29. Februar 2008

Schul(system)versagen

Im inzwischen wohl besten und anerkanntesten Online-Wörterbuch dict.cc (sicher neben LEO) findet sich folgende Übersetzung:

compulsory education = allgemeine Bildungspflicht {f} [außerhalb Deutschlands]
compulsory education = allgemeine Schulpflicht {f}

Der UN-Bildungsbeauftragte Munoz meint in seinem Bericht zum deutschen Bildungssystem mit "compulsory education" die staatlich finanzielle Pflicht für Schulbetriebe, bzw. ein staatliches und angemessenes Bildungsangebot, das für jeden erreichbar sein muss und auch Migranten und Behinderte inkludiert und natürlich die elterliche Bildungsverantwortung für ihre Kinder.

Schulpflicht ist wie die Todesstrafe in Hessen zwar im Landesrecht verankert, aber das Grundgesetz auf Bundesebene sticht und deshalb kann es weder die Todesstrafe noch Schulzwang geben. Wäre aber die Schulpflicht rechtens, so bedeutete sie noch lange nicht staatlich ausgeübten Besuchszwang (Schulzwang für Eltern und ihre Kinder). Und unter der gesetzlichen Interpretation des staatlich ausgeübten Besuchszwangs müßte Zuwiderhandlung analog z.B. zu §218 StGB (Schwangerschaftsabbruch) noch lange nicht strafverfolgt werden.


Mobbing/Bullying im mobbing-web (Anm.: Futter für Beweisanträge)
Quelle: http://www.mobbing-web.de/html/schueler-mobbing_mobbing_in_sc.html
Sozialpädiater sehen akuten Handlungsbedarf
Quelle: http://www.dgspj.de/pdfs/KampagneSchule.pdf
Leiter des Heckscher-Klinikums für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Dr. Freisleder, und BLLV-Präsident Wenzel fordern: "Kinder müssen von Versagensängsten befreit werden"
Quelle: http://www.bllv.de/archiv/presse/2008/20080225.shtml

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
Anonym hat gesagt…

Munoz Begriffsvorstellung und damit die der UN entspricht erstaunlich genau deutschkaiserlischer Vorstellung, siehe das preußische (!) Reichsschulpflichtgesetz von 1825, welches unter Schulpflicht eben die Pflicht der Gemeinden postuliert, eine Schule vorzuhalten.
Keineswegs postuliert Munoz und damit die politische Weltgemeinschaft (die schon zweifelhaft genug ist) eine Politik der vorausschauenden Zwangsbeschulung. Bei diesen sind wir in deutschdemokratischen Zeiten, interessanterweise seit 1938, angekommen. Und man kann kaum sagen, daß das vor über 100 Jahren vorbildliche deutsche Schulsystem heute, extrem verstaatlicht - in Betrieb und (!) Aufsicht - auch nur halbwegs was taugt.
Also: Zurück zu 1825 plus weiters eine Öffnung für althergebrachte und postmodern variierte Alternativen zu Schule wie Freilernen, Homeschooling und Unschooling. Und wer sich hier über Anglizismen beschweren will, dem sei in bester "deutscher Spitzenpädagogik" eingemeißelt, daß Deutschland diese Bildungstraditionen aus ideologischen Gründen total und gnadenlos aufgegeben hat und weiter aufgibt. Wir müssen also einmal mehr wieder aus dem Ausland reanimiert werden - und unsere diktatorischen Regierungen wieder an die elementarsten Menschenrechte reinnert werden. Wenn "wir" das hierzulande verstehen - und genuin privatim auch wieder zulassen, dann werden es Deutsche sein, die wieder zu Spitzenleistungen aufblühen. Ich freu' mich drauf!