26. September 2008

Interessante Links zu Bildungsfreiheit #41

Keine staatliche Anerkennung für fremde Konzepte
VG Karlsruhe: ... Zwar lasse das baden-württembergische Schulgesetz den Unterricht außerhalb der staatlichen Grundschulen in zwingenden Ausnahmefällen zu. Eine solche Ausnahme bestehe jedoch nicht, wenn die öffentlichen Schulen lediglich wegen ihrer Unterrichtsinhalte und Lernziele abgelehnt würden (Urteil vom 15.07.2008, Az.: 11 K 922/08, rechtskräftig, BeckRS 2008, 39196).
Die Mutter des Klägers hatte das VG Karlsruhe angerufen, weil ihr Sohn eine von ihr ausgesuchte private Schule besuchen sollte. Sie hatte geltend gemacht, die an dieser Schule praktizierten Lernmethoden und -ziele seien aufgrund ihrer ganzheitlichen Ausrichtung besser für ihren Sohn geeignet als die pädagogischen Konzepte, die an staatlichen Schulen vorherrschten. ...
Quelle: Beck aktuell am 24.09.2008
Anm.: Die pädagogischen Konzepte der staatlichen Schulen sind seit 70 Jahren wohlbekannt und relativ einheitlich: Betreuungsschlüssel 1/30, Absitzen im 3/4 Takt auf harten Holzstühlchen, Kommandos ausgeben, Lehrplan eintrichtern.


