..} Eine Gelegenheit zur Stellungnahme erhielten wir nicht.
Auf Grund unserer langjährigen Erfahrungen mit nachbarschaftlicher Nachhilfe (Kannste mal, weißte mal, haste mal …) kenne ich die Schulnot vieler Kinder aus erster Hand, ebenso wie die Prägung vieler Erwachsener (Und dann habe ich nach der Schule jahrelang kein Buch mehr angefasst …)
Ich weiß sehr genau um das selbstverständliche nachmittägliche Homeschooling in vielen Familien. Mama ist zuständig für Englisch, Deutsch und Lebenshilfe, Papa für Mathe, Chemie, Physik.
Manche betuchten Familien (Parallelgesellschaft) können auch auf professionelle Hilfe zurückgreifen. Die Werbung der Schülerhilfe prangt sogar an der Eingangstür des Neuwieder Gymnasiums: „Fit in der Schule, selbstbewusst durchs Leben.“ Schön wäre es …
Ich sehe mich kaum in der Lage, ohne erhebliche Abstriche an unserer Lebensqualität vier Kinder durch das deutsche Schulsystem zu zerren. Vor allem das Vertrauen in die pädagogische und fachliche Kompetenz von Lehrern ist völlig verschwunden. Der Vertrauensvorschuss, den wir Schule gegenüber erbracht haben, ist vollständig aufgebraucht.
Damit stehe ich nicht alleine da. Das Lehrerhasserbuch mit Folgebänden spricht ebenso eine klare Sprache wie die Pisastudien und andere Forschungen zum Thema Schule. Andererseits gibt es eine Fülle von wissenschaftlichen Berichten, die über das Homeschooling am Vormittag sehr Gutes berichten. Warum werden diese Berichte mit großer Hartnäckigkeit ignoriert und arrogant (Bericht des UNO Beauftragten) abgewiesen?
Ein wirklicher hoher IA-Faktor (Ignoranz und Arroganz), den sich eine demokratische und an Nachhaltigkeit interessierte, angeblich demokratische Gesellschaft auf Dauer nicht leisten kann.
In der Bildungslandschaft einer Demokratie mit Schloss Salem und Nenas Schule für glückliche Kinder gehört die Möglichkeit zum Homeschooling einfach dazu.
Die deutsche Geschichte fordert in besonderer Weise zu einem wachsamen Blick auf bestehende Gesetze auf.
Gesetze sind Menschenwerk.
Die natürlichen Bindungen innerhalb einer Familie unterliegen den Gesetzen der Natur
(Gordon Neufeld: Unsere Kinder brauchen uns) und dürfen nicht mutwillig durch das Jugendamt und die Ordnungsbehörden durch Bedrohungen finanzieller und familiärer Art immer wieder eingeschränkt oder sogar vernichtet erden.
Die Qualität des Schulsystems wird durch die tagesaktuelle Stellungnahme eines vierzehnjährigen Gymnasiasten gut dokumentiert:
„Ich würde alles tun. Ich würde Blätter im Wald mampfen und ich würde mit Pfeil und Bogen auf die Jagd gehen. Ich würde so gerne alles hinschmeißen.“
Schule schmeckt gut, Millionen Fliegen können nicht irren?
Viele sehen das anders.
Geben Sie den Familien, die gewillt sind, die Mühen das Hausunterrichtes auf sich zu nehmen, und die ihren Kindern einen klaren Kopf und ein freudiges Herz bewahren wollen, die Chance, in Deutschland zu bleiben.
Wollen Sie wirklich warten, bis die erste Familie medientauglich zusammenbricht, bis Menschen keinen Ausweg mehr sehen?
Dieses Hin- und Hergerissen werden zwischen den eigenen üblen Erfahrungen mit diesem Schulsystem, den Freunden vor Ort und der Notwendigkeit, das Land unter dem Druck von Zwangsmaßnahmen verlassen zu müssen, um die Familie zusammenzuhalten, ist menschenunwürdig und verletzt massiv den Grundsatz des Schutzes der Familie.
Gerne bin ich bereit, meine eigenen Erfahrungen weiterzugeben.
Keinesfalls werde ich zulassen, dass meine Familie an den Rand eines finanziellen und seelischen Abgrundes gedrängt wird und wir als Kollateralschaden unseres Bildungssystems landen.
Die Verfolgung von Homeschoolern, die nur die Spitze eines Eisberges von unzufriedenen, frustrierten und beschämten Kindern und Eltern bilden, ist unwürdig mitten in einem angeblich demokratischen Land.
Die wiedererwachte Kontrollsucht und das Machtstreben müssen durch eine Erlaubnis zum Homeschoolen gemildert werden. Nachmittags und abends nehmen die Eltern bereits selbst oder durch Nachhilfeinstitute erheblichen Einfluss auf die Lernfortschritte ihrer Kinder.
Eltern und Jugendlichen muss die Gelegenheit gegeben werden, auch mit abweichendem Begabungsprofil zukunftsträchtig lernen und leben zu dürfen.
Bitte unterstützen Sie uns und andere Hausunterrichtsbedürftige und -willige {..}
Die Zustellung der Nachricht über eine Geldbuße von 3ooo Euro zuzüglich Verfahrenskosten hat uns heute nicht wirklich weitergeholfen. Eine Geldbuße ist sicher nicht die richtige Antwort auf unsere schwierige Beschulungssituation.

