1. November 2008

Berliner Erklärung zur Bildungsfreiheit

"Berliner Erklärung zur Bildungsfreiheit" verabschiedet
TagungsteilnehmerInnen aus verschiedensten Schulformen, von der staatlichen Grundschule  über reformpädagogische und demokratische Schulen in freier Trägerschaft bis hin zu Freilerner-Familien, deren Kinder sich ganz ohne Schulbesuch bilden, haben sich am Dienstag 28.10.2008 in Berlin auf eine Grundsatzerklärung zur Bildungsfreiheit geeinigt. Die "Berliner Erklärung zur Bildungsfreiheit" dient jetzt als Grundlage für gemeinsame Lobbyarbeit zugunsten der Bildungssituation unserer Kinder. Sie umfasst 5 Punkte:

  1. Wir teilen die Überzeugung, dass die gegenwärtige Bildungskrise gelöst werden kann, indem Freiraum für eine Vielfalt von Bildungsmöglichkeiten geschaffen wird.
  2. Diese Vielfalt umfasst alle individuellen Möglichkeiten. Dazu gehören staatliche Regelschulen verschiedener Formen, Schulen aller pädagogischen Richtungen in freier Trägerschaft inklusive Fernschulen sowie freie Bildungformen ohne Schule.
  3. Jeder Mensch hat gemäß UN-Menschenrechtserklärung  und UN-Kinderrechtskonvention das Recht auf Bildung. Die Art, Form, Inhalte und Ziele dieser Bildung sind individuell wählbar und selbstbestimmt.
  4. Der Staat hat laut Art. 7 GG die Aufsicht über das Schulwesen. Dadurch wird unserer Überzeugung nach im Sinne der Grund- und Freiheitsrechte gemäß Art. 1-19 GG kein eigenständiger staatlicher Erziehungs- und Bildungsauftrag begründet. Die staatliche Gemeinschaft wacht darüber, das Recht auf Bildung für Menschen jeden Alters zu gewährleisten und Missbrauch zu verhindern.
  5. Wir setzen uns daher gemeinsam für die Umwandlung des europaweit nur in Deutschland praktizierten Schulzwangs in ein Grundrecht auf Bildung gemäß der Punkte 1-4 ein. Wir laden alle freiheitlich gesinnten Kräfte in Deutschland und Europa  ein, uns hierbei zu unterstützen.

Kontakt: bildungsfreiheitjetzt(@)web.de,

Tel. 038374 752 56, Anke Caspar-Jürgens

Zu der Tagung hatten folgende Organisationen und Einzelpersonen eingeladen:

Matthias Westerholt RA, Kinder haben Rechte Bremen e.V.
Familie Neubronner, ehemals Bremen
Anke Caspar-Jürgens, Bundesverband Natürlich Lernen e.V.
Jörg Großelümern, Klemens Lichter, Netzwerk Bildungsfreiheit e.V.
Lies Feron, effe (European Forum for Freedom in Education), Brüssel
Anne Viezens, Ting-Schule Berlin
Prof. Dr. Franco Rest, Fachhochschule Dortmund
Harriet Pattison, Education Otherwise England
Birgit Lohff, Clonlara Schule Deutschland
Werner Küppers, Omnibus Direkte Demokratie
Jan Edel, Schulbildung in Familieninitiative e.V.
Sabine Reichelt, Magazin Unerzogen
Christiane Ludwig-Wolf und Andreas Jannek, Initiative für Selbstbestimmtes Lernen
Julia Dibbern, Anahita Verlag
Kurt J. Heinz, Christliches Informationsforum Medrum
Maria Steuer, Kinderärztin, Familie e.V.
Rudolf Schmidheiny, Schweizer Elternforum
Prof. Dr. Ulrich Klemm, Universität Ulm
OStR Raimund Pousset („Schafft die Schulpflicht ab!“)
Prof. Dr. Johannes Beck, Universität Bremen
Leslie Ocker, European Democratic Education Community
Niklas Gidion, Bundesverband Freier Alternativschulen
Prof. Dr. Gerd Habermann
Gisela Tamm, Bundesverband Freinet-Pädagoginnen, Freinet-Kooperative e.V.
Prof. Hans Schieser, DePaul University Chicago
Vera F.  Birkenbihl, Institut für gehirn-gerechtes Arbeiten


