21. Juni 2008

Briefwechsel, Hintergrund und Interview

Sehr geehrter Herr Edel,
ich bekomme Ihren Newsletter seit einiger Zeit und bin sehr überrascht bis hin, ich kann kaum glauben, mit welcher Willkür die deutschen Behörden Eltern behandeln und damit das Wohl der Kinder gefährden.
So weit ich informiert bin, ist Deutschland das einzige Land, dass Homeschooling verbietet. Das sicher aus einem guten Grund:
Kinder, die in die Schule gehen MÜSSEN, sind total kontrollierbar und die Eltern gleich mit. Die Schulbehörden wissen genau, was sie tun. Sie unterdrücken bewusst die Entwicklung der Kinder, somit der zukünftigen Generation. Aber genau das ist auch so gewollt, denn Kinder, die sich frei und kreativ entwickeln würden, wären wahrscheinlich die „Denker“ von Morgen.
Aber genau das will man nicht. Man hat das Volk in Deutschland in den letzten 60 Jahren dumm und platt gemacht. Alles bewusst gewollt, ja sogar gezielt in den letzten 60 Jahren darauf hingearbeitet.
Die Behörden haben nicht umsonst solche Anweisungen. Menschen, bzw. Eltern, die aus solchem System ausbrechen wollen oder noch schlimmer, das sogar tun, werden per sofort verfolgt und „vernichtet“.
Genau das zeigt mir das Vorgehen gegen die Familie aus BW. Herr Oettinger hat sich förmlich an die Macht gedrängt und hat unterwegs dorthin so manchen platt gemacht, um selber dort anzukommen, wo er heute ist.
Deshalb ist es doch klar, dass er für „solche Dienste“ sofort zur Verfügung steht, um sich zu profilieren.
Ich finde es sehr gut, dass sich Eltern quer durch Deutschland organisieren und zusammenschliessen. Meinesachtens die einzige Möglichkeit gemeinsam stark zu werden und nur so gegen die Staatsgewalt (man muss in solchen Fällen wirklich schon davon sprechen) vorzugehen.
Also verliert nicht den Mut, macht weiter so und ich hoffe es werden von Monat zu Monat mehr Eltern, die aufwachen.
Denn unzufriedene Eltern gibt es genug in Deutschland, aber ebenso auch woanders in anderen Ländern.
Der Unterschied ist der, dass in anderen Ländern man als Eltern handeln kann, das Kind völlig legal aus dem Schulzwang herausnehmen und sich dabei nicht gleich strafbar macht.
In Deutschland herrscht immer noch der Verfolgungswahn, früher gegen andere, heute gegen die eigenen Eltern, die nur das Beste für ihr Kind wollen. Dieses strafbar zu machen, verstösst man gegen die international geltenden Menschenrechte.
Deutschland sollte sich nicht immer in die Politik anderer Länder einmischen. Die Politik sollte zuerst dringend vor der eigenen Tür kehren.
Das Ausland beobachtet solche Aktionen sehr genau, im Moment vielleicht noch kopfschüttelnd, aber wenn die Anzahlt solcher Aktionen zunimmt, nimmt das Verständnis gegen das „moderne“ Deutschland immer mehr ab.
Wenn Deutschland heute in der Völkergemeinschaft anerkannt werden möchte, wie es immer so schön heisst, dann müssen solche Aktionen (gegen Kinder) sofort aufhören!
Herzlichst, S. M. S.