Liebe Netzlerner!

Aus staatspolitischer Raison ist eine allgemeine Schullpflicht, vertreten durch die Protagonisten und Rechtfertiger der Staatsmacht zur Steuerung des Denkens der Jugend (NS-Zeit, "Lufthoheit über die Kinderbetten", Krippenverpflichtung in der DDR) bestens verständlich, doch als höchstes Gut liberaler Freiheiten sollten wir die Freiheit in den Köpfen unserer Kinder verteidigen. Der deutsche Hang zur Gleichmacherei und die Angst vor Experimenten und freienm Konkurrenzkampf hat Deutschland bereits mehrfach mit Hurra an den Rand des Unterganges gebracht. Richter waren zu allen Zeiten Büttel der Macht, ihnen steht nur das recht des Volkes auf Widerstand entgegen, den in unserer Zeit, in der Machterhalt nicht mehr durch Proserität und Sozialleistungen erkauft werden kann, paßt diese Entscheidung in die in allen Lebensbereichen spürbare Ausweitung der Repression, Bespitzelung und vorsorglichen Datenspeicherung, des Ausbaues der Überwachung zur Beherrschung und Lenkung des Volkes, und insbesondere der Kinderköpfe. Die allgemeine Schulpflicht ist damit in höchstem Maße undemokratisch und gegen die bürgerliche Freiheit. In einer Zeit immer individuellerer und oftmals gebrochener Lebensläufe ist die allgemeine Schulpflicht kontraproduktiv, da sie die Kinder nicht im besten Sinne fördert und so die der Gesamtgesellschaft zur Verfügung stehenden Leistungsreserven mobilisiert, sondern bei jedem Ortswechsel bereits hohe Hürden aufrichtet. In einer Welt, in der Flexibilität und Mobilität im Rahmen der globalen Vernetzung an Bedeutung noch weiter gewinnen werden, ist sie damit auch wirtschaftlich hemmend, da sie nicht dazuführt, Kinder auf dieses Leben maximal und individuell nach ihrem Können und Vermögen vorzubereiten. Die rechtspolitisch erforderliche Vergleichbarkeit der Abschlüsse und Schlüsselqualifikationen ließe sich in bundeseinheitlichen und bundesweiten Prüfungen ausreichend bemessen und sichern.