Bürgerrechtlicher Ruf nach Freiheit wird auch im Bildungswesen immer lauter
berlin
Am Dienstag, den 28.10.2008 fand in Berlin eine bemerkenswerte Tagung zum Thema „Konkrete Wege zur Bildungsfreiheit“ statt. Initiiert war die Veranstaltung von einem Bremer Rechtsanwalt und vorbereitet von Mitgliedern des "Netzwerks Bildungsfreiheit". Aus allen Teilen Deutschlands kamen Vertreter einiger Organisationen, Verbände und Vereine sowie einzelne Vordenker zusammen, um in Anbetracht verschiedenster Missstände im Bildungssektor über Ursachen und Lösungen zu beratschlagen. Die ca. 60 Teilnehmer zeichneten sich aus durch hohes Engagement und vielfach langjährige Beschäftigung mit der Thematik und den Hintergründen im eigenen Land. Schon die verschiedenartige Zusammensetzung der Teilnehmer ließ erahnen, an wie vielen Füßen der Schuh drückt. Die Probleme mit dem Schulsystem, aber auch die Kritik daran, müssen Beiträgen zufolge gewaltig und weit verteilt in allen Gesellschaftsteilen sein. Betroffen  seien eben nicht nur die Kinder, die Jugendlichen und Familien, sondern ebenso Lehrerinnen, Lehrer, Schulen, Hochschulen und Betriebe. Letztlich leide auch die gesamte deutsche Wirtschaft unter dem Mangel kreativer, selbstständiger und selbstbestimmter Köpfe, weshalb auch gerade Firmen als Motor in die Verantwortung für grundlegende Bildungsreformen und mehr Freiheit gezogen werden sollten.
Die besondere Schwierigkeit für echte Reformen des realexistierenden Bildungssystems in Deutschland wurde sehr bald ausgemacht: die schier unauflösbare Diskrepanz  zwischen Freiheit, hier die Freiheit und das Recht, sich selbst und selbstbestimmt zu bilden, und auf der anderen Seite die weit überzogenen Ansprüche des Staates an Gerechtigkeit und Sicherheit, in diesem Falle an Chancen, Schutz und Aufsicht für unsere Kinder und Jugendlichen. Nach den bitteren Erfahrungen mit staatlich geprägter Erziehung im Dritten Reich (Napola, Heimschulen etc.) hätten die Eltern des Grundgesetzes nach dem Kriege die Verantwortung von Erziehung und Bildung noch ganz bewusst der staatlichen Bestimmung entzogen und dem Einzelnen zugeordnet. Natürlich konnte diese Freiheit (Art. 6 GG) nicht ohne ein Mindestmaß an staatlicher Aufsicht gegen Missbrauch eingeräumt werden. Wieso es nun in unserem Lande wieder zu der weit verbreiteten Ansicht kommen konnte, dass Bildung komplett Sache des Staates sei und die staatliche Gemeinschaft nicht einfach nur wache, sondern alle Formen der Bildung eigenständig, d.h. in Schulen organisieren und lokalisieren müsse, wurde in Berlin einmal mehr hinterfragt. Bürgerrechtliche Freiheit zu eigener Bildungsverantwortung würde heute und im meist krassen Gegensatz zu Wissensgesellschaften anderer Ländern durch zentrale, staatliche Einzelvorgaben und bis in alle Details hinein verunmöglicht. Staatliche Kompetenzen und der Glaube an ministeriales Allwissen, das für alle und jeden im Schulalter genau eine Bildungsform, nämlich normierten Schulbesuch vorsehe, wären erschreckend selbstverständlich geworden. Das ginge teils soweit, dass Kinder, Familien, Eltern, sobald sie Bildungsfreiheit für sich z.B. durch eigenmächtige Aus- oder Umschulung in Anspruch nähmen, mit aller Härte behördlicher und letztlich juristischer Macht konfrontiert würden.
An dieser Stelle spricht die im Folgenden wiedergegebene „Berliner Erklärung“, die als gemeinsame Essenz der Tagung in Berlin gesehen werden kann, sehr gut für sich selbst.
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Ein weiteres Resultat am vergangenen Dienstag war der Beschluss zum Aufbau eines gemeinsamen, unabhängigen Informations- und Aktionsportals im Internet. Mit diesem Werkzeug soll – einzig unter der Prämisse der erarbeiteten „Berliner Erklärung“ – jedem, Verband oder Einzelperson, Gelegenheit zur Mitwirkung, Vernetzung, Unterstützung und zur Informationsbeschaffung gegeben werden. Bürgerrechtlich vereint werden könnten dadurch sämtlich Vereine, Verbände und Gruppen, die im Bereich der Bildung größeren Reform- und Freiheitsbedarf erkennen.
