21. November 2008

Interessante Links zu Bildungsfreiheit (Ausg. #49)

Hausschuleltern bitten in den USA um politisches Asyl
Wegen mangelnder Möglichkeiten in Deutschland seine eigenen Kinder selbst zu unterrichten und persönlich lernen zu lassen, verlassen zunehmend Familien Deutschland um im benachbarten Ausland oder in Übersee bessere Bedingungen vorzufinden. Obschon Deutschland eine lange und erfolgreiche Tradition in Sachen Hausunterricht (Homeschooling) bis 1938 hatte, ist dies seitdem nicht mehr möglich. Die großen und vielartigen Probleme des deutschen Schulsystems bewegen gerade bildungsambitionierte Familien, das Land zu verlassen. Seitens der Politik wird dies durchaus goutiert: So braucht man sich nicht um diese "Abweichler" zu kümmern und kann das alte überholte System der Bildung nach Ministerialdiktat fortsetzen. ...
Quelle: bildungsfreiheit.org am 19.11.2008


Hausschuleltern bitten in den USA um politisches Asyl
Die US-Organisation spricht von „Verfolgung“ in Deutschland.
Politisches Asyl in den USA hat eine christliche Familie aus Baden-Württemberg beantragt, weil sie in Deutschland ihre fünf Kinder nicht zu Hause unterrichten darf. Das berichtet die US-Organisation HSLDA (Homeschool Legal Defense Association – Vereinigung zur Verteidigung von Hausunterricht) mit Sitz in Purcellville (Bundesstaat Virginia).
Danach sei das Ehepaar Uwe und Hannelore Romeike (Bissingen bei Esslingen) im August in die USA geflohen, wo Hausunterricht erlaubt ist. Im Bundesstaat Tennessee würden sie von der HSLDA betreut, die auch das Asylgesuch unterstütze. Nach Ansicht der Organisation hat die „Verfolgung“ von Hausschuleltern in Deutschland zugenommen. Sie würden zu Geldstrafen verurteilt, ins Gefängnis gesteckt, oder ihnen werde das Sorgerecht für ihre Kinder entzogen. In den Vereinigten Staaten nehmen etwa zwei Millionen Kinder am Hausunterricht teil. ...
Gegenüber idea hatten die Eltern den Hausunterricht unter anderem damit begründet, dass die Kinder auf dem Schulhof und -weg immer wieder Gewalt und Mobbing ausgesetzt seien. Außerdem sei nicht erkennbar, dass der Auftrag der Landesverfassung, Kinder zur Ehrfurcht vor Gott zu erziehen, an der Schule umgesetzt werde. Christliche Werte wie Nächstenliebe, Rücksichtnahme, Hilfsbereitschaft, Selbstlosigkeit oder Ehrfurcht und Respekt vor Erwachsenen würden nicht genügend vermittelt. Stattdessen seien Kinder zunehmend esoterischen und okkulten Einflüssen ausgesetzt. „Wir wollen, dass unsere Kinder in Schule und Familie nach christlichen Grundsätzen aufwachsen“, sagte Hannelore Romeike. Im Januar war das Ehepaar Klaus-Dieter und Kathrin Landahl (Altensteig/Schwarzwald) nach Großbritannien ausgereist, um dort ihre Kinder selbst unterrichten zu können. Ein Gericht hatte ihnen in einem Eilverfahren das Sorgerecht für ihre schulpflichtigen Kinder teilweise entzogen. In (sic, gemeint ist GB) wird Hausunterricht rund 160.000 Kindern erteilt. Auch in anderen europäischen Ländern wie Dänemark, Finnland und Österreich dürfen Eltern ihre Kinder selbst unterrichten.