Lieber Herr Edel,
bei aller Sympathie, ich verstehe Ihre Argumentation nicht ganz: Die Visionen von "Schule AKUT" sind doch zum Gruseln: Ganztagsschule, Einheitsschule .....Zwang zum Einheitsunterricht für alle. Wo bleibt der Individualismus, die Vielfalt der Interessen, Fähigkeiten, Wesensarten, Wünsche, Lebensentwürfe, die rechtzeitige vertiefende Förderung von Talenten?
In den von Ihnen angeführten Ausländern, wie England und Frankreich, sind es doch gerade Schulen mit Einheits- und Ganztagszwang, aus denen die Eltern haufenweise fliehen. Die meisten fliehen in Privatschulen und einige wenige in Homeschooling. Das dreigliedrige Schulsystem mit verbesserter Förderung, Unterstützung einzelner Schüler, und Einbeziehung der Elternhäuser insbesondere an der Hauptschule erscheint mir viel offener und bietet jedem freien Zugang zu mehr Bildung, ohne Schulgelder.
Ich  wünschte mir allerdings mehr Durchlässigkeit und jede Menge "Scouts", die talentierte Schüler einzeln fördern und zum Wechsel auf Real oder Gymnasium ermutigen und ein Stück weit begleiten. Und Praxistage für praktische Talente. Warum soll man die Artenvielfalt des Schulwesens zerstören und alle in eine Schule zwingen.
Ich bin außerdem ein Fan humboldscher breiter Bildung, mit Latein und Griechisch als Basis unserer Kulturgeschichte. Soll dieses Wissen jetzt in Deutschland politisch unkorrekt oder verboten sein, weil es es nicht alle interessiert oder es nicht alle können? Oder soll es nur noch als Sahnehäubchen ganz am Ende der Schulzeit gestreift werden?
Ich bin sehr für die Freiheit zum Homeschooling, wünsche mir aber für meine Kinder auch die Freiheit auf eine schulische Bildung unserer Wahl, und auch die Wahlfreiheit zwischen Ganz- und Halbtagsschule.
Warum nicht viele Angebote statt Zwang zur Vereinheitlichung? Im übrigen gibt es auch aus dem Musterland der Gemeinschaftsganztagsschule incl. Psychologen, Sozialarbeitern und vielen Lehrern, nämlich Schweden, erschreckende Bericht über Vandalismus, Lernverweigerung, Gewalt gegen Lehrer und unter Schülern und resignierende Pädagogen.
Viele Grüße M. K.

Liebe Frau Dr. K.,
die Argumentation für Schule Akut wurde nicht von mir, sondern von der Geschäftsführerin von Jako-O, offizieller Sponsor des Familiennetzwerks, geliefert. Der Hinweis zum Interview erscheint unter der Rubrik Schulversagen, weil zumindest richtig erkannt wurde, dass es in den Familien mit Kindern hauptsächlich und nur noch um die leidige Schule geht und nicht um viele schöne mögliche Dinge des jungen Lebens.
Die von mir angeführten Länder haben zwar teilweise schreckliche Schulsysteme, es ging der Interessentin aber um Möglichkeiten des problemlosen Homeschoolings bzw. Fernunterricht. Diese Möglichkeiten sind in allen Ländern um uns herum gegeben. Wer seine Kinder ins Schulsystem steckt, muss dann darin leben und darf sich auch nicht beklagen.
Auf klassische, humanistische Bildung wird man bald keinerlei Anspruch mehr haben. Finanzierbar wird nur noch das Minimum für den späteren, eigenen Brötchenerwerb sein. Wer dann Griechisch, Latein oder Hebräisch will, muss selber dafür sorgen. Übrigens, gerade bei der Pädagogik Humbolds finden sich Steilvorlagen bei der Begründung für schulfreie Bildungskonzepte. Auch die anderen großen Pädagogen wie Comenius, Tolstoj, Montessori, Pestalozzi, Steiner oder Freinet hätten sich jederzeit für gezieltes und persönlich gestaltetes Lernen und gegen Massenbetriebe ausgesprochen.
Ihr Ansinnen auf Freiheit, Vielfalt und Wahlmöglichkeiten verbindet uns und immer mehr Menschen in Deutschland sehr. Es wird allerdings Zeit, massiver dafür einzutreten, auch, wenn am Ende nur die Wahl zwischen Regen und Traufe erhalten bleibt. Es ist unser Recht und unsere Bürgerpflicht, für unseren uneingeschränkten Willen und den Erhalt der Selbstbestimmung zu kämpfen.
Ganz liebe Grüße und ein schönes Wochenende nach Hamburg,
Ihr Jan Edel


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Was also sollte sich Ihrer Ansicht nach ändern?
Auf Bundes- und Landesebene müssen Gesetzte eingebracht und verabschiedet werden, die den Unterricht von Kindern zu Hause mit vorgegebenen und überprüfbaren Materialien für alle Eltern gestatten. Die Rahmenbedingungen müssen von staatlicher Stelle vorgegeben werden. Übrigens hatten in Amerika Eltern, die ihre Kinder zu Hause unterrichteten, vor 30 Jahren die gleichen Probleme wie heute hier in Deutschland: Sie wurden bestraft. Doch Tausende Eltern machten Homeschooling zu einem öffentlichen Thema, bis sich Politiker mit einer Gesetzesänderung befassten. Seitdem können Eltern darüber entscheiden, was das Beste für ihr Kind ist – und nicht der Staat.
Quelle: pro Christliches Medienmagazin am 19.06.2008

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