1. Februar 2008

Widmung, Widmung, Widmung

Was Erwachsene zur Bildung ihrer Kinder beitragen können
Unter US-Amerikanischen Homeschoolern geht die Gewissheit um, Kinder durch eigenen Unterricht mindestens zu dem Abschluss führen zu können, den man selbst einst erreicht habe. Aber natürlich weiß man auch, dass Kinder, je älter sie sind, sich vielfältig angebotenen "Stoff" bei entsprechender Motivierung selbstständig "erobern". Während des Kleinkindalters, z.B. beim Laufenlernen, versucht das Kind stets das zu immitieren und zu können, was seine Eltern zeigen. Die elterliche Motivationshilfe besteht schlicht im Vorbild. Später, z.B. beim Schleife-binden, bei Aufgaben im Haus oder bei den Hausaufgaben kommt dann die direkt unterweisende Rolle der Eltern hinzu. Noch später, ob Eltern es merken oder nicht, verliert sich auch diese Rolle zunehmend. Was dann zählt ist die begleitete Konfrontation mit unbekannten, neuen Situationen und das Angebot möglich vielfältiger Herausforderungen. Dazu muss niemand studiert haben. Der Erwerb reinen Wissens ist in einer multimedialen und vernetzten Welt nicht mehr abhängig vom Wissen und Können der Bezugsperson(en). Außerdem besteht auch ein Unterschied darin, ob ich für drei aus eigenem Stall oder für dreizig Kinder aus wildfremd zusammengewürfelten Ställen verantwortlich bin. Im Grunde aber, das zeigen die Studien, kommt es beim Homeschooling, in welcher Form auch immer, für die Bildung der Kinder weniger auf die Bildung der Eltern als auf deren "Widmung" an. Diese Widmung setzt sich zusammen aus 1. wahrnehmen/sich zuwenden, 2. Rückkopplung/Identität geben und 3. Möglichkeiten/Perspektiven zeigen. Diese zugegebender Weise einleuchtende Weisheit legte auch der Freiburger Forscher und Psychiater/Neurologe/Psychotherapeut Prof. Dr. med. Joachim Bauer von der Universitätsklinik Freiburg dar.
(URL: http://derstandard.at/?url=/?id=3200153, siehe auch weiter unten)
Ein Oberstufenprojekt im Schweizerischen Aargau vor zwei Jahren (s. Anhang), bei dem auf Unterricht vollständig verzichtet wurde machte ebenfalls deutlich, wie unwesentlich Unterricht oder die spezielle Fachkompetenz der Lehrkraft ist. Die jugendlichen Schüler zeigten durch die lediglich angebotene Beratung der ansonsten passiven Lehrerinnen und Lehrer eine völlig unabhängige Leistung. Ihre eigene Motivation und Fachinvolvierung überstieg den Erwartungswert für beschulte Schüler, was sogar für nachhaltigere Bildung spricht.
Man kann also festhalten, dass der Bildungserfolg von Kindern in Homeschooling-Modellen nicht vom akademischen Grad der Betreuer, sondern am ehesten von deren Zuwendung und guten Beziehung abhängt. Auch im Schulsystem wird die Fähigkeit der Lehrkräfte (später wohl eher Lernbegleiter genannt) zu Empathie, zur Beratung, zur Hinführung zu neuen Quellen, kurz zum Aufbau einer kontinuierlichen, psychosozialen Beziehung eine immer entscheidendere Rolle spielen. Zum "Empowerment" des Nachwuchses sind aber Eltern von Natur aus prädestiniert. Wehe der Politik, wenn sie die natürliche Elternkompetenz (Fürsorge und Liebe) immer weiter untergräbt und nichts zum Erhalt derselben beiträgt, wie es das Grundgesetz fordert. (J. Edel)

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