22. Februar 2008

Plurale Toleranz für schulische Parallelgesellschaften und nichtschulische Minderheiten

Von Jan Edel

Dem Bürgermeister Großmann (CDU) von Altensteig sei Dank, dass das Motiv der bisherigen Verhinderung von Homeschoolingmodellen in Deutschland jetzt klar ist: die haben alle Angst vor den Muslimen. Besonders offensichtlich wurde dies nach dem fürchterlichen Brand in Ludwigshafen und dem Besuch des türkischen Präsidenten Erdogan in Deutschland. Hinter dem Kampfbegriff "Parallelgesellschaften" gegen Nichtschulfamilien steckt die große Furcht der Politiker und der ganzen Gesellschaft  gegenüber der Verselbstständigung dubioser, oft undurchsichtiger, fremder moslemischer Kulturen und Gemeinden in unserem Land. Immer mehr verdrängt politische Feigheit Denken und Selbstbewußtsein. Und wohl aus Ohnmacht muss die Waffe des Schulzwangs als Mittel der unauffälligen Gegenwirkung (Integration und Ausrichtung) herhalten.
Gut. Dass der Staat ein berechtigtes Interesse an einvernehmlichem Miteinander und an fähigen Beitragsleistern hat bleibt unbestritten. Warum aber Bildung unbedingt durch Schulbesuch nachgewiesen werden muss oder grundsätzlich, was die Entstehung von Migrantenstadtteilen mit den Bildungsambitionen von Homeschoolern zu tun haben soll, bleibt offensichtlich dem Bauchgefühl bzw. dem gedanklichen Kurzschluß überlassen.
Bezüglich moslemischer Mitbürger (deutsche wie türkische Familien) kann immerhin folgendes festgestellt (und von einer namhaften Islam-Forscherin bestätigt) werden:
a) Muslime haben traditionellerweise überhaupt kein Interesse an Hausunterricht
b) Selbst wenn sie es hätten, in andern Ländern bestehen mit Hausunterricht keine Probleme mit Muslimen, was den Vortrieb von Parallelgesellschaften betrifft.
c) Die Genehmigung/Duldung von Hausunterricht schlösse ja nicht den Nachweis für deutsche Sprache und Bildung aus. Bildungsziele könnten formuliert und ihre Erreichung überprüft werden. Offizielle Tests und Gespräche, besonders in der Anfangsphase der "individuellen, familienbasierten Schulbildung" würden einen engagierten, kompetenten und geeigneten Rahmen für alle Fortsetzung eines individuellen Bildungsmodells sicherstellen können.
d) Die gefürchteten islamischen und islamistischen "Parallelgesellschaften", etwa türkische Stadtteile, fremdsprachige Moscheen oder die Kriminalität jugendlicher Migranten sind längst Realität TROTZ allen Schulzwangs und werden von der Duldung des Hausunterrichts bestimmt NICHT verstärkend beeinflusst.
e) Es gibt ein paar islamische Internate in Deutschland, die von Dachverbänden als Intensiv-Islamisierung genutzt werden. Die Erreichung von kulturellen oder religösen Bildungszielen traut man in moslemischen (und in den meisten anderen) Kreisen nur besonderen Institutionen zu, aber dass muslimische Eltern selbst ihre Kinder gern zu Hause unterrichten würden, ist unbekannt.

f) Die meisten moslemischen Mütter fühlen sich bildungsmäßig nicht in der Lage, Erziehungs- und Bildungsziele besonders für ihre männlichen Kinder nachprüfbar zu erreichen und sehen das auch nicht als Ziel an. Im Gegenteil, in der muslimischen Kultur gehen Jungens (und Väter) außer Haus und bleiben ohne Einflußnahme der Mütter.

Ein differenzierterer Text zum Themenaspekt findet sich unter:
http://www.homeschooling.de/pbilden.htm und
http://de.liberty.li/magazine/?id=4269 oder auch im Buch "Schulfreie Bildung" von Jan Edel

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