Insgesamt war dieser Tagung ein erfrischendes Gefühl von Aufbruch und Ermutigung abzuspüren, das für die deutsche Bildungslandschaft wieder hoffen ließe - wenn die erarbeiteten Bildungsgrundsätze auch gesellschaftspolitisch ankämen und respektiert würden. (je)
Quelle: Bildungsfreiheit.org am 30.10.2008
Alternativer Bildungsgipfel schmiedet neues Bündnis
Die Berliner Tagung "Konkrete Schritte zur Bildungsfreiheit" hat am 28. Oktober eine "Berliner Erklärung zur Bildungsfreiheit" als Plattform für die Bildungsfreiheit in Deutschland verabschiedet.
Der Schulbesuchszwang deutscher Prägung ist das Gegenteil von dem, was viele Menschen und Organisationen unter demokratischen Grundfreiheiten und bürgerlichen Rechten auf freie Bildung in den Demokratien Europas und Nordamerikas verstehen. Zahlreiche Organisationen setzen sich deshalb seit einiger Zeit für die Öffnung des deutschen Schulsystems zugunsten individueller Freiheit und Vielfalt in der Bildung ein. Sie haben sich am 28. Oktober zu einem eigenen Bildungsgipfel zusammengefunden, um sich auf gemeinsame Grundlagen zu verständigen, die als Plattform für künftige Inititiativen und ihre Zusammenarbeit dienen soll. Als Ergebnis der Tagung, an der mehr als 80 Multiplikatoren teilnahmen, wurde eine Grundsatzerklärung verabschiedet, die aus fünf Kernaussagen besteht: ...
Diese "Berliner Erklärung zur Bildungsfreiheit" steht jetzt als Grundlage für die künftige Ausrichtung und Zusammenarbeit eines Bildungsnetzwerkes zur Verfügung, das die Bildung von Kindern in der deutschen Gesellschaft nicht länger in einen eng ausgelegten staatlichen Zwangsrahmen hineingepresst sehen will, sondern Kindern und Eltern Raum für individuelle Bildungswege schaffen will. Dabei soll auch der Aufbau eines neuen Informationsportals im Internet helfen. Es soll suchenden Eltern Hilfe und Zugang zu Informationen über die Vielfalt von Bildungsmöglichkeiten verschaffen.
Mit Ende der Tagung fand auch die Inititiative ihren Abschluß, die Bildungsministerin in einem Offenen Brief mit Nachdruck zur Unterstützung der Bildungsfreiheit aufzurufen. Mehr als 800 Personen hatten sich diesem Brief angeschlossen, der am 29. Oktober im Bildungsministerium persönlich übergeben wurde.
Mit der Berliner Tagung ist der Brückenschluss zwischen unterschiedlichsten pädagogischen und weltanschaulichen Richtungen für Bildungsfreiheit in Deutschland gelungen, erklärten die Initiatoren.
Quelle: Christliches Informationsforum Medrum am 30.10.2008 oder presseecho.de am 30.10.2008
Bericht vom Forum Freiheit in Berlin
Gipfeltreffen der Freiheitsfreunde ...
Professor Erich Weede aus Bonn führte mit äußerst spitzen Bemerkungen souverän durch die Veranstaltung, bei der – und das ist durchaus nicht üblich – jede Rede überzeugte: Prof. Gerd Habermann, Vorstand der Hayek-Gesellschaft, hieß in einem gleichzeitig kämpferischen wie humoristischen Eröffnungsstatement alle „Partisanen der Freiheit“ willkommen. Später sprach er selbst über den staatlichen Angriff auf das Eigentum und die Familie. Dass beides als Grundlage der Zivilisation untrennbar zusammengehört, führte auch Prof. Hardy Bouillon weiter aus. Pierre Bessard widmete sich dem Teilangriff auf das Eigentum und Dr. Maria Steuer dem Angriff auf die Familie. Jörg Großelümern berichtete über den Aspekt Bildungsfreiheit und über die Nöte und Anliegen der in Deutschland kriminalisierten „Homeschooler“. ...
Quelle: ef-Online am 30.10.2008

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