Erste Eingeständnisse staatlicher Instanzen zu Schulversagen

Die Senatsverwaltung für Jugend Bildung und Sport eine Empfehlung zur Gewaltprävention veröffentlicht,
in der es hauptsächlich um Schuldistanz geht.

http://www.sensjs.berlin.de/../empfehlungen_AG.pdf

"An der Arbeitsgruppe nehmen Vertreter/innen der Geschäftsstelle der Landeskommission Berlin gegen Gewalt (Federführung), der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport, des Landesjugendamtes, der Bezirke, des Schulpsychologischen Dienstes, der Senatsverwal-ung für Inneres, der Berliner Polizei, der Ausländerbeauftragten des Senats von Berlin sowie Schulleiter teil."

Die Herausgeber, allesamt also vom Vater Staat bezahlte Persönlichkeiten, haben festgestellt, dass Gründe in verschiedenen Bereichen zu suchen sind, u. a. auch in der Schule:
Probleme in der Struktur schulischen Lernens:

- Leistungsdruck, Versagensängste, erfolgloses Lernen, schlechte Zensuren, Klassenwie-derholungen, Herunterstufung in eine geringwertige Schulform, falsche Schulform, nicht bewältigte Übergänge,
- keine Aussicht auf guten Schulabschluss, auf eine Lehrstelle, auf gute Berufsausbildung,
- Anpassungsforderungen
- Unterricht ist aufgrund sich wiederholender Abläufe langweilig,
- schulische Bildungsinhalte werden als bedeutungslos bzw. sinnlos empfunden,
- schulisches und außerschulisches Leben und Lernen sind getrennt,
- Lernen hat zu wenig mit den Interessen, den Lebenslagen der Sch. zu tun,
- schulisches Lernen hat zu wenig gegenwärtigen Gebrauchswert

Besonders interessant der folgenden Absatz zur Schulpflicht:

Folgende Formulierung sollte ins Schulgesetz aufgenommen werden:
„Befreiung von der Schulpflicht soll bei entsprechender Empfehlung durch die zuständige Helferkonferenz (Schule/Jugend) ausgesprochen werden, wenn die Erfüllung der Schulpflicht nicht für sinnvoll gehalten wird."
Die gegenwärtigen Bestimmungen zur Schulpflicht sind zu starr. Sie erschweren und verzögern pädagogisch sinnvolle, außerschulische Maßnahmen wie eine Teilnahme von schuldistanzierten Jugendlichen an einer Therapie oder Berufsvorbereitung.

Prämiert in Kanada – hier Sorgerechtsentzug

Homeschooling. Das kennen Sie, werden Sie sagen.

„Kindern das Gemeinschaftserlebnis Schule vorzuenthalten, sie abzuschotten von der Welt und nur mit den eigenen Ideen zu infiltrieren, ist falsch. Kinder haben ein Recht auf Schule, auf Klassenfahrten und auf Gemeinschaftserlebnisse.“ Solche Sätze sind richtig, verfehlen aber das Thema.

Dieser Eindruck musste entstehen, als die Medien anfingen, über einige spezielle Fälle der Schul- und Unterrichtsverweigerung oder religiösen Eifer in Deutschland zu berichten. Nach vielen Jahren eingehender Beschäftigung mit den Lernbedingungen der verschiedenen Arten der nicht an Institutionen gebundenen Bildung habe ich einen wesentlich differenzierteren Blick gewonnen.

In diesem Artikel sollen einige geistige Barrieren beleuchtet werden, die die Legalisierung von Homeschooling in Deutschland behindern.

Zunächst allein dieser Anglizismus, der vielen ein Dorn im Auge ist.