Quelle: idea Evangelische Nachrichtenagentur am 19.11.2008
Anm.: Übrigens: 160000 Kinder und Jugendliche werden in Großbritannien geschätzt, die sich ohne Schulbesuch bilden und trotzdem (oder gerade deshalb) prima lernen. Familien mit Eltern, die zu Hause regulär tatsächlich unterrichten, sind es weit weniger. Dies ist ein Unterschied und das kommt dadurch, dass in GB weder Schulpflicht noch Unterrichtspflicht besteht. So gibt es viele Fernschüler und eben auch welche, die sich völlig frei und ohne jeden Unterricht bilden. Schulpflicht nach deutschem Muster (staatlich vorgeschriebener Schulbesuch und diverse Zwangs- und Strafmaßnahmen) sind mittlerweile weltweit ziemlich einzigartig geworden! Hierzulande wird der einzelne Bürger mit seinen Ansichten und Bildungsbedürfnissen ignoriert und kann als Schulverweigerer offensichtlich nicht von Bildungsverweigerern unterschieden werden. Wenn es Behörden denn tatsächlich auf die erreichte Bildung ankäme, sollten Homeschooling-Modelle wie z.B. Fernunterricht in Deutschland im Rahmen der Schulpflicht kein Problem darstellen.
Republikflucht als Ausweg für bedrängte christliche Familien in Deutschland
Ein erneuter Fall einer christlichen Familie, die aus dem eisernen Vorhang "Schulzwangssystem" ausbricht ...
Das Elternpaar Uwe und Hannelore Romeike, das einer christlichen Gemeinde in Baden-Württemberg angehörte, sollte 90 Euro pro Fehltag als Bußgeld zahlen, falls seine Kinder nicht am Unterricht der öffentlichen Schule teilnehmen. Das wären - hochgerechnet - allein in einem Monat bei 20 Schultagen und drei Kindern insgesamt 5.700 Euro Bußgeld gewesen, für einen Bankmanager des Topmanagements eine gut verkraftbare Summe. Für Normalverdiener wie das Elternpaar Romeike war dies jedoch ein ruinöser Geldbetrag, der sie in das existentielle Aus geführt hätte. Sie hätten dieses Geld niemals aufbringen können. Ersatzweise drohten ihnen Maßnahmen wie Erzwingungshaft und Entzug des Sorgerechtes, an denen die Familie, die unter dem besonderen Schutz des Grundgesetzes steht, zerbrochen wäre.
Diese Maßnahmen gehören zu den Zwangsmitteln des deutschen Staates, mit denen "uneinsichtige" und unwillige Eltern gezwungen werden sollen, ihre Kinder die öffentlichen Schulen besuchen zu lassen, auch dann, wenn sie ersatzweise alles tun, um ihren Kindern eine gute Schulbildung zu vermitteln und dabei erfolgreich sind. Wer sich dem Schulzwang entzieht, handele wie ein Autofahrer, der sich immer wieder unter Alkoholeinfluss an das Steuer setze, so der Staatsanwalt bei der Verurteilung der Eltern Dudek, die zu jeweils 3-monatigen Gefängnisstrafen verurteilt wurden. ...
Quelle: Medrum Christliches Informationsforum am 20.11.2008
Einige kurze Gedanken zu Homeschooling (von Vera von Birkenbihl)
Quelle: Birkenbihl-insider.de unter den "einigen heißen Themen" dort
"Ich hab immer große Ohren gemacht"
Ken Adam, der Filmwelten für James Bond, Stanley Kubrick oder "Tschitty Tschitty Bäng Bäng" erschuf und nun den "Lucky Strike Design Award" erhielt, im Interview ...
Adam: Was für mich fast wichtiger war als meine Ausbildung, war der riesige Tisch, den meine Mutter aus Berlin mitgebracht hatte. Jeden Abend um sieben Uhr wurde gegessen. 26 Leute, die kamen aus allen Bereichen des Lebens, aus Wien, aus Berlin, aus Polen, aus Italien, alles Flüchtlinge, die ihre Geschichten erzählten. Ich habe immer große Ohren gemacht, das hat mich unheimlich beeinflusst, ich habe mehr davon gelernt, als ich jemals in einer Schule lernen konnte. ...
Quelle: Der Standard (A) am 20.11.2008
Pädagoge: "Eltern delegieren Erziehung und Bildung"
Der Frühpädagoge und Psychologe Martin Textor hat in einem Beitrag für die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift "Eltern" massiv Kritik an einem gesellschaftlichen Trend der "Abwertung der Mutterschaft" und der Fremdbetreuung von Kleinkindern geübt. "Für Eltern wird es immer normaler, Erziehung und Bildung zu delegieren", schreibt der Würzburger Wissenschaftler.