Steuererhöhung zugunsten der Bildung
Sachsen-Anhalts Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) hat mit dem Vorschlag für Wirbel gesorgt, zugunsten der Bildung die Mehrwertsteuer weiter zu erhöhen. "Wer ein in sich konsistentes, kostenloses Bildungssystem von der Kita bis zur Uni will, kommt am Ende trotz aller Sparbemühungen um Steuererhöhungen nicht herum", sagte Bullerjahn "Spiegel Online". ...
Quelle: AFP am 22.09.2008
Schluss mit der Dressurschule!
"Es ist kein Naturgesetz, dass Kinder die Lust am Lernen verlieren!" Der Neurobiologe Gerald Hüther über die Folgen von Druck in der Bildung. ...
Quelle: Süddeutsche Zeitung am 17.09.2008
Anm.: Ein Interview mit allen Argumenten für Homeschooling - das wird nur nicht erwähnt.
Alternatives Lernen  - Wie es euch gefällt
An Sudbury-Schulen lernen Kinder ohne Klassen und Noten - und Skeptikern zum Trotz auch ohne Chaos. ... Deutschland hinkt hinterher ...
Mit diesen Merkmalen gehören die Sudbury-Schulen zur Bewegung der "demokratischen Schulen", von denen es weltweit mittlerweile mehr als 100 gibt. In Deutschland bemühen sich die meisten Initiativen bisher allerdings vergeblich um eine Genehmigung. "Das hängt auch damit zusammen, dass das deutsche Schulsystem mehr als andere von Hierarchien geprägt ist", sagt der Erziehungswissenschaftler Hans Brügelmann von der Universität Siegen, der sich seit langem mit dem Thema beschäftigt. ...
Quelle: SZ am 21.09.2008
Selbstbestimmt Lernen
Lernkongress 2008 fordert Wandel der Lernkultur ...
Der Leiter des Transferzentrums, Hirnforscher Prof. Manfred Spitzer, ist zugleich Direktor der Psychiatrischen Uniklinik in Ulm und kann mit Erkenntnissen aus der Hirnforschung zeigen, wie sich Lernen ändern muss.
Wenn wir auf eine heiße Herdplatte fassen, lernen wir sofort, dass das nicht gut ist, aber im Gehirn ist dabei der Mandelkern beteiligt, eine Region, die mit Angst zu tun hat. Darum löst jede heiße Herdplatte in Zukunft Angst aus. Deshalb taugt derartiges Lernen nur zum Überleben, nicht aber zum Entwickeln neuer Ideen:
"Angst und Kreativität schließen sich aus. Wenn man also heute mit Angst lehrt, dann sorgt man dafür, dass das Gelernte, selbst wenn es hängen bleibt, zum kreativen Problemlösen nichts taugt. Jeder kennt wahrscheinlich jemanden, oder ist selbst betroffen: Wenn der 'ne Formel sieht, verfällt der in so 'ne intellektuelle Totenstarre: Oh, Mathematik konnt' ich noch nie und fertig war's das, ja?"
Eine Lernkultur, die auf Angst aufbaut, macht so aus kleinen wissbegierigen Kindern in kurzer Zeit Schüler, die sich fragen, wie man die Schule heil übersteht. Das lässt sich vermeiden, wenn Lernen das Hirn genauso nutzt, wie bei kleinen Kindern. Manfred Spitzer: "Dieses System hat also ganz viel mit positiven Emotionen zu tun - es macht nämlich positive Emotionen - und mit Lernen. Und wir wissen das erst seit wenigen Jahren, wie eng verknüpft in einer Struktur, die heißt Nucleus Acumbens, die liegt mitten in unserem Kopf, und in dieser Struktur ist, wenn man so will, Glück und Lernen ganz eng miteinander verknüpft."
Damit Lernen gelingt muss nicht eine Klasse, sondern jeder einzelen Schüler wahrgenommen und geschätzt werden. Das braucht, genau wie Kreativität eine gewisse Muße. Vollgestopfte Lehrpläne dagegen verhindern Erfolg. Jeder Schüler muss sein Lerntempo wählen können, damit er selbstbestimmt lernen kann. Das geht nicht mit Frontalunterricht. ...
Quelle: dradio online am 15.09.2008
„Die Bedeutung der Schule wird oft überbewertet“
Trompete, Fußball oder Zeit zum Träumen – was brauchen Kinder am Nachmittag? Beides, sagen Experten. ...
Generell warnt Zellmann davor, junge Menschen zu sehr zu verplanen. „Gerade Kinder und Jugendliche brauchen Zeiten scheinbaren Nichtstuns, um zu sich zu finden.“ Beide Extreme – zu wenig Stimulation wie Überforderung – hält er für gleich schlecht. „Diesbezüglich kann man aber keine Richtlinien aufstellen – das ist von Kind zu Kind verschieden.“ ...
Quelle: Die Presse am 21.09.2008
Skepsis gegenüber einer allgemeinen Schulpflicht ab vier Jahren
Das Kind gehört sich selbst und seinen Eltern und nicht dem Staat. Die allgemeine obligatorische Schulpflicht war eine Errungenschaft des liberaldemokratischen laizistischen Staates. Das ändert nichts an der Tatsache, dass die Schulpflicht allen Eltern und Kindern einen Zwang auferlegt. Was an Verstaatlichung im 19. Jahrhundert als Abwehr des konfessionell dominierten Schulwesens möglicherweise notwendig war, hat für das 21. Jahrhundert keinen Modellcharakter mehr. Heute geht es um die Befreiung des Bildungswesens aus den egalitären staatlichen Fesseln und um den schrittweisen Übergang zu flexibel und autonom gestalteten Formen der Kombination von Lernen, Arbeiten und Musse während des ganzen Lebens. ...
Die frühe Schulpflicht wird auch als Massnahme der Frauenförderung propagiert. Sie unterliegt dem Trugschluss, dass Kinder lediglich eine zeitliche und finanzielle Belastung darstellen, die Eltern so früh wie möglich an den Staat abschieben wollen. Selbst wenn eine Mehrheit dies tun will, soll eine Minderheit nicht dazu gezwungen werden. Die Kleinkindererziehung ist für Väter und Mütter auch eine grosse Chance. Auch Eltern werden erzogen und gezähmt – durch ihre Kinder. Warum soll man jenen Frauen und Männern, die den Kontakt mit Kindern als bildend und bereichernd empfinden, diese Chance wegnehmen? Auch hier geht es allenfalls um Minderheiten, aber um Minderheiten, die aus liberaler Sicht besonders schutzwürdig sind.
Zeit mit Kindern ist viel wert, und wer staatliche Schulzeit zulasten der Familienzeit ausweitet, nimmt jenen Eltern, die Familienzeit schätzen, etwas weg. Jene Familienpolitik, welche nur finanzielle Entlastung der Eltern durch kollektive, staatsfinanzierte Institutionen als «familienfördernd» betrachtet, beruht auf Irrtümern. Die Familie wird auch dadurch gefördert, dass man sie in ihrer Notwendigkeit wirksam bleiben lässt und herausfordert. ...
Quelle: Neue Züricher Zeitung am 25.09.2008, eigentlich bezüglich "Harmos" in der Schweiz

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