Viele Versuche wurden unternommen, den weltweit eingebürgerten Begriff „Homeschooling“ in die Sprache eines Landes zu übersetzen, in dem Schulpflicht als Schulzwang herrscht.
Eine adäquate Übertragung des internationalen Begriffs "Homeschooling" ist vielleicht „Selbststudium im Schulalter“. Mit Homeschooling wird ausgedrückt, dass Lernende im Schulalter, ob mit oder ohne Unterricht, teilweise oder völlig ohne Schulinstitutionen auskommen. Weniger liegt der Fokus auf "Home", was im Deutschen mehr mit "Zuhause" oder schlimmer mit "Heim" übersetzt wird, statt im Kontext betrachtet mit der Bedeutung von "Selbst-" oder "Auto-" gesehen werden sollte. Auch der Wortteil "schooling" sollte nicht 1:1 in das Deutsche übertragen werden, schon gar nicht mit "Schule". Schule wird traditionell in Deutschland immer als Institution verstanden und ist damit genau das, was Homeschooling nicht meint. "schooling" ist denn auch mehr Ausdruck des Sich-Bildens. Kurzum: Solange es im Deutschen keinen prägnanten Begriff gibt, der alle Formen der institutionsfreien Bildung im Schulalter abdeckt, ist der international bekannteste Begriff "homeschooling" als Oberbegriff am griffigsten.

Warum neue Bildungsansätze? Es gibt doch Schulen.

Das Phänomen des Homeschooling hat viele Wurzeln. Dass es – wie übrigens auch in Schulen – Erwachsene gibt, die ganz bestimmte Entwicklungen ablehnen oder gefördert sehen wollen, soll nicht verleugnet werden. Sicherlich reflektieren manche, gern einseitig ausfallende Berichte über Eltern, die einzelne Unterrichtsinhalte wie z.B. Evolutionslehre oder Schwimmen ablehnen, einen Teil der nicht zu leugnenden Wahrheit über die Hinwendung zu einer Form des Homeschooling in Deutschland. Wesentlich plausiblere Motive für Homeschooling gibt es en masse. Waren es in Flächenländern wie USA, Kanada oder Australien die räumlich schwer erreichbaren Institutionen, wird es z.B. mittlerweile auch in Deutschland immer schwieriger, eine finanziell und räumlich gut zu erreichende Schule des Vertrauens zu finden. Zunehmende Sparzwänge, konsequente Schulzusammenlegungen, die als Gemeinschaftsschulen getarnt und angepriesen werden, oder auch dramatisch schwindende Bevölkerungszahlen wie in Thüringen oder Mecklenburg-Vorpommern führen zwangläufig zu anonymen Lehranstalten, die keiner Kindheit mehr würdig sind.
Es wurden und werden auch immer mehr Sonderfälle bekannt, wo Kinder und Jugendliche mit dem vorhandenen Schulangebot einfach nicht zurechtkommen. Denken Sie z.B. an Mobbing oder Kinder mit Hochbegabung, ADHS, Schulangst, starke Mobilität der Eltern, Einschränkungen wie Dyskalkulie oder starke Legastenie. Fast täglich erreichen mich Emails von solchen Kindern oder deren Eltern. Viele dieser Briefe ließen mich erschaudern und es ist zum Verzweifeln, dass es bisher keinerlei Lösung oder Alternative für diese Familien in unserem Land gibt.
Als starke Wurzel des Homeschooling möchte ich aber den dem Menschen näheren Bildungsansatz herausgreifen, über den sich Eltern weltweit zunehmend Gedanken machen.
Bei allem Getrommel der Schulbürokratie und Bildungslobby für professionelle, verbesserte Lehrmethoden, Schulformen und Strukturen wird oft die Subjektstellung unserer Kinder missachtet. Bildung wird traditionell vermittelt und nicht aktiv erworben. Kinder werden (passiv) gebildet und „beschult“ statt dass sie sich bilden. Vor lauter Testungen, Erhebungen, Beurteilungen und Prüfungen bleibt dem heranwachsenden Wesen immer weniger Zeit zur individuellen Entfaltung und zu ganz praktischen Lebenserfahrungen.