"Eine junge Mutter macht sich heute schon fast lächerlich, wenn sie behauptet, sie könne sich in der Erziehung ihres Kleinkindes besser verwirklichen als in ihrem Beruf", schreibt Textor. In Folge dessen könnten sich immer weniger Menschen heute noch vorstellen, dass man als junge Mutter "wirklich glücklich sein kann".
"Mutterschaft wird abgeschafft"
Textor, der zusammen mit seiner Frau das "Institut für Pädagogik und Zukunftsforschung" in Würzburg leitet, kritisiert den Trend, die "Mutterschaft als Teil der Weiblichkeit" abzuschaffen. ...
Quelle: Medienmagazin pro am 20.11.2008
Anm.: Der besprochene und äußerst lesenswerte Artikel "Das Verschwinden der Mütterlichkeit" ist im Magazin "Eltern", Ausgabe 12/2008 auf der Seite 86f abgedruckt. Dr. Textor ist auch Autor des von Prof. Dr. mult. Fthenakis herausgegebenen, über 544 Seiten starken Online-Familienhandbuchs des Staatsinstituts für Frühpadagogik (IFP). Dort findet sich auch der ähnliche Artikel "Auf dem Weg zur elternlosen Gesellschaft - die verlorene Hälfte der Weiblichkeit". Zitat z.B.: "Und was sich die Deutschen überhaupt nicht vorstellen können: Eltern sind durchaus in der Lage, die Schule zu ersetzen! In den USA besuchen laut dem National Home Education Research Institute (2007) schätzungsweise 1,7 bis 2,1 Mio. Kinder keine Schule, sondern werden von ihren Eltern gebildet. Und das mit großem Erfolg! Nach wissenschaftlichen Untersuchungen erhalten diese Kinder später genauso häufig eine universitäre bzw. höhere (Berufs-) Bildung wie Kinder, die eine Schule besuchten (Burns 1999, ERIC Development Team 2001, 2003). Auch ihre soziale und emotionale Entwicklung verläuft normal."
Armes, schlaues Superkind
Alarmiert von den Ergebnissen der Pisa-Studien, wollen viele Eltern ihre Kleinen schon früh auf Leistung und Kreativität trimmen. Doch die Förderung durch Kurse aller Art ist nicht unumstritten: Fachleute kritisieren elterlichen Überehrgeiz und fürchten das Verschwinden der Kindheit. ... Die "Verwissenschaftlichung der Erziehung", sagt der Hamburger Pädagogikprofessor Peter Struck, verunsichere viele Eltern und habe einen "neuen Förderungszwang" hervorgebracht. Als wären Kinder Produkte, die es möglichst frühzeitig zu optimieren gälte, gemäß der Frage: Wie wird unser Anton Pisa-fit? Wie wird Antonia globalisierungstauglich? Vom "Verschwinden der Kindheit" sprach einst der amerikanische Kulturkritiker Neil Postman; die Kindheit werde immer kürzer, konstatiert auch der Psychologe Johannes Klein-Heßling von der Berliner Bundespsychotherapeutenkammer. Die Pubertät habe sich nach vorn verlagert, und auch in den Jahren davor sei der Wandel fundamental. "Immer mehr Kinder werden immer früher auf Kurs gebracht", so Klein-Heßling, sie würden auch bei Freizeitangeboten mit Leistungserwartungen konfrontiert, "sie müssen sich selbst mehr managen als früher und vieles allein entscheiden". Vorbei die Zeiten, in denen Herumstreuner wie Tom Sawyer und Huckleberry Finn Vorbilder waren - heutzutage stehen Kinder unter Daueraufsicht, ihr Spielen soll möglichst sinnvoll sein. "Viele Eltern verplanen die Zeit ihrer Sprösslinge komplett", sagt Struck, "und denken viel zu früh an die Karriere." ...
Quelle: Spiegel Online special am 18.11.2008
Anm.: Gegensätzlich dazu ist die Studie im nächsten Beitrag, die zum Zwecke der Verbesserung bei PISA nur noch mehr Zwang und Druck auszuüben nahelegt. Überhaupt sind die politisch geforderte, "professionelle" Frühförderung und die Warnungen der Lern- und Hirnforscher, der Psychiater, Psychologen und Soziologen, die eindringlich Ruhe, Zwanglosigkeit und Anspruchsfreiheit für unsere Kinder fordern, ziemlich konträr.

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