19. September 2008

Literatur, Studien und Termine (Ausgabe #40)

Schule - allenfalls Platz zum Aufwärmen
Morton Rhue liest am Immanuel-Kant-Gymnasium aus seinem neuesten Buch "Ghetto Kidz"
Sein 1984 erschienener Roman "Die Welle" ist schon fast so etwas wie ein moderner Klassiker. Mehr als drei Millionen Mal wurde das auf eine wahre Begebenheit zurückgehende Jugendbuch von Morton Rhue verkauft, das von einem außer Kontrolle geratenen Faschismus-Experiment an einer amerikanischen High School erzählt und seit seiner Veröffentlichung zum Lektüre-Kanon vieler deutscher Schulen gehört.
Am Dienstag war der US-Autor zu zwei Lesungen in Rüsselsheim zu Gast. Auf Einladung des "Bücherhauses" las Rhue am Vormittag an der Immanuel-Kant-Schule vor rund 200 Schülerinnen und Schülern der Klassenstufen 12 und 13 aus seinem im Juli auf Deutsch erschienenen Buch "Ghetto Kidz" und stellte sich anschließend der Diskussion. ... (Neo-)Faschismus, Amoklauf an Schulen, Obdachlosigkeit, Erziehungscamps - Morton Rhue hat sich in seinen Jugendbüchern vieler brisanter, meist hochaktueller Themen angenommen. Wie viele Amerikaner sei er der Überzeugung, dass die USA ihren Bürgern so vielfältige Chancen auf Bildung, gesellschaftlichen und finanziellen Erfolg bieten wie kaum ein anderes Land auf der Welt, so Rhue zu Beginn. Doch diese Chancen seien nicht gleich verteilt. ...
Quelle: Main-Spitze am 18.09.2008


Internationaler Tag der Bildungsfreiheit: Schauplatz Wien ...
Nach einer knappen inhaltlichen Einführung von Rahim Taghizadegan, der einen historischen Überblick über die kontinuierliche Einschränkung der Bildungsfreiheit gab und mit einem Plädoyer für Bildungsverantwortung schloß, stellten sich vier Praktiker der Bildungsfreiheit den Fragen des Publikums. ...
Anja Krohmer erzählte, warum sie Deutschland verließ und in Österreich gewissermaßen Asyl suchen mußte. ...
Michael Kleinbichler erzählte von seiner Initiative, gemeinsam mit anderen Eltern eine Naturkindergruppe zu gründen, die Stadtkindern ein Aufwachsen in der Natur ermöglicht. ...
Mag. Christina Partsch erzählte von ihrer Erfahrung mit einem ihrer Söhne, der angeblich an „Schulphobie“ litt. Die Pädagogin kam vollkommen unvermittelt dazu, Bildungsfreiheit zu praktizieren, also volle Bildungsverantwortung für ihren Sohn zu übernehmen. Plötzlich fand sie sich vor der Entscheidung, ob sie dem auf sie ausgeübten Druck seitens der Schulen und Behörden nachgeben und ihren Sohn in die Klinik einweisen lassen sollte. Dort würde er von den Eltern isoliert und mit Psychopharmaka von seiner „Schulphobie“ „geheilt“. ...
Eva Jelken schließlich faszinierte durch die Geschichte ihrer ungewöhnlichen Kindheit in einer ungewöhnlichen Familie. Evas Eltern waren stets der Massengesellschaft kritisch gegenüber eingestellt und bauten mit gleichgesinnten Familien eine autonome Siedlung auf. ...
Quelle und mehr: Institut für Wertewirtschaft am 16.09.2008
Diplomarbeit:
Das Kindeswohl als Entschweidungskriterium im Jugendamt ...
Zitate aus Kap. 7, Ergebnis und Ausblick:
Das Ergebnis der Arbeit ist überraschend: Das Kindeswohl als Entscheidungskriterium in der Sozialarbeit im Jugendamt gibt es genau genommen weder bei der Ausübung des staatlichen Wächteramtes noch bei der Bewilligung von Hilfen zur Erziehung: Dort, wo Entscheidungskriterien für die Ausübung des Wächteramtes entwickelt werden, geht es nicht um Kindeswohl, sondern bestenfalls um die Abwehr von Kindeswohlgefährdungen. ...
Historisch ist das Problem in der Auseinandersetzung um die Definitionsmacht über das Kindeswohl zwischen Staat und Bürger entstanden. Im Nationalsozialismus hat ein totalitärer Staat diese Definitionsmacht tendenziell vollständig an sich gerissen und die Eltern als Erziehungsinstanz entmündigt. ...
Entscheidungen zum Kindeswohl sind nicht ohne die Eltern als exponierte Beziehungspersonen, von denen die Kinder nicht nur emotionell, sondern elementar in ihren Entwicklungsmöglichkeiten abhängig sind (Was die Eltern straft, straft auch das Kind, selbst wenn es sich um „schlechte“ Eltern handelt.), überhaupt denkbar. Einhaltung der Elternrechte und der Datenschutz sowie die mündige Einbeziehung der Eltern in den Hilfeprozess sind maßgeblich für Entscheidungen im Sinne des Kindeswohls. So bedeutet die Wahl der „am wenigsten schädlichen Alternative“ bei Vormundschaftsverfahren eine Entscheidung zum Kindeswohl, den Kindern die bestehenden Beziehungen zu ihren psychologischen Eltern zu erhalten. Darüber hinaus stellen Goldstein u.a. klar, dass weder Mitarbeiter des Jugendamtes noch die anderen beteiligten Spezialisten für das Kind die Eltern ersetzen können und sich davor hüten müssen zu entscheiden oder zu handeln, als wären sie die „besseren Eltern“. Damit würden sie den „Kampf ums Kind“ mit den Eltern eingehen und Dramen, wie einleitend beschrieben, erst ermöglichen. ...
Es waren vier Quellen, die ein Misstrauen der Eltern gegenüber dem Jugendamt rechtfertigen, festzustellen: Erstens gab es im Nationalsozialismus den Versuch, die Definitionsmacht über Kindeswohl staatlichen Interessen zu unterwerfen; zweitens stellt das Verhältnis Jugendamt zu Bürger ein Machtgefälle dar; drittens gibt es keine zuverlässigen Kriterien von Kindeswohl, an denen sie sich orientieren könnten; und viertens stellt das diagnostische Verfahren eine Entmündigung der Eltern dar. ...
Nimmt man das Ergebnis der Arbeit ernst, so sollte man sich nichts vormachen: Entscheidungen für Fremdunterbringungen, die vom Sozialarbeiter unabhängig vom Willen der Beteiligten getroffen werden, sind im Grunde genommen keine Entscheidungen zum Kindeswohl, sondern Entscheidungen zur Abwehr von Gefährdungen des Kindes. Und dieser Unterschied ist nicht so gering, wie man vielleicht annehmen mag. ...
Quelle: Diplomarbeit "Eine Untersuchung der Bedingungen für Kindeswohl" 3/2000
Freiheit für/durch die Schulen am 20./21. September 2008 auf Schloß Freudenberg, Wiesbaden
Samstag um 19.30 Uhr: Vortrag “Freiheit für die Schulen” von Ingo Krampen
Sonntag Seminar 9 Uhr bis 13 Uhr mit Beitrag “Freiheit durch die Schulen” von Kurt Wilhelmi

Bei diesem Treffen haben wir Ingo Krampen zu Gast. Er ist Mitbegründer von effe, dem Europäischen Forum für Freiheit im Bildungswesen. Das effe konnte u.a. dazu beitragen, daß in einer Reihe von Ländern die Schulgesetze freiheitlicher gestaltet wurden. Ingo Krampen wird aus dieser Arbeit berichten und in seinem Vortrag “Freiheit für die Schulen” auch die ideellen Gründe dieser Arbeit beleuchten:

- Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit die Schulen frei arbeiten können?
- Wie nähern wir uns diesem Ziel, wie können wir die Sache anpacken, welche Möglichkeiten der Mitwirkung gibt es?

Am Sonntag im Seminar wird Kurt Wilhelmi mit dem Beitrag “Freiheit durch die Schulen” die Frage beleuchten, welche Impulse von freien Schulen und Hochschulen ausgehen können, welche Rolle sie für die zukünftige Gestaltung der Gesellschaft spielen.

Information + Anmeldung: Regine Radke, Tel./Fax 03643-494146
Quelle: http://www.omnibus.org/240.html


Buch: Bindung stärkt - Emotionale Sicherheit für Ihr Kind - der beste Start ins Leben
Die Natur hat vorgesorgt: Das Bedürfnis des Kindes nach Geborgenheit, emotionaler Sicherheit und zuverlässigem Kontakt ist ein biologisch verankertes Grundbedürfnis, das mit einem ebenfalls verankerten “intuitiven Elternprogramm” verknüpft ist. Doch viel zu oft lassen sich Eltern von äußeren Einflüssen verunsichern, statt ihrem Gefühl zu vertrauen. Dieses Buch stärkt ihre ureigene Kompetenz und zeigt ihnen, wie sie kindliche Signale besser wahrnehmen, verstehen und feinfühlig auf sie reagieren können.
1. Auflage 2008, 160 Seiten, Broschur
ISBN: 9783466345212, EUR 14,95
Quelle: Kösel-Verlag
Anm: Angesichts solcher Erkenntnisse oder auch derer von Dr. Neufeld ("Unsere Kinder brauchen uns") bleibt es völlig unverständlich, warum die aktuelle Bildungspolitik Ganztagsprogramme für pädagogisch wertvoll vorgibt, statt gerade heraus, wie in Finnland, sich zu Wahlfreiheit und Elternengagement zu bekennen.

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