3. August 2008

"Das Elend des Vormittags auf den Nachmittag ausweiten" (frei nach Prof. Dr. Albert Wunsch)

Gleichmachende Ideologie
Zur Meldung "Geld für den Ganztag" vom 27.06.2008
Geld für den Ganztag, das hört sich gut an und läßt sich damit immer gut verkaufen. Über eine halbe Millionen Euro läßt sich der Landessteuerzahler den Ganztag im Märkischen Kreis zusätzlich kosten. Das wären knapp 20% aller Steuergelder im Kreis, die für Ganztagsbetrieb an Grund- und Sonderschulen aufgewendet werden. Die Zuschüsse für Schulzeitmodelle für Familien, die nichts auf den Ganztag geben, sind dagegen vermutlich so gering, dass sie zahlenmäßig schon nicht mehr erwähnenswert sind. So wird das Programm "8bis1" am Ende der Meldung nur kurz unter Fernerliefen erwähnt.
Ich bin der Ansicht, dass hier schleichend und mal wieder über die Köpfe der individuell Bedürftigen hinweg eine bestimmte Familien- und Schulpolitik durchgezogen werden soll, die viel mehr einer gleichmachenden Ideologie folgt als wirklich das Wohl der Kinder und ihrer Familien im Sinn zu haben.
Dass im PISA-Musterland Finnland die guten Bildungsergebnisse z.B. ohne Ganztagsbetrieb erreicht werden und dort im Gegenteil immer mehr auf den psycho-sozial unverzichtbaren Beitrag des Familienlebens gesetzt wird, das will in Deutschland erst gar niemand wissen. "Staat"-dessen wird gnadenlos auf den Ganztag gesetzt. Die Vermutung, dass damit nur die "Wegorganisation" der Kinder und damit die uneingeschränkte Erwerbstätigkeit der Erwachsenen die öffentlich aber versteckt gehaltene Absicht ist, erhärtet sich dadurch, dass es keinerlei wissenschaftlichen Beleg für das allgemein bessere Wohl von Kindern im Ganztagsbetrieb gibt. Stattdessen wird in der Meldung behauptet, das Geld käme 3101 Schülern (in Grund- und Sonderschulen) zu Gute. Den allgemeinen Vorteil für diese Kinder sehe ich in keiner Weise. Der Großteil dieser Kinder hat nämlich fürsorgliche Eltern, die privat wesentlich mehr zum Wohl ihrer Kinder leisten als der Ganztag. Wenn diese die knapp 1000 Euro, die anderen Familien in Form von Ganztagsbetreuung jährlich netto "zugute" kommt, in die Hand ausbezahlt bekämen, wären so manche lehrreiche Familienunternehmungen nicht nur zeitlich möglich, sogar auch finanziell locker hinterfüttert. Gerecht und zum besseren Wohl unserer Kinder.
Quelle: Leserbrief von J. Edel, veröffentlicht am 30.06.2008 in LN


Ergänzung dazu: Der politisch einseitig geförderte Ganztag schränkt die Wahlfreiheit der Bürger bei der Bildung derart ein, dass man sich einmal mehr Gedanken um Demokratie und die Wahrung der Menschenrechte in unserem Land Gedanken machen muss. Nicht einmal Fragmente bleiben dann nämlich von einer freien Wahl für die Erziehung und Bildung unserer Kinder. Man kann nur auf die ersten Verfassungsklagen von Eltern hoffen, die bald keine Halbtagsschule für ihr Kind mehr finden werden, aber von ihren Grundrechten Gebrauch machen und viel Zeit mit ihrem Nachwuchs verbringen wollen. Politische Regelungswut, Gier nach Mainstram und Gleichheitswahn, aber auch schlicht Realitätsverlust, Pseudo-Kinderfreundlichkeit und politisches Spar- und Wahlkampfkalkül sorgen trotz proklamierter Demokratie immer häufiger zur Vernichtung von Wahlfreiheiten. Neben der Kleinst- und Kleinkinderbetreuung, bei Fragen der privaten Lebensführung und vor allem im Bereich der Erziehung und Bildung greift die Krake Staat immer unverhohlener zu. Private Einrichtungen müssen schließen, Privatschulen werden zu teuer oder sind zu vereinzelt, und nun geht es auch noch an die verbliebenen Elemente freier Gestaltung der Bildung: Kinder sollen am liebsten normiert und ganztags von ihren familiären Bezügen getrennt werden. Wer nicht mitmacht und frei wählen will, wird zunächst ungläubig angeschaut und anschließend geächtet.

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