Zum Erhalt hoher Motivation bedarf es Vertrauen. Menschliche Nähe und starke Beziehungen sind der Schlüssel zu sinnstiftendem und erfolgreichem Lernen. Positive emotionale Bindungen zu erwachsenen Bezugspersonen können in Schulen immer weniger geboten werden. Aber beim Homeschooling sind es Initiativen oder einzelne Eltern, die die notwendige Zeit ihren Kindern persönlich zu geben bereit sind. Kinder behalten ihr Interesse, ihre Lernfreude und die natürliche Neugier. Viele Kinder und Jugendliche könnten in ihrer Reifung sehr profitieren, wenn sie Möglichkeiten der nicht (immer) an Institutionen gekoppelten Bildung mit ihnen nahestehenden Erwachsenen hätten. Selbst in Formen des Homeschooling, in denen kein bißchen Unterricht gegeben wird (keine Angst, gelernt wird manchmal umso mehr) verbergen sich laut internationalen Studienergebnissen Chancen für sehr gute Bildung, womit hier allgemein psychosoziale, charakterliche wie auch akademische Fähigkeiten gemeint sind.

Die prekäre Lage des öffentlichen Schulsystems, in der sich übrigens auch die relativ wenigen Privatschulen befinden, ist, Kindern nicht ausreichend Spielraum und natürliche Lebenswelt bieten zu können. Es ist einfach eine völlig andere Art zu Lernen und sich zu entfalten, wenn man nicht für Lehrer und Klassenarbeiten am nächsten Tag lernt, sondern für sich und sein Leben (motivierende, individuelle und anregende Bezugspersonen vorausgesetzt).

Nun zu den Inhalten. Was Bildung einmal war, wissen wir. Was aber bedeutet Bildung heute? „Ehrfurcht vor Gott zu wecken“, wie es die Gründungsmütter und -väter noch in die Präambel der nordrhein-westfälischen Verfassung schrieben, ist als „das höchste Erziehungsziel“ längst passé. Wer also bestimmt, was gute Erziehung und Bildung ist? Wer definiert, was sie zu sein hat? Immer weniger Bedeutung kommt der reinen Wissensvermittlung zu. Soziale Verantwortung und je nach regierungsamtlichem Gusto ökologisches Bewusstsein und politisches Interesse sind wichtig. Jedenfalls wertfrei und „objektiv“ soll Bildung, ergo Schule sein. Eine andere Quelle für Bildung kann und darf es aus Gründen der Gerechtigkeit für gleiche Startbedingungen nicht geben. Diese soll kostenfrei sein – ist sie längst nicht mehr. Schulgeld und Nachhilfe verschlingen bare Mittel – von Fahrtkosten ganz zu schweigen. Und Spaß soll Schule machen – im kritischen Alter zusammengerechnet sogar 40 Sunden die Woche lang. Eltern wie Staat hätten gerne sozial verantwortliche, mündige neue Bürger, die fähig werden, selbstbestimmt ihren eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten. Kinder werden selten gefragt – wollen all das aber in der Regel ganz von allein, wenn Mama oder Papa es vormachen können.

Wachsende internationale Solidarität

Die internationale Empörung über die Kriminalisierung des schulfreien Lernens in Deutschland wächst. Gestern am 30. November fand vor der Deutschen Schule in Pretoria (Südafrika) eine Protestkundgebung statt. In Südafrika war Homeschooling zu Zeiten des Apartheid-Regimes verboten und wurde 1996 von der neuen Regierung unter Nelson Mandela erlaubt. Die genaue Anzahl frei lernender Kinder in Südafrika ist nicht bekannt, da hier keine Kontrolle stattfindet, man schätzt ca. 100.000.

Auf der Homepage http://www.bremen-memorial.org/  wird unter Hinweis auf den Bremer Fall der Familie Neubronner zu Protesten aufgerufen. Die Südafrikanischen Homeschooler empören sich besonders darüber, dass deutsche Kinder in Südafrika in eigenen deutschen Schulen und Kindergärten "parallel" zur afrikanischen Gesellschaft gebildet werden und ihnen das Homeschooling vom Auswärtigen Amt empfohlen wird, deutsche oder südafrikanische Familien in Deutschland hingegen mit Hinweis auf die Gefahr von "Parallelgesellschaften" zum Schulbesuch gezwungen werden